Kinkerlitzchen
Ein Büchlein ist erschienen: „15V Ratschläge für fleischlose Er-
nährung." Die Verfasserin heißt Marianne Fleischhack.
Die vegetarische Autorin kennt wahrscheinlich Fleisch nur dem
Namen nach.
Von den letzten Raten der europäischen Kriegsschulden an die
Vereinigten Staaten hat nur Finnland die seine in vollem Be-
trage bezahlt.
Die andern Schuldner sagen, wie sie die Schulden bezahlen
sollen, das sei ein Rätsel für sie. Aber von Raten wollen
sie nichts mehr wissen.
Auf den größeren italienischen Eisenbahnstationen werden jetzt
den Reisenden umsonst Weinproben angeboten; sie werden dafür
ersucht, ein schriftliches Gutachten abzugeben, wie ihnen der Wein
geschmeckt hat.
Auch in vollen Zügen wird der Gratiswein genossen werden dürfen.
Ein viel mit Verkehrsunfällen beschäftigter englischer Richter
hat vorgeschlagen, Radfahrer müßten in der Dunkelheit weiße Jacken
tragen, damit sie besser von Autoführern bemerkt werden könnten.
Die Autoführer werden sagen, bisher hätten die Radfahrer immer
erst nach Anfällen sich in die Farbe der Anschuld kleiden wollen.
Ein Mißverständnis
Der junge Dr. Zippold trifft den Direktor Knelling. Der sagt:
„Sieh da, Lerr Doktor! Wo haben Sie denn gesteckt? Seit Jahr
und Tag bin ich Ihnen nicht mehr begegnet."
Dr. Zippold lächelt verlegen. „Zuletzt haben wir uns vor einem
Jahre gesehn, Lerr Direktor — am Dreikönigstag. Bei Ihrer Frau
Schwägerin, der Frau Konsul Stiebritz. Es gab da eine kleine
Kaffeegesellschaft, wenn Sie sich vielleicht erinnern werden."
Der „starke" Mann
„Mag sein — ich
weiß das nicht mehr.
Aber warum sind Sie
dann nie wieder aufge-
taucht, Lerr Doktor?"
Der junge Dr. Zip-
pold schließt sein Lerz
auf. „Das weiß ich ja
selber nicht, Lerr Di-
rektor! Ich mutz damals
bei der Frau Konsul
in Angnade gefallen sein.
Sie hat mich sehr kühl
verabschiedet, und ich
habe dann nie wieder
eine Einladung bekommen. And als ich es einmal mit einem Besuch
versuchen wollte, da waren die Lerrschaften nicht zu Lause. Aber
mir war klar: sie waren nur für mich nicht zu Lause."
„Das kann ich wirklich nicht verstehn."
„Ich ja auch nicht, Lerr Direktor. Ich habe versucht, mir alles,
was ich an jenem Nachmittag wohl gesagt habe, ins Gedächtnis zu-
rückzurufen. Aber ich sehe keinen Grund, daß ich mich mißliebig ge-
macht haben könnte. Es war doch am Dreikönigstag, Lerr Direktor.
Zum Kaffee gab es einen Sandkuchen. And da habe ich, soweit ich
mich erinnere, die Frau Konsul fragen wollen, ob ihr der Brauch
des Bohnenfestes bekannt wäre. Sie wissen doch, Lerr Direktor: in
einen Kuchen wird eine Bohne eingebacken, und wer die dann be-
kommt, wird als Bohnenkönig gefeiert."
„Ja, ich habe so'ne dunkle Ahnung davon. Aber das macht man
nicht bei uns, Lerr Doktor."
„Das merkte ich, Lerr Direktor. Aber als ich davon reden
wollte, ging ihre verehrte Frau Schwägerin gar nicht darauf ein;
sie drehte mir beinahe den Rücken. Warum denn nur? Was kann
sie mir dabei Übel genommen haben?"
„Ist mir auch ganz unerklärlich. Aber ich
werde mal hingehen und antippen."
Direktor Knelling ging also zu Frau Konsul
Stiebritz und tippte an. Vorhin Hab' ich den
Dr. Zippold getroffen. Adolfine. Wirklich ein
netter junger Mann."
„Ein unverschämter Mensch! Der darf mir
nie wieder ins Laus kommen."
„Nanu, was hat er denn angestellt?"
„Das letzte Mal ist er zum Kaffee hier ge-
wesen. And der Kaffee ist ihm nicht gut genug
gewesen. And das hat er mir in der frechsten
Weise ins Gesicht gesagt."
„Kann ich mir gar nicht von dem Manne denken.
Was hat er denn gesagt?"
„Was der Kerl gesagt hat? Er hat gesagt:
Eine Bohne ist wohl nicht dabei?" —»».
Abwechslung
„Was machen Sie eigentlich jeden Abend zu
Lause?"
„Nichts! Ich schlafe!"
„And vorher, ehe Sie ins Bett gehen?"
„Da schlafe ich auf'm Sofa!"
Bauerntheater
„Donnerwetter, die spielen aber echt!" — „Das ist heut
noch gar nichts, sonst kriegen auch die Zuschauer Prügel!"
Der Lutmacher Müller hat einen faulen
Kunden, den er neulich auf der Straße traf.
Der Kunde ging aber auf die andere Straßen-
seite hinüber. Da schimpft Müller: „Der Kerl
könnte auch wenigstens meinen Lut vor mirziehen!"
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Ein Büchlein ist erschienen: „15V Ratschläge für fleischlose Er-
nährung." Die Verfasserin heißt Marianne Fleischhack.
Die vegetarische Autorin kennt wahrscheinlich Fleisch nur dem
Namen nach.
Von den letzten Raten der europäischen Kriegsschulden an die
Vereinigten Staaten hat nur Finnland die seine in vollem Be-
trage bezahlt.
Die andern Schuldner sagen, wie sie die Schulden bezahlen
sollen, das sei ein Rätsel für sie. Aber von Raten wollen
sie nichts mehr wissen.
Auf den größeren italienischen Eisenbahnstationen werden jetzt
den Reisenden umsonst Weinproben angeboten; sie werden dafür
ersucht, ein schriftliches Gutachten abzugeben, wie ihnen der Wein
geschmeckt hat.
Auch in vollen Zügen wird der Gratiswein genossen werden dürfen.
Ein viel mit Verkehrsunfällen beschäftigter englischer Richter
hat vorgeschlagen, Radfahrer müßten in der Dunkelheit weiße Jacken
tragen, damit sie besser von Autoführern bemerkt werden könnten.
Die Autoführer werden sagen, bisher hätten die Radfahrer immer
erst nach Anfällen sich in die Farbe der Anschuld kleiden wollen.
Ein Mißverständnis
Der junge Dr. Zippold trifft den Direktor Knelling. Der sagt:
„Sieh da, Lerr Doktor! Wo haben Sie denn gesteckt? Seit Jahr
und Tag bin ich Ihnen nicht mehr begegnet."
Dr. Zippold lächelt verlegen. „Zuletzt haben wir uns vor einem
Jahre gesehn, Lerr Direktor — am Dreikönigstag. Bei Ihrer Frau
Schwägerin, der Frau Konsul Stiebritz. Es gab da eine kleine
Kaffeegesellschaft, wenn Sie sich vielleicht erinnern werden."
Der „starke" Mann
„Mag sein — ich
weiß das nicht mehr.
Aber warum sind Sie
dann nie wieder aufge-
taucht, Lerr Doktor?"
Der junge Dr. Zip-
pold schließt sein Lerz
auf. „Das weiß ich ja
selber nicht, Lerr Di-
rektor! Ich mutz damals
bei der Frau Konsul
in Angnade gefallen sein.
Sie hat mich sehr kühl
verabschiedet, und ich
habe dann nie wieder
eine Einladung bekommen. And als ich es einmal mit einem Besuch
versuchen wollte, da waren die Lerrschaften nicht zu Lause. Aber
mir war klar: sie waren nur für mich nicht zu Lause."
„Das kann ich wirklich nicht verstehn."
„Ich ja auch nicht, Lerr Direktor. Ich habe versucht, mir alles,
was ich an jenem Nachmittag wohl gesagt habe, ins Gedächtnis zu-
rückzurufen. Aber ich sehe keinen Grund, daß ich mich mißliebig ge-
macht haben könnte. Es war doch am Dreikönigstag, Lerr Direktor.
Zum Kaffee gab es einen Sandkuchen. And da habe ich, soweit ich
mich erinnere, die Frau Konsul fragen wollen, ob ihr der Brauch
des Bohnenfestes bekannt wäre. Sie wissen doch, Lerr Direktor: in
einen Kuchen wird eine Bohne eingebacken, und wer die dann be-
kommt, wird als Bohnenkönig gefeiert."
„Ja, ich habe so'ne dunkle Ahnung davon. Aber das macht man
nicht bei uns, Lerr Doktor."
„Das merkte ich, Lerr Direktor. Aber als ich davon reden
wollte, ging ihre verehrte Frau Schwägerin gar nicht darauf ein;
sie drehte mir beinahe den Rücken. Warum denn nur? Was kann
sie mir dabei Übel genommen haben?"
„Ist mir auch ganz unerklärlich. Aber ich
werde mal hingehen und antippen."
Direktor Knelling ging also zu Frau Konsul
Stiebritz und tippte an. Vorhin Hab' ich den
Dr. Zippold getroffen. Adolfine. Wirklich ein
netter junger Mann."
„Ein unverschämter Mensch! Der darf mir
nie wieder ins Laus kommen."
„Nanu, was hat er denn angestellt?"
„Das letzte Mal ist er zum Kaffee hier ge-
wesen. And der Kaffee ist ihm nicht gut genug
gewesen. And das hat er mir in der frechsten
Weise ins Gesicht gesagt."
„Kann ich mir gar nicht von dem Manne denken.
Was hat er denn gesagt?"
„Was der Kerl gesagt hat? Er hat gesagt:
Eine Bohne ist wohl nicht dabei?" —»».
Abwechslung
„Was machen Sie eigentlich jeden Abend zu
Lause?"
„Nichts! Ich schlafe!"
„And vorher, ehe Sie ins Bett gehen?"
„Da schlafe ich auf'm Sofa!"
Bauerntheater
„Donnerwetter, die spielen aber echt!" — „Das ist heut
noch gar nichts, sonst kriegen auch die Zuschauer Prügel!"
Der Lutmacher Müller hat einen faulen
Kunden, den er neulich auf der Straße traf.
Der Kunde ging aber auf die andere Straßen-
seite hinüber. Da schimpft Müller: „Der Kerl
könnte auch wenigstens meinen Lut vor mirziehen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bauerntheater" "Der 'starke' Mann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4615, S. 26
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg