Zeichnung oon ®. Lrotsia«
„Wie geht denn 's Geschäft, Frau Schlappe ?"
„O mei-'s ernährt mich grade."
„Also geht's gut, wie man steht."
Der Rauchverzehrer
Von der Kusine Klara war ein Paket bei Gielitzers angekom-
men. Ein Kärtchen lag dabei: „Mit herzlichen Grützen diese kleine
Gabe für euch, meine Lieben I"
Das Paket enthielt einen Rauchverzehrer. Er war recht hübsch,
aus sicherlich vortrefflichem Porzellan mit einem aufgemalten Ele-
fanten, der seinen Rüssel anmutig schlängelte. Die meisten Rauch-
verzehrer find mit Elefanten geschmückt; vielleicht soll der teils sau-
gende, teils blasende Rüffel auf die Rauch verscheuchende Tätigkeit
des Apparats Hinweisen.
Lerr Gielitzer freute sich über den Rauchverzehrer. „Nett von
Klara, datz sie an mich gedacht hat!"
„An dich?" Frau Gielitzer wollte das nicht gelten lassen. „Das
Ding ist doch wohl hauptsächlich für mich bestimmt. Weil ich mich
doch immer über den Rauch von deinen Zigarren im Wohnzimmer
ärgere."
Da aber packte Fräulein Agnes, die achtzehnjährige Tochter,
den Rauchverzehrer. „Ich werde ihn in mein Zimmer setzen. Die
kleine Bude ist ja immer gleich ganz voll von Zigarettenrauch." —on.
„Ich habe meiner Frau zu Weihnachten eine Fahrt im neuen
Wagen versprochen."
„Bei den Zeiten! Mensch, können Sie sich jetzt ein Auto leisten?"
„Wer spricht denn von Auto? Bei uns fährt doch die Linie 19
der Elektrischen vorbei — die stellt am 25. neue Triebwagen ein."
Knorpel erzählt Schnurrbusch: „So glück-
lich wie diesmal zu Weihnachten war meine
Frau noch nie. Na, ich habe ja nun auch mal
ganz tief in die Tasche gelangt, um ihr einen
jahrelangen Lerzenswunsch zu erfüllen — also
ein Anhängerchen hat sie bekommen, einfach
oho! Ein an der einen Ecke aufgehängtes Vier-
eck von Platin, an jeder Ecke ein Smaragd —"
Schnurrbusch besinnt sich.
„Warten Sie mal," sagt er in der Art
von Gedankenlesern, „sind nicht rechts und links
zwei rautenförmige Glieder, jedes mit einer
Perle in der Mitte?"
„Das stimmt," staunt Knorpel, „woher
wissen Sie . . .?"
„Augenblick! Im Vierecke hängt ein Aqua-
marin in einem goldenen Gitter, wenn ich nicht
irre, und die Kettenglieder tragen abwechselnd
je einen Brillantsplitter und einen Rauchtopas."
„Nun sagen Sie aber doch," wundert sich
Knorpel, „sind Sie Lellseher?"
„Das nicht. Aber der Anhänger war gestern
in den Neuesten in der Rubrik „Verloren"
ganz genau beschrieben."
400
STILLE NACHT
Oben spielen sie „Verloben“,
Unten kreischt das Grammophon,
Links ist Radio am Toben,
Rechts bläst einer Bombardon.
Vis-a-vis sind zwei dramat’sche
Sängerinnen groß in Form.
Hintenraus spielt einer Bratsche,
Und die Resonanz — enorm!
.Bus dem Lichtschacht drei Klaviere,
Hoch vom Turm ein Bläserchor —
Oeffnet man die Vorgangstüre,
Steht schon ein Quartett davor.
Telephon. Und voll Entsagung
Lauscht man, weil Herr Meier will,
Einer seltnen Uebertragung:
Weihnaditsglocken aus Trippstrill.
Selbst die eigene Familie
Fällt nun ein mit aller Macht:
— Hagel in die Petersilie —
Stille, stille, stille Nacht!
Gong
Käthchen Böhnhase hat seit zwei Jahren
Klavierunterricht. Im vorigen Jahre war sie
noch nicht so weit, aber diesmal soll sie am
Weihnachtsabend den guten Vater, der doch die
Klavierstunden — manchmal allerdings brum-
mend — bezahlt hat, mit einer Probe ihrer
Fingerfertigkeit und ihres — wie Tante Berta
sagt — reichen musikalischen Empfindens
überraschen. Damit diese Aeberraschung
vollkommen sei, soll Käthchen sich heimlich
kurz vor der Bescherung an das Klavier
im Salon begeben, dessen Klänge dann
die Ohren des nebenan im Wohnzimmer
sitzenden, ahnungslosen Vaters umschmeicheln
sollen.
Alles klappt. Vater Böhnhase sitzt wirk-
lich, wie gehofft, im Wohnzimmer, Käthchen
ist am Klavier, die Klänge erklingen, und
Böhnhase ist richtig überrascht. Aber nicht so,
wie man gedacht hat. Er zieht die Ahr, schüttelt
den Kopf und wendet sich an die Gattn».
„Aber Emma, die Bescherung soll doch gleich
losgehn 1 Muß das Kind da jetzt noch
Klavier üben?" —on.
„Wie geht denn 's Geschäft, Frau Schlappe ?"
„O mei-'s ernährt mich grade."
„Also geht's gut, wie man steht."
Der Rauchverzehrer
Von der Kusine Klara war ein Paket bei Gielitzers angekom-
men. Ein Kärtchen lag dabei: „Mit herzlichen Grützen diese kleine
Gabe für euch, meine Lieben I"
Das Paket enthielt einen Rauchverzehrer. Er war recht hübsch,
aus sicherlich vortrefflichem Porzellan mit einem aufgemalten Ele-
fanten, der seinen Rüssel anmutig schlängelte. Die meisten Rauch-
verzehrer find mit Elefanten geschmückt; vielleicht soll der teils sau-
gende, teils blasende Rüffel auf die Rauch verscheuchende Tätigkeit
des Apparats Hinweisen.
Lerr Gielitzer freute sich über den Rauchverzehrer. „Nett von
Klara, datz sie an mich gedacht hat!"
„An dich?" Frau Gielitzer wollte das nicht gelten lassen. „Das
Ding ist doch wohl hauptsächlich für mich bestimmt. Weil ich mich
doch immer über den Rauch von deinen Zigarren im Wohnzimmer
ärgere."
Da aber packte Fräulein Agnes, die achtzehnjährige Tochter,
den Rauchverzehrer. „Ich werde ihn in mein Zimmer setzen. Die
kleine Bude ist ja immer gleich ganz voll von Zigarettenrauch." —on.
„Ich habe meiner Frau zu Weihnachten eine Fahrt im neuen
Wagen versprochen."
„Bei den Zeiten! Mensch, können Sie sich jetzt ein Auto leisten?"
„Wer spricht denn von Auto? Bei uns fährt doch die Linie 19
der Elektrischen vorbei — die stellt am 25. neue Triebwagen ein."
Knorpel erzählt Schnurrbusch: „So glück-
lich wie diesmal zu Weihnachten war meine
Frau noch nie. Na, ich habe ja nun auch mal
ganz tief in die Tasche gelangt, um ihr einen
jahrelangen Lerzenswunsch zu erfüllen — also
ein Anhängerchen hat sie bekommen, einfach
oho! Ein an der einen Ecke aufgehängtes Vier-
eck von Platin, an jeder Ecke ein Smaragd —"
Schnurrbusch besinnt sich.
„Warten Sie mal," sagt er in der Art
von Gedankenlesern, „sind nicht rechts und links
zwei rautenförmige Glieder, jedes mit einer
Perle in der Mitte?"
„Das stimmt," staunt Knorpel, „woher
wissen Sie . . .?"
„Augenblick! Im Vierecke hängt ein Aqua-
marin in einem goldenen Gitter, wenn ich nicht
irre, und die Kettenglieder tragen abwechselnd
je einen Brillantsplitter und einen Rauchtopas."
„Nun sagen Sie aber doch," wundert sich
Knorpel, „sind Sie Lellseher?"
„Das nicht. Aber der Anhänger war gestern
in den Neuesten in der Rubrik „Verloren"
ganz genau beschrieben."
400
STILLE NACHT
Oben spielen sie „Verloben“,
Unten kreischt das Grammophon,
Links ist Radio am Toben,
Rechts bläst einer Bombardon.
Vis-a-vis sind zwei dramat’sche
Sängerinnen groß in Form.
Hintenraus spielt einer Bratsche,
Und die Resonanz — enorm!
.Bus dem Lichtschacht drei Klaviere,
Hoch vom Turm ein Bläserchor —
Oeffnet man die Vorgangstüre,
Steht schon ein Quartett davor.
Telephon. Und voll Entsagung
Lauscht man, weil Herr Meier will,
Einer seltnen Uebertragung:
Weihnaditsglocken aus Trippstrill.
Selbst die eigene Familie
Fällt nun ein mit aller Macht:
— Hagel in die Petersilie —
Stille, stille, stille Nacht!
Gong
Käthchen Böhnhase hat seit zwei Jahren
Klavierunterricht. Im vorigen Jahre war sie
noch nicht so weit, aber diesmal soll sie am
Weihnachtsabend den guten Vater, der doch die
Klavierstunden — manchmal allerdings brum-
mend — bezahlt hat, mit einer Probe ihrer
Fingerfertigkeit und ihres — wie Tante Berta
sagt — reichen musikalischen Empfindens
überraschen. Damit diese Aeberraschung
vollkommen sei, soll Käthchen sich heimlich
kurz vor der Bescherung an das Klavier
im Salon begeben, dessen Klänge dann
die Ohren des nebenan im Wohnzimmer
sitzenden, ahnungslosen Vaters umschmeicheln
sollen.
Alles klappt. Vater Böhnhase sitzt wirk-
lich, wie gehofft, im Wohnzimmer, Käthchen
ist am Klavier, die Klänge erklingen, und
Böhnhase ist richtig überrascht. Aber nicht so,
wie man gedacht hat. Er zieht die Ahr, schüttelt
den Kopf und wendet sich an die Gattn».
„Aber Emma, die Bescherung soll doch gleich
losgehn 1 Muß das Kind da jetzt noch
Klavier üben?" —on.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie geht denn 's Geschäft, Frau Schloppe?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4612, S. 400
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg