Zeichnung von M. Claus
ich Ihnen, dem fehlt gar nichts.
Der will sich mit seinen Krank-
heitsgeschichten bloß selber inter-
effant Vorkommen. Dilles Ein-
bildung. törichte Einbildung!"
„Aber ich bitte Sie. Lerr
Wackerbarth: gestern ist mein
Onkel-" seufzt der junge
Zierbusch.
„Na also, was ist denn los?
Was bildet sich denn Ihr Onkel
Neues ein?" lacht Wackerbarth.
Nun aber wird der junge
Zierbusch doch ironisch. „Ja. seit
gestern bildet er sich ein, daß er
gestorben ist."
An der Pulverfabrik war ein
Anglück passiert.
Der Direktor ließ den Buch-
halter kommen und sagte:
„Lerr Runkel, ich habe eine
delikate Aufgabe für Sie. Be-
nachrichtigen Sie die Witwe des
Werkmeisters Knülle von der Ex-
plosion und dem Ableben ihres
Mannes."
„Guten Tag. Frau Knülle."
sagte der Buchhalter. „Ich soll
Ihnen nur ausrichten: Ihr Mann
ist heute morgen mit einer bren-
nenden Pfeife in den Pulver-
turm gegangen . ."
„Ich kann mir schon denken
— die Direktion ist streng — es
bleibt ihr ja auch nichts übrig —"
„Da haben Sie recht. Nur der
Pfeifendeckel ist übrig geblieben."
Gerecht -Du bist mit Maxe jegangen. Lene — dafor Hab' ick ihm eene jehauen."
„Na. du bist jestern mit Lulda jegangen."
„Schön, kannst du ihr ooch eene kleben."
Hartnäckige Einbildung
Wackerbarth ist ein fabelhast strammer Kerl. Kranksein — oho.
das gibt es nicht für ihn. And deshalb neigt Wackerbarth dazu,
jeden Patienten für einen Hypochonder anzusehen. Leiden beruhen
auf Einbildung. And wenn mal wirklich ein kleines Aebel sich ein-
stellt — ja. dann benutzen viele Leute die nicht zu leugnende Macht
des Gemüts nicht etwa dazu, dieses Aebelchen fortzuscheuchen — nein,
sie hätscheln es im Gegenteil mit ihrer Einbildung und lasten es in
ihrer Angst wachsen und gedeihen.
Wackerbarth begegnet dem jungen Zierbusch, dessen Onkel Se-
bastian seit Jahr und Tag Patient ist. „Was ist denn los?" fragt
Wackerbarth. „Sie sehen ja so bekümmert aus."
„Ach. Lerr Wackerbarth." beginnt der junge Zierbusch. „Mein
Onkel Sebastian-"
..Ansinn! Sie müssen Ihrem Onkel diese ewigen Klagen nicht
glauben, mein Lieber. Der Mann ist im Grunde ganz gesund, sage
Hinderniffe
Assessor Stieglitz ist aus Knall-
burg nach Ziegenstedt versetzt
worden. Beides sind greuliche
Nester, aber Ziegenstedt gefällt
ihm noch weniger. „Es fehlt hier
an jeder geistigen Anregung."
meint er zum Amtsrichter Bock.
„In Knallburg hatten wir wenig-
stens einen Leseverein. Da haben
wir einmal in der Woche was Dramatisches gelesen, mit verteilten
Rollen."
„Ja. das können wir hier leider nicht machen: die Gattin des
Lerrn Postdirektors lispelt, und die vom Bürgermeister hat den
Stockschnupfen."
Äie neugebackene Lausfrau kaufte Kochwurst. ..... aber —"
fragte sie unsicher den Schlächter, „wie kocht man denn solche
Wurst?" —
„Ach. Madamcken," sagte der Schlächter, „das ist nicht so schwer-
Genau wie Sie z. B. Fisch kochen."
Mittags kam sie etwas ängstlich ins Eßsimmer. wo der Gatte
ihrer harrte, und sagte: „Loffentlich reicht's. Denn als ich die
Wurst geschuppt und ausgenommen hatte, war fast nichts mehr
drin . . . " —
158
ich Ihnen, dem fehlt gar nichts.
Der will sich mit seinen Krank-
heitsgeschichten bloß selber inter-
effant Vorkommen. Dilles Ein-
bildung. törichte Einbildung!"
„Aber ich bitte Sie. Lerr
Wackerbarth: gestern ist mein
Onkel-" seufzt der junge
Zierbusch.
„Na also, was ist denn los?
Was bildet sich denn Ihr Onkel
Neues ein?" lacht Wackerbarth.
Nun aber wird der junge
Zierbusch doch ironisch. „Ja. seit
gestern bildet er sich ein, daß er
gestorben ist."
An der Pulverfabrik war ein
Anglück passiert.
Der Direktor ließ den Buch-
halter kommen und sagte:
„Lerr Runkel, ich habe eine
delikate Aufgabe für Sie. Be-
nachrichtigen Sie die Witwe des
Werkmeisters Knülle von der Ex-
plosion und dem Ableben ihres
Mannes."
„Guten Tag. Frau Knülle."
sagte der Buchhalter. „Ich soll
Ihnen nur ausrichten: Ihr Mann
ist heute morgen mit einer bren-
nenden Pfeife in den Pulver-
turm gegangen . ."
„Ich kann mir schon denken
— die Direktion ist streng — es
bleibt ihr ja auch nichts übrig —"
„Da haben Sie recht. Nur der
Pfeifendeckel ist übrig geblieben."
Gerecht -Du bist mit Maxe jegangen. Lene — dafor Hab' ick ihm eene jehauen."
„Na. du bist jestern mit Lulda jegangen."
„Schön, kannst du ihr ooch eene kleben."
Hartnäckige Einbildung
Wackerbarth ist ein fabelhast strammer Kerl. Kranksein — oho.
das gibt es nicht für ihn. And deshalb neigt Wackerbarth dazu,
jeden Patienten für einen Hypochonder anzusehen. Leiden beruhen
auf Einbildung. And wenn mal wirklich ein kleines Aebel sich ein-
stellt — ja. dann benutzen viele Leute die nicht zu leugnende Macht
des Gemüts nicht etwa dazu, dieses Aebelchen fortzuscheuchen — nein,
sie hätscheln es im Gegenteil mit ihrer Einbildung und lasten es in
ihrer Angst wachsen und gedeihen.
Wackerbarth begegnet dem jungen Zierbusch, dessen Onkel Se-
bastian seit Jahr und Tag Patient ist. „Was ist denn los?" fragt
Wackerbarth. „Sie sehen ja so bekümmert aus."
„Ach. Lerr Wackerbarth." beginnt der junge Zierbusch. „Mein
Onkel Sebastian-"
..Ansinn! Sie müssen Ihrem Onkel diese ewigen Klagen nicht
glauben, mein Lieber. Der Mann ist im Grunde ganz gesund, sage
Hinderniffe
Assessor Stieglitz ist aus Knall-
burg nach Ziegenstedt versetzt
worden. Beides sind greuliche
Nester, aber Ziegenstedt gefällt
ihm noch weniger. „Es fehlt hier
an jeder geistigen Anregung."
meint er zum Amtsrichter Bock.
„In Knallburg hatten wir wenig-
stens einen Leseverein. Da haben
wir einmal in der Woche was Dramatisches gelesen, mit verteilten
Rollen."
„Ja. das können wir hier leider nicht machen: die Gattin des
Lerrn Postdirektors lispelt, und die vom Bürgermeister hat den
Stockschnupfen."
Äie neugebackene Lausfrau kaufte Kochwurst. ..... aber —"
fragte sie unsicher den Schlächter, „wie kocht man denn solche
Wurst?" —
„Ach. Madamcken," sagte der Schlächter, „das ist nicht so schwer-
Genau wie Sie z. B. Fisch kochen."
Mittags kam sie etwas ängstlich ins Eßsimmer. wo der Gatte
ihrer harrte, und sagte: „Loffentlich reicht's. Denn als ich die
Wurst geschuppt und ausgenommen hatte, war fast nichts mehr
drin . . . " —
158
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gerecht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4623, S. 158
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg