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Das Weihnachtsgeschenk
PiNg-PvNg Von K. W. Canem
Das allerneueste Stück von Bernard Shaw heißt „On the
rocks“ (Aufgelaufen oder Festgefahren) und richtet sich gegen die
Demokratie. Bei der Uraufführung soll sich das Publikum königlich
amüsiert haben. Nur einige hartnäckige Demokraten haben geshawdert.
In diesem Jahre sind in Schottland fast keine Fischerhochzeiten
gefeiert worden. Die Fischer haben kein Geld, da 1933 ein eklatanter
Leringsmangel geherrscht hat.
And da halten es die Fischer wie die Fischlein: sie gehen nicht
ins Netz.
Ein Maurermeister in Siena, dem von seinen zahlreichen Gläu-
bigern alles gepfändet war, bereitete dem Gerichtsvollzieher eine
Aeberraschung: er fertigte sich sehr solide Möbel aus Ziegelsteinen
und Mörtel an, die den Vorzug hatten, mit den Wänden und dem
Fußboden untrennbar verbunden zu sein.
Der Gerichtsvollzieher stand wie angemauert, und die Gläubiger
beißen auf Granit.
Schröder wurde wegen Bestechung zu Gefängnis verurteilt und die
ihm von Sklareks geschenkten Kleider eingezogen.
Es scheint, daß die Verteidigung angesichts dieser nackten Tat-
sachen zusammenbrach.
Ein Pariser Zahnarzt nahm einem Opernsänger, der nicht zahlte,
das Gebiß fort und schloß es in seinem Geldschrank ein. Da der
Sänger ohne sein Gebiß nicht auftreten konnte, zahlte er, klagte
aber wegen Erpressung.
Seltsamerweise behauptete er, der Zahnarzt habe ihm in un-
fairer Weise die Zähne gezeigt.
Humor des Auslandes
„Na, Walter, ist deine Abschiedsfeier vom Iunggesellenleben
gut verlaufen?"
„Oh, mein Lieber . . wir mußten beim Standesamt anklingeln
und die Lochzeit um drei Tage verschieben!" (Answers)
In Amerika sind verschiedene Lehr-
stühle für Äeiratskunde und Ehewissen-
schaft gegründet worden. Die Leirats-
kundler haben 10 Punkte aufgestellt, die
unbedingt erfüllt sein müssen, wenn die
Ehe glücklich werden soll.
Sie hätten sich mit 26 begnügen sollen.
14 Punkte hält ein Amerikaner von vorn-
herein nicht.
Der Gott sei Dank längst vergangene
Sklarek-Prozeß hat jetzt noch ein kleines
Nachspiel gehabt. Der Stadtbankdirektor
„Schön knusperig geworden, gnädige Frau!"
Äem Onkel Nepomuk, der immer so
ungepflegt daher kommt, haben sie eine
Flasche mit Laarwasser geschenkt, mit
einem köstlich duftenden Laarwasser.
Onkel Nepomuk tut einen Tropfen aus
die Land, riecht daran und ist zufrieden ..
„Ausgezeichnet!" sagt er. „Wirklich 'n
wunderbarer Geruch!" And dann bespritzt
er sich ausgiebig die Weste.
„Aber Onkel, was machst du? Das ge-
hört doch auf den Kopf!"
„Soll mir einfallen! Wenn ich's auf
dem Kopf Hab', dann Hab' ich doch selber
nischt von dem Geruch!"
Wieviel Kerzen sind am Baum?
Onkel Dippe Ist ein reicher Mann,
Der zum Weihnachtsfest was leisten kann:
Zur Bescherung ruft er jedes Jahr
Line grössere Verwandtenschar.
So auch diesmal. Alle warten schon:
Ah, da schallt der Klingel Silberton!
Gierig strömen sie ins Weihnachtszimmer,
Das erfüllt von reichem Kerzenschimmer,
Und es duftet schön nach Jichtenharz.
Doch sie stutzen, denn in ernstem Schwarz
Steht ein fremder Herr bei Onkel Dippe,
Und der Onkel spricht nun zu der Sippe:
„Ein Ulomentchen I Gleich geht'» ans
Bescheren,
Doch vorher ist noch was zu erklären.
Groß ist dieser Baum; besteckt mit vielen
Kerzen ist er, Helle zu erzielen.
Liebe Anverwandte! Jedes Jahr
Etwas dabei mir zum Aerger war;
Ummer stellte sich die Frage ein:
Wieviel Kerzen mögen das wohl sein?
Und dann fingt ihr alle an, zu zählen.
Und ihr mußtet euch beträchtlich quälen,
Denn bei all dem Flackern, Glänzen, Spiegeln
War ein Resultat schwer zu besiegeln.
Der fand so viel, jener so viel 'raus;
Blanche zankten — — o, es war ein Graus!
Holder Weihnachtsfriede soll regieren-
Diesmal kann mir sowas nicht passieren!"
Und den fremden Herrn stellt voll Triumph
Onket Dippe vor: „Herr Doktor Rumpf,
Rechtsanwalt und preußischer Rotar,
Dessen Zeugnis nicht bezweifelbar.
Während ich die Kerzen angebracht.
Hat er zählend dies Geschäft bewacht
Und beglaubigt, daß es nicht bestritten.
Ach, Herr Doktor — darf ich nunmehr
bitten?"
Der Rotar erklärt nun: „Meine Damen,
Meine Herrn, die Sie zum Feste kamen-
Aus dem Rotariatsakt hier ergibt sich:
Kerzen sind am Ehristbaum dreiundsiebzig."
—on.
394
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Das Weihnachtsgeschenk
PiNg-PvNg Von K. W. Canem
Das allerneueste Stück von Bernard Shaw heißt „On the
rocks“ (Aufgelaufen oder Festgefahren) und richtet sich gegen die
Demokratie. Bei der Uraufführung soll sich das Publikum königlich
amüsiert haben. Nur einige hartnäckige Demokraten haben geshawdert.
In diesem Jahre sind in Schottland fast keine Fischerhochzeiten
gefeiert worden. Die Fischer haben kein Geld, da 1933 ein eklatanter
Leringsmangel geherrscht hat.
And da halten es die Fischer wie die Fischlein: sie gehen nicht
ins Netz.
Ein Maurermeister in Siena, dem von seinen zahlreichen Gläu-
bigern alles gepfändet war, bereitete dem Gerichtsvollzieher eine
Aeberraschung: er fertigte sich sehr solide Möbel aus Ziegelsteinen
und Mörtel an, die den Vorzug hatten, mit den Wänden und dem
Fußboden untrennbar verbunden zu sein.
Der Gerichtsvollzieher stand wie angemauert, und die Gläubiger
beißen auf Granit.
Schröder wurde wegen Bestechung zu Gefängnis verurteilt und die
ihm von Sklareks geschenkten Kleider eingezogen.
Es scheint, daß die Verteidigung angesichts dieser nackten Tat-
sachen zusammenbrach.
Ein Pariser Zahnarzt nahm einem Opernsänger, der nicht zahlte,
das Gebiß fort und schloß es in seinem Geldschrank ein. Da der
Sänger ohne sein Gebiß nicht auftreten konnte, zahlte er, klagte
aber wegen Erpressung.
Seltsamerweise behauptete er, der Zahnarzt habe ihm in un-
fairer Weise die Zähne gezeigt.
Humor des Auslandes
„Na, Walter, ist deine Abschiedsfeier vom Iunggesellenleben
gut verlaufen?"
„Oh, mein Lieber . . wir mußten beim Standesamt anklingeln
und die Lochzeit um drei Tage verschieben!" (Answers)
In Amerika sind verschiedene Lehr-
stühle für Äeiratskunde und Ehewissen-
schaft gegründet worden. Die Leirats-
kundler haben 10 Punkte aufgestellt, die
unbedingt erfüllt sein müssen, wenn die
Ehe glücklich werden soll.
Sie hätten sich mit 26 begnügen sollen.
14 Punkte hält ein Amerikaner von vorn-
herein nicht.
Der Gott sei Dank längst vergangene
Sklarek-Prozeß hat jetzt noch ein kleines
Nachspiel gehabt. Der Stadtbankdirektor
„Schön knusperig geworden, gnädige Frau!"
Äem Onkel Nepomuk, der immer so
ungepflegt daher kommt, haben sie eine
Flasche mit Laarwasser geschenkt, mit
einem köstlich duftenden Laarwasser.
Onkel Nepomuk tut einen Tropfen aus
die Land, riecht daran und ist zufrieden ..
„Ausgezeichnet!" sagt er. „Wirklich 'n
wunderbarer Geruch!" And dann bespritzt
er sich ausgiebig die Weste.
„Aber Onkel, was machst du? Das ge-
hört doch auf den Kopf!"
„Soll mir einfallen! Wenn ich's auf
dem Kopf Hab', dann Hab' ich doch selber
nischt von dem Geruch!"
Wieviel Kerzen sind am Baum?
Onkel Dippe Ist ein reicher Mann,
Der zum Weihnachtsfest was leisten kann:
Zur Bescherung ruft er jedes Jahr
Line grössere Verwandtenschar.
So auch diesmal. Alle warten schon:
Ah, da schallt der Klingel Silberton!
Gierig strömen sie ins Weihnachtszimmer,
Das erfüllt von reichem Kerzenschimmer,
Und es duftet schön nach Jichtenharz.
Doch sie stutzen, denn in ernstem Schwarz
Steht ein fremder Herr bei Onkel Dippe,
Und der Onkel spricht nun zu der Sippe:
„Ein Ulomentchen I Gleich geht'» ans
Bescheren,
Doch vorher ist noch was zu erklären.
Groß ist dieser Baum; besteckt mit vielen
Kerzen ist er, Helle zu erzielen.
Liebe Anverwandte! Jedes Jahr
Etwas dabei mir zum Aerger war;
Ummer stellte sich die Frage ein:
Wieviel Kerzen mögen das wohl sein?
Und dann fingt ihr alle an, zu zählen.
Und ihr mußtet euch beträchtlich quälen,
Denn bei all dem Flackern, Glänzen, Spiegeln
War ein Resultat schwer zu besiegeln.
Der fand so viel, jener so viel 'raus;
Blanche zankten — — o, es war ein Graus!
Holder Weihnachtsfriede soll regieren-
Diesmal kann mir sowas nicht passieren!"
Und den fremden Herrn stellt voll Triumph
Onket Dippe vor: „Herr Doktor Rumpf,
Rechtsanwalt und preußischer Rotar,
Dessen Zeugnis nicht bezweifelbar.
Während ich die Kerzen angebracht.
Hat er zählend dies Geschäft bewacht
Und beglaubigt, daß es nicht bestritten.
Ach, Herr Doktor — darf ich nunmehr
bitten?"
Der Rotar erklärt nun: „Meine Damen,
Meine Herrn, die Sie zum Feste kamen-
Aus dem Rotariatsakt hier ergibt sich:
Kerzen sind am Ehristbaum dreiundsiebzig."
—on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Weihnachtsgeschenk" "Der Weihnachtskuchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4612, S. 394
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg