Im Dämmern
„Sie — Lerr — Wiesenschluß!"
„Luder hoaß il"
Der Meckerer
greifen und den goldnen Ehrenschild des Vereins für
Forellenfischerei. Sie meinen vielleicht, ich würde Ihnen
Ihre kümmerliche Geranie ruinieren oder Ihre trostlose
Balkontomate entwurzeln. Bitte, schauen Sie zu, und
dann können Sie sehen, wie ein alter Wurfangel-
routinier einen Wollsocken fischt."
„Lerr Kunzig, Sie können einen wahnsinnig machen."
„Laha! Sie sind ja knorke. Seit einer Stunde
quatschen Sie mich hier durchs Telephon an, versuchen
mich zu beleidigen, verdächtigen mich in der häßlichsten
Weise, rauben mir meinen Seelenfrieden, und da haben
Sie die Stirn, zu behaupten, ich-also, was wollen
Sie eigentlich von mir?"
„Ihnen sagen, daß bei Ihnen das ganze Bade-
zimmer voll Wasser stehen muß, und daß es bei mir auch
schon kniehoch durchgekommen ist."
Anders gemeint
„Würdest du meine Braut werden, auch wenn ich
dir gestehe, daß ich im Gefängnis gesessen habe?"
„Wie lange?"
„Das ist mir gleich! Die letzte Braut hatte ich vier
Monatei"
Der Meckerer Von Purzel Baum
Schmasow stürzt ans Telephon. Er will Kunzig, der im Stock über
ihm wohnt, etwas Dringendes mitteile», aber man kann mit dem Mann
ja nicht reden, er hat immer was in fremde Sätze hineinzumeckern — und
so hält Schmasow das Telephon für das gegebene Verständigungsmittel.
„Lier Kunzig."
„Lier Schmasow. Lerr Kunzig, ich rufe Sie an-"
„Das merke ich, Lerr Schmasow, das brauchen Sie nicht extra zu
betonen, ich bin ja noch nicht ganz doof. Lalten Sie mich vielleicht für
unzurechnungsfähig? Wenn das Telephon läutet, ruft einen doch immer
einer an, hä?"
„Lerr Kunzig, ich wollte Ihnen --"
„Ja, ich weiß, Sie haben seit vorgestern eine Vertretung für Staub-
sauger. Sie wollten mir einen andrehen, nicht wahr? Da sind Sie bei mir
an den Verkehrten gekommen. Ich sage Ihnen ein für alle Mal: verschonen
Sie mich mit geschäftlichen Angeboten!"
„Ich wollte Ihnen etwas Wichtiges mitteilen, Lerr Kunzig, bei
Ihnen-"
„Nur keine versteckten Beleidigungen, Lerr! Sind Sie froh, daß Sie
nicht ausgeredet haben. Sie wollten sagen: bei mir piepts, was? Ich
kann Ihnen nur sagen: hüten Sie sich! Ich habe einen Anwalt, der immer
die Löchststrasen durchdrückt."
„Etwas Wichtiges —-"
„Was können Sie mir schon Wichtiges mitzuteilen haben? Ausgerechnet
Siel Außerdem kann ich Ihnen sagen: mein Pudel hat sich verlaufen,
mein Lotterielos ist auf der Post verloren gegangen, ich habe einen Schaden-
ersayprozeß verloren, ich habe seit gestern eine Wurstvergiftung, mein
Dienstmädchen hat eine kostbare Chinavase zerbrochen — und da wollen
Sie mir etwas Wichtiges milzuteilen haben?"
„Ihr Dienstmädchen soll-"
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Lerr. Sie soll den Socken abholen,
der neulich auf Ihren Küchenbalkon gefallen ist. Es wird Ihnen ja kein
Zacken von der Krone abbrechen, wenn der Socken noch einen oder zwei
Tage aus dem Küchenbalkon liegen bleibt. Ein Wollsocken frißt ja nicht am
Zement. Aber ich sage Ihnen, ehe ich irgend einen Mitbewohner dieses
Laufes um die geringste Gefälligkeit bitte, eher frühstücke ich Filzpantoffeln.
Ich werde heute noch den Socken mit der Grundangel heraufhole». Ich
belästige niemand."
„Lerr Kunzig, Sie werden den Schaden zu tragen haben, wenn
Sie —" „Was heißt hier Schaden. Ich bin ein alter Angler, Lerr. Da
könne» Sie ohne Sorge sein. Ich besitze die silberne Plakette für Aal-
180
Lokalpatriotismus
Tourist: „Das Denkmal ist schlecht! So hat Goethe
nicht ausgesehen!"
„Woher wissen Sie das?"
„In meinem Leimatort steht auch 'n Goethedenkmal."
Falsch verstanden
„Ach, wie schön war's nu doch in den bayerischen Alpen,
da hat sogar 'n junger Mann um meine Land angehalten!"
„Sie — Lerr — Wiesenschluß!"
„Luder hoaß il"
Der Meckerer
greifen und den goldnen Ehrenschild des Vereins für
Forellenfischerei. Sie meinen vielleicht, ich würde Ihnen
Ihre kümmerliche Geranie ruinieren oder Ihre trostlose
Balkontomate entwurzeln. Bitte, schauen Sie zu, und
dann können Sie sehen, wie ein alter Wurfangel-
routinier einen Wollsocken fischt."
„Lerr Kunzig, Sie können einen wahnsinnig machen."
„Laha! Sie sind ja knorke. Seit einer Stunde
quatschen Sie mich hier durchs Telephon an, versuchen
mich zu beleidigen, verdächtigen mich in der häßlichsten
Weise, rauben mir meinen Seelenfrieden, und da haben
Sie die Stirn, zu behaupten, ich-also, was wollen
Sie eigentlich von mir?"
„Ihnen sagen, daß bei Ihnen das ganze Bade-
zimmer voll Wasser stehen muß, und daß es bei mir auch
schon kniehoch durchgekommen ist."
Anders gemeint
„Würdest du meine Braut werden, auch wenn ich
dir gestehe, daß ich im Gefängnis gesessen habe?"
„Wie lange?"
„Das ist mir gleich! Die letzte Braut hatte ich vier
Monatei"
Der Meckerer Von Purzel Baum
Schmasow stürzt ans Telephon. Er will Kunzig, der im Stock über
ihm wohnt, etwas Dringendes mitteile», aber man kann mit dem Mann
ja nicht reden, er hat immer was in fremde Sätze hineinzumeckern — und
so hält Schmasow das Telephon für das gegebene Verständigungsmittel.
„Lier Kunzig."
„Lier Schmasow. Lerr Kunzig, ich rufe Sie an-"
„Das merke ich, Lerr Schmasow, das brauchen Sie nicht extra zu
betonen, ich bin ja noch nicht ganz doof. Lalten Sie mich vielleicht für
unzurechnungsfähig? Wenn das Telephon läutet, ruft einen doch immer
einer an, hä?"
„Lerr Kunzig, ich wollte Ihnen --"
„Ja, ich weiß, Sie haben seit vorgestern eine Vertretung für Staub-
sauger. Sie wollten mir einen andrehen, nicht wahr? Da sind Sie bei mir
an den Verkehrten gekommen. Ich sage Ihnen ein für alle Mal: verschonen
Sie mich mit geschäftlichen Angeboten!"
„Ich wollte Ihnen etwas Wichtiges mitteilen, Lerr Kunzig, bei
Ihnen-"
„Nur keine versteckten Beleidigungen, Lerr! Sind Sie froh, daß Sie
nicht ausgeredet haben. Sie wollten sagen: bei mir piepts, was? Ich
kann Ihnen nur sagen: hüten Sie sich! Ich habe einen Anwalt, der immer
die Löchststrasen durchdrückt."
„Etwas Wichtiges —-"
„Was können Sie mir schon Wichtiges mitzuteilen haben? Ausgerechnet
Siel Außerdem kann ich Ihnen sagen: mein Pudel hat sich verlaufen,
mein Lotterielos ist auf der Post verloren gegangen, ich habe einen Schaden-
ersayprozeß verloren, ich habe seit gestern eine Wurstvergiftung, mein
Dienstmädchen hat eine kostbare Chinavase zerbrochen — und da wollen
Sie mir etwas Wichtiges milzuteilen haben?"
„Ihr Dienstmädchen soll-"
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Lerr. Sie soll den Socken abholen,
der neulich auf Ihren Küchenbalkon gefallen ist. Es wird Ihnen ja kein
Zacken von der Krone abbrechen, wenn der Socken noch einen oder zwei
Tage aus dem Küchenbalkon liegen bleibt. Ein Wollsocken frißt ja nicht am
Zement. Aber ich sage Ihnen, ehe ich irgend einen Mitbewohner dieses
Laufes um die geringste Gefälligkeit bitte, eher frühstücke ich Filzpantoffeln.
Ich werde heute noch den Socken mit der Grundangel heraufhole». Ich
belästige niemand."
„Lerr Kunzig, Sie werden den Schaden zu tragen haben, wenn
Sie —" „Was heißt hier Schaden. Ich bin ein alter Angler, Lerr. Da
könne» Sie ohne Sorge sein. Ich besitze die silberne Plakette für Aal-
180
Lokalpatriotismus
Tourist: „Das Denkmal ist schlecht! So hat Goethe
nicht ausgesehen!"
„Woher wissen Sie das?"
„In meinem Leimatort steht auch 'n Goethedenkmal."
Falsch verstanden
„Ach, wie schön war's nu doch in den bayerischen Alpen,
da hat sogar 'n junger Mann um meine Land angehalten!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Dämmern" "Falsch verstanden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4599, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg