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Zeichnung von E. Croissant
r

Urlaub „Gleich bin ich mit dem Kreuzworträtsel fertig. Weißt du nicht ein Wort mit sechs

Buchstaben, das Erholungszeit bedeutet?"

„Aber Albert-du bist ja darin!"

„Quatsch! Boot hat doch nicht sechs Buchstaben und bedeutet auch nicht Erholungszeit."

Bcrnsteinfunde in Surenhagen

wolle, dann zerplatze die ganze Geschichte. Das komme aber
auch sonst sehr häufig vor, und es gebe viel Abfall; daraus
werde dann Bernsteinfirnis gemacht. Der Studienassessor Rappel
freute sich über diese Bereicherung seiner Kenntnisse. Ob er nicht
solche Abfallstückchen kaufen könnte, fragte er. O ja — da könnte
er ganze Säcke voll haben. Er ließ sich nur eine Tüte voll geben,
für 60 Pfennige. Aber auch eine Quittung dazu.-

Ein paar Tage später machte sich strammer Seewind auf, und
es gab mächtige Brandung. Der Studienassessor Rappel sonderte
sich ab und wanderte weit den Strand entlang. Beim Abendessen
schob er seiner Tischnachbarin, einem Fräulein Knelling, etwas zu.
Fräulein Knelling sah hin, griff zu und jubelte dann: „Aber das
ist ja Bernstein! Meine .Herrschaften, der Lerr Assessor hat ein
Stück Bernstein. Wo haben Sie das gefunden, Lerr Assessor?"

Der Studienassessor Leinz Rappel gab eine nur unklare Aus-
kunft; er schien die Fundstelle nicht verraten zu wollen. O, in der
Nähe wäre das nicht gewesen — — ziemlich weit ostwärts.

Das Stück Bernstein wanderte von Land zu Land um den Tisch
herum; am längsten behielten es der Oberstudienrat Voßgräber und
seine Gattin, sie stellten wohl Vermutungen über seinen Wert an.
Als es dann wieder an den Assessor zurückkam, überreichte er es
dem Fräulein Knelling. „Wenn ich bitten darf, gnädiges Fräulein:
eine kleine Erinnerung an die Sommertage in Surenhagen!"

Die junge Dame war aufrichtig entzückt. „Ich werde es ab-
schleifen und mir ein silbernes Kettchen daran machen lassen, dann
habe ich einen wunderhübschen Anhänger."

Frau Aurelie Voßgräber stieß ihren Gatten an. „Last du gehört, Lo-
renz? Fräulein Knelling will sich einen Anhänger daraus machen lassen."

Der Oberstudienrat runzelte die Brauen. „Ja, wenn das geht —
— hm, dann müßten Sie aber eigentlich wohl doch erst bei Plieder-
jahn anfragen, Lerr Kollege Rappel."

Irgendwo am Tisch fiel das Wort: Quatsch! Der Oberstudienrat
schaute umher wie in einer Klasse, aber er konnte den Schuldigen nicht
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ermitteln. Deshalb gab er nach. „Run, dieses einzelne Stück mag
von zu geringem Werte sein."

„Minima non curat Praetor, Lerr Oberstudienrat," sagte der
Assessor fröhlich. Das ärgerte Voßgräber wegen seiner lateinlosen
Oberrealschule; es tat ihm wieder leid, daß er von zu geringem Wert
gesprochen hatte. —

Am nächsten Tage sah man einige der Gäste des „Strandhotels"
am Strande herumplantschen, in den Ausläufern der Brandung.
Sie hielten die Köpfe gesenkt wie spürende Lunde. Doch keiner fand
etwas. Der Studienassessor Rappel aber kam mit zwei Stücken
Bernstein zu Tisch. Er schenkte sie den beiden kleinen Mädchen der
Frau Baurat Bantz, was spät am Abend zur Folge hatte, daß ihn
dann der Lerr Baurat in verbindlicher Weise zu einer Flasche Wein
einlud. Bei dieser Flasche störte der Oberstudienrat Voßgräber, der
inzwischen jedenfalls von seiner Gattin aufgestachelt worden war.
„Ja, Lerr Kollege, nun sind es aber schon drei Stücke Bernstein,
und wenn auch ein Stück hinsichtlich des Wertes außer Betracht
bleiben darf, so summiert sich das doch bei dreien, und ich möchte
deshalb — Sie müssen mir als älterem Kollegen das gestatten —-
nicht mit meiner Meinung zurückhalten, daß eigentlich-"

Da unterbrach ihn der Baurat Bantz: „Ach was, Lerr Ober-
studienrat — aller guten Dinge sind drei!"

„Ja, Sie sind natürlich interessiert," sagte Voßgräber hämisch-
Aber er zog dann doch ab.-

Wieder einen Vormittag darauf wimmelte fast die ganze Ge-
sellschaft des „Strandhotels" bis an die Knie im Wasser herum-
Nur Voßgräber und seine Gattin machten nicht mit; sie schaute»
von der Düne aus zu. Diesmal wurden sogar Spaten benutzt, ja
einige scharfsinnige Sucher hatten sich Larken im Dorfe geborgt, mit
denen sie den Seegrund durchpflügten. Aber nicht ein Bröckche»
Bernstein wurde gefunden, nur verrostete Nägel, Laarnadeln und
zwei nicht mehr brauchbare Gürtelschnallen. Einmal glaubte der
Wollwarenhändler Kienitz, einer der eifrigsten Sucher, einen herr-
lichen Fund klarsten Bernsteins gemacht zu haben, als er etwas in
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Urlaub"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4642, S. 36

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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