Der Weitsichtige „Einen Kunden habe ich, der
so weitsichtig ist, daß ich ihm
beim Rasteren die Zeitung an
die Zimmerdecke heften muß!"
’i'lffe -. ■!
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Aund Im Pelz
„Jawohl! Mein Onkel hat, wie er ausdrücklich in
seinem Testament erklärt hat, mich nur deshalb zum Erben
eingesetzt, weil ich der einzige aus der Verwandtschaft
gewesen sei, der ihn nicht mit allerlei Lügen habe anpumpen
wollen. Denken Sie: diese Fügung! Wann geht denn schon
einmal ein Brief bei uns verloren? Das kommt doch fast
nie vor."
„O, das kann's gebe». Ich z. B. habe schon ein paar-
mal Briefe gekriegt, die meinem Flurnachbarn gehörten;
der Briefträger hat sie aus Versehen bei mir 'reinge-
schmiffen. Ich habe sie dann meinem Nachbarn gegeben.
Aber ebenso mag der Mann mal einen für mich bestimmten
Brief bekommen haben, und den hat er mir dann — er
ist ein ekelhafter Kerl — vielleicht nicht gegeben."
„Freilich, sowas kann Vorkommen. Wenn ich wüßte,
daß ein Briefträger daran schuld ist — aber von Schuld
darf ich natürlich nicht sprechen — daß es an einem Brief-
träger oder einem Nachbarn oder sonstwem gelegen hat, daß
jener blödsinnige Brief nicht in die Künde meines Onkels
gelangt ist --, o dann würde ich-"
„Dann würden Sie den Mann segnen und fürstlich
belohnen, nicht wahr?"
„Mit Vergnügen! Aber das wird sich nicht seststellen
lasten."
„Wir können es ja annehmen. Würden Sie dem Manne,
dem Briefträger oder wer es sonst gewesen sein mag-
würden Sie dem Menschen 1000 Mark geben ? Wenn auch
nur leihweise, weil er sie gerade gebrauchen kann. Setzen
Sie mal den Fall!"
Warum soll er den Fall nicht setzen? Er ist ja so
unwahrscheinlich. Alfred Vatz nickt. „Würde ich!"
Sofort greift Benno Grünlich in seine linke Rocktasche.
„Da haben Sie den Brief! Sie haben ihn mir damals
mitgegeben, daß ich ihn in den Kasten werfen sollte."
PiNg°P0Ng Von K. W. Canem
Ein Statistiker hat ausgerechnet, daß ein Briefträger
bei nur 250 Arbeitstagen im Jahr eine Kletterleistung
vollbringt, als wenn er 10 mal den Mount Everest bestiege.
So undankbar ist die Welt. Andern Leuten bringt es
schon Ruhm ein, wenn sie den richtigen Everest besteigen
und nicht ganz hinaufkommen.
Der seit 8 Jahren verschollene Forscher Oberst Faw-
cett soll im Amazonasgebiet bei den Chavanteindianern
leben. Es heißt, er habe nicht die Absicht, nach Europa
zurückzukehren.
And dabei sind die neuesten Nachrichten vom Stand
der europäischen Dinge noch nicht einmal zu ihm gelangt!
Präsident Roosevelt hat auf den Rat des Professors
Marren die Abwertung des Dollars durchgeführt. Warren
war früher Sachverständiger für Milch. Deshalb heißt der
Dollar jetzt Milchdollar.
Warren scheint sich hauptsächlich mit Magermilch be-
faßt zu haben.
Ein holländischer Gelehrter hat herausgebracht, woran
es liegt, daß dieselben Dinge von einem Menschen als
bitter-, von einem andern als süßschmeckend bezeichnet
werden. Genau wie es eine Farbenblindheit gibt, so gibt
es auch eine Geschmacksblindheit. Sie ist sogar erblich.
Trotzdem kommt es aber vor, daß z. B. die Mutter
süß und die Tochter bitter ist, oder umgekehrt.
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so weitsichtig ist, daß ich ihm
beim Rasteren die Zeitung an
die Zimmerdecke heften muß!"
’i'lffe -. ■!
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Aund Im Pelz
„Jawohl! Mein Onkel hat, wie er ausdrücklich in
seinem Testament erklärt hat, mich nur deshalb zum Erben
eingesetzt, weil ich der einzige aus der Verwandtschaft
gewesen sei, der ihn nicht mit allerlei Lügen habe anpumpen
wollen. Denken Sie: diese Fügung! Wann geht denn schon
einmal ein Brief bei uns verloren? Das kommt doch fast
nie vor."
„O, das kann's gebe». Ich z. B. habe schon ein paar-
mal Briefe gekriegt, die meinem Flurnachbarn gehörten;
der Briefträger hat sie aus Versehen bei mir 'reinge-
schmiffen. Ich habe sie dann meinem Nachbarn gegeben.
Aber ebenso mag der Mann mal einen für mich bestimmten
Brief bekommen haben, und den hat er mir dann — er
ist ein ekelhafter Kerl — vielleicht nicht gegeben."
„Freilich, sowas kann Vorkommen. Wenn ich wüßte,
daß ein Briefträger daran schuld ist — aber von Schuld
darf ich natürlich nicht sprechen — daß es an einem Brief-
träger oder einem Nachbarn oder sonstwem gelegen hat, daß
jener blödsinnige Brief nicht in die Künde meines Onkels
gelangt ist --, o dann würde ich-"
„Dann würden Sie den Mann segnen und fürstlich
belohnen, nicht wahr?"
„Mit Vergnügen! Aber das wird sich nicht seststellen
lasten."
„Wir können es ja annehmen. Würden Sie dem Manne,
dem Briefträger oder wer es sonst gewesen sein mag-
würden Sie dem Menschen 1000 Mark geben ? Wenn auch
nur leihweise, weil er sie gerade gebrauchen kann. Setzen
Sie mal den Fall!"
Warum soll er den Fall nicht setzen? Er ist ja so
unwahrscheinlich. Alfred Vatz nickt. „Würde ich!"
Sofort greift Benno Grünlich in seine linke Rocktasche.
„Da haben Sie den Brief! Sie haben ihn mir damals
mitgegeben, daß ich ihn in den Kasten werfen sollte."
PiNg°P0Ng Von K. W. Canem
Ein Statistiker hat ausgerechnet, daß ein Briefträger
bei nur 250 Arbeitstagen im Jahr eine Kletterleistung
vollbringt, als wenn er 10 mal den Mount Everest bestiege.
So undankbar ist die Welt. Andern Leuten bringt es
schon Ruhm ein, wenn sie den richtigen Everest besteigen
und nicht ganz hinaufkommen.
Der seit 8 Jahren verschollene Forscher Oberst Faw-
cett soll im Amazonasgebiet bei den Chavanteindianern
leben. Es heißt, er habe nicht die Absicht, nach Europa
zurückzukehren.
And dabei sind die neuesten Nachrichten vom Stand
der europäischen Dinge noch nicht einmal zu ihm gelangt!
Präsident Roosevelt hat auf den Rat des Professors
Marren die Abwertung des Dollars durchgeführt. Warren
war früher Sachverständiger für Milch. Deshalb heißt der
Dollar jetzt Milchdollar.
Warren scheint sich hauptsächlich mit Magermilch be-
faßt zu haben.
Ein holländischer Gelehrter hat herausgebracht, woran
es liegt, daß dieselben Dinge von einem Menschen als
bitter-, von einem andern als süßschmeckend bezeichnet
werden. Genau wie es eine Farbenblindheit gibt, so gibt
es auch eine Geschmacksblindheit. Sie ist sogar erblich.
Trotzdem kommt es aber vor, daß z. B. die Mutter
süß und die Tochter bitter ist, oder umgekehrt.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Weitsichtige"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4611, S. 378
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg