ABEND
Zeichnung von ffi. Nieineyer-Moxter
Der Abend kommt —-
In blauer Höhe flimmert Stern an Stern,
Durch dunkle Bäume blinzt des Mondes Schein,
Des Tages Unrast scheint so nebelfern,
Und Friede zieht in jede Hütte ein.
Der Abend kommt — — —
Nun wird es langsam um mich still.
Des Lebens wildes Wünschen schmolz dahin,
Das müde Herz weiß endlich, was es will,
Und heller leuchtet mir des Lebens edler Sinn.
Der Abend kommt — — —
So reich’ mir deiner Güte milde Gabe,
Zeig’ mir den Weg, der auf zur Höhe führt,
Daß ich des Daseins höchste Freude habe,
Von allem Menschlichen nicht mehr berührt.
Paul Büß
Der Dorfuhrmacher
„Eigentlich habe ich Bedenken, Ihnen diese winzige
Armbanduhr anzuvertrauen-"
„Lächerlich! Ich habe sogar die Kirchenuhr repariert!"
Verkannt
Stippe hat nie Geld und pumpt alle Leute an. Er
macht das sehr geschickt. Er fängt mit seinem Opfer
ein Gespräch an. Z. B. so:
„Was sagen Sie zu Roosevelt?"
Stippe merkt sehr bald, ob der andere für oder
gegen Roosevelt ist. Ist er dafür, dann ist Stippe
dagegen. Manchmal dauert es eine Viertelstunde, bis
er endlich einflechten kann:
„Alles ganz schön und gut! Aber die Wirtschafts-
krise, die fürchterliche Verarmung! Dagegen hat Roose-
velt auch nichts machen können. Sehen Sie mich z. B.
an I Ich weiß seit Monaten nicht mehr, wie ein Zwan-
zigmarkschein aussteht. Könnten Sie mir nicht, nur der
Kuriosität halber, mal einen aus ein paar Tage über-
lassen?"
Ist der andere gegen Roosevelt, dann bricht Stippe
eine warme Lanze für den Präsidenten. Er endet:
„Und ich sage Ihnen: er ist der einzige, der die Wirt-
schaftskrise, die fürchterliche Wirtschaftskrise bannen
kann. Sie haben ja keine Ahnung, wie verarmt wir
sind I Sehen Sie mich z. B. an I Ich weiß seit Monaten
nicht mehr, wie ein Zwanzigmarkschein aussieht. Könnten
Sie mir nicht, nur der Kuriosität halber . . ."
Einmal ist ihm der Trick mit Dr. Kolk, einem Neu-
ling im Cafe, geglückt. Neulich machte sich Stippe
wieder an ihn.
„Glauben Sie, daß Gandhi siegen wird, Lerr
Doktor?"
Dr. Kolb ist inzwischen aufgeklärt worden.
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Lerr Stippe. Sie
kommen von Gandhi auf Mac Donald und die round
table Konferenz. Von da zum Völkerbund — den
bringen Sie in Verbindung mit dem Außenminister,
dann ziehen Sie Roosevelt in den Kreis Ihrer Be-
trachtung, springen auf die Wirtschaftskrise über und
möchten gerne zwanzig Mark--"
Stippe war empört.
„Lerr Doktor, Sie verkennen mich! Erstens wollte
ich mit Ihnen als Fachmann über Buddhismus sprechen.
And zweitens handelt es sich nicht um 20 Mark, sondern
nur um fünf." Gong
„Schwierige Sache" oder: „Die gebrochene Scheibe" oder: „Es zieht"
„Da heißt es immer, man soll so ne Skizze in einem Zug Heruntermalen,
das soll bei mir mal einer probieren!"
„9Iach der Entlassung aus dem Gefängnis bin ich Schlächter geworden!"
„Traurig! Sie hatten sich doch vorgenommen, besser zu werden!"
Entschuldigung
„Dein Aufsatz ,Anser Lund’ ist nicht viel wert!"
„Der Lund auch nicht, Lerr Lehrer!"
„Ist Ihnen, Lerr Zeuge, an dem Angeklagten in der letzten Zeit ein asoziales
Benehmen aufgefallen?"
„Asozial? Rich die Spur, Lerr Amtsgerichtsrat. Der is immer mit ner
Braut auf dem Sozius losgefahren."
Doppelsinnig
Er: „Dem Chef werde ich heute sagen, daß ich ihn für das größte Schaf
der Welt halte!"
Sie: „Denke an mich und die Kinder, Gustav!"
Ä)ir hatten ein Dienstmädchen aus dem Kohlengebiet.
„Wo haben Sie denn die Gesichtscreme hingetan, Luise?" fragte meine Frau,
„ich lege doch abends immer noch eine Schicht auf."
Luise hatte die Schachtel in den Wichskasten verstaut. Am nächsten Abend
die gleiche Frage meiner Frau.
Darauf Luise: „Machen Sie denn jeden Abend Nachtschicht, gnädige Frau?"
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Zeichnung von ffi. Nieineyer-Moxter
Der Abend kommt —-
In blauer Höhe flimmert Stern an Stern,
Durch dunkle Bäume blinzt des Mondes Schein,
Des Tages Unrast scheint so nebelfern,
Und Friede zieht in jede Hütte ein.
Der Abend kommt — — —
Nun wird es langsam um mich still.
Des Lebens wildes Wünschen schmolz dahin,
Das müde Herz weiß endlich, was es will,
Und heller leuchtet mir des Lebens edler Sinn.
Der Abend kommt — — —
So reich’ mir deiner Güte milde Gabe,
Zeig’ mir den Weg, der auf zur Höhe führt,
Daß ich des Daseins höchste Freude habe,
Von allem Menschlichen nicht mehr berührt.
Paul Büß
Der Dorfuhrmacher
„Eigentlich habe ich Bedenken, Ihnen diese winzige
Armbanduhr anzuvertrauen-"
„Lächerlich! Ich habe sogar die Kirchenuhr repariert!"
Verkannt
Stippe hat nie Geld und pumpt alle Leute an. Er
macht das sehr geschickt. Er fängt mit seinem Opfer
ein Gespräch an. Z. B. so:
„Was sagen Sie zu Roosevelt?"
Stippe merkt sehr bald, ob der andere für oder
gegen Roosevelt ist. Ist er dafür, dann ist Stippe
dagegen. Manchmal dauert es eine Viertelstunde, bis
er endlich einflechten kann:
„Alles ganz schön und gut! Aber die Wirtschafts-
krise, die fürchterliche Verarmung! Dagegen hat Roose-
velt auch nichts machen können. Sehen Sie mich z. B.
an I Ich weiß seit Monaten nicht mehr, wie ein Zwan-
zigmarkschein aussteht. Könnten Sie mir nicht, nur der
Kuriosität halber, mal einen aus ein paar Tage über-
lassen?"
Ist der andere gegen Roosevelt, dann bricht Stippe
eine warme Lanze für den Präsidenten. Er endet:
„Und ich sage Ihnen: er ist der einzige, der die Wirt-
schaftskrise, die fürchterliche Wirtschaftskrise bannen
kann. Sie haben ja keine Ahnung, wie verarmt wir
sind I Sehen Sie mich z. B. an I Ich weiß seit Monaten
nicht mehr, wie ein Zwanzigmarkschein aussieht. Könnten
Sie mir nicht, nur der Kuriosität halber . . ."
Einmal ist ihm der Trick mit Dr. Kolk, einem Neu-
ling im Cafe, geglückt. Neulich machte sich Stippe
wieder an ihn.
„Glauben Sie, daß Gandhi siegen wird, Lerr
Doktor?"
Dr. Kolb ist inzwischen aufgeklärt worden.
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Lerr Stippe. Sie
kommen von Gandhi auf Mac Donald und die round
table Konferenz. Von da zum Völkerbund — den
bringen Sie in Verbindung mit dem Außenminister,
dann ziehen Sie Roosevelt in den Kreis Ihrer Be-
trachtung, springen auf die Wirtschaftskrise über und
möchten gerne zwanzig Mark--"
Stippe war empört.
„Lerr Doktor, Sie verkennen mich! Erstens wollte
ich mit Ihnen als Fachmann über Buddhismus sprechen.
And zweitens handelt es sich nicht um 20 Mark, sondern
nur um fünf." Gong
„Schwierige Sache" oder: „Die gebrochene Scheibe" oder: „Es zieht"
„Da heißt es immer, man soll so ne Skizze in einem Zug Heruntermalen,
das soll bei mir mal einer probieren!"
„9Iach der Entlassung aus dem Gefängnis bin ich Schlächter geworden!"
„Traurig! Sie hatten sich doch vorgenommen, besser zu werden!"
Entschuldigung
„Dein Aufsatz ,Anser Lund’ ist nicht viel wert!"
„Der Lund auch nicht, Lerr Lehrer!"
„Ist Ihnen, Lerr Zeuge, an dem Angeklagten in der letzten Zeit ein asoziales
Benehmen aufgefallen?"
„Asozial? Rich die Spur, Lerr Amtsgerichtsrat. Der is immer mit ner
Braut auf dem Sozius losgefahren."
Doppelsinnig
Er: „Dem Chef werde ich heute sagen, daß ich ihn für das größte Schaf
der Welt halte!"
Sie: „Denke an mich und die Kinder, Gustav!"
Ä)ir hatten ein Dienstmädchen aus dem Kohlengebiet.
„Wo haben Sie denn die Gesichtscreme hingetan, Luise?" fragte meine Frau,
„ich lege doch abends immer noch eine Schicht auf."
Luise hatte die Schachtel in den Wichskasten verstaut. Am nächsten Abend
die gleiche Frage meiner Frau.
Darauf Luise: „Machen Sie denn jeden Abend Nachtschicht, gnädige Frau?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"'Schwierige Sache' oder: 'Die gebrochene Scheibe' oder: 'Es zieht'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4596, S. 143
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg