Zeichnung «vn H. Frank
J? Jlf fl
ÜEBERFALL
Fünfunddreißig Celsius!
Wird man da noch ängstlich zagen,
Wenn man kühlenden Genuß
Spürt in einem Kunsteiswagen?
Gibt es einen Staatsanwalt?
Pah, man raubt die Kunsteisstangen!
Hier heischt höhere Gewalt,
Hitzemindrung zu erlangen.
Ein Geheimrat gar, o Graus,
Ist dabei, und Tante Emma
Zieht mit ihrem Raub nach Haus,
Denn sie spürt hier kein Dilemma.
Nein, die Menge fällt ihn an.
Daß wie Wildwest-Attentäter
Sich gebärden Frau wie Mann
Wird erklärt durchs Thermometer.
Dieser kaut, und jener schleckt,
Der kühlt Füße, der die Hand sich;
Ganz und gar aufs Eis gestreckt
Ruht der Dienstmann Nummer Zwanzig.
Ohne Furcht und ohne Reu
Stillt ein jeder sein Begehrchen;
Alle Bande frommer Scheu
Haben diesmal Hitzeferien.
Gedanensis
Neue Geschichten von Tante Paula
erklärt jetzt Tante Paula, als die Nichte Erna an-
kommt und klagt, sie habe ihre Armbanduhr verloren.
„Aber Tante, ich habe mir gerade vorgestern einen
neuen gekauft."
Tante Paula gefällt es nicht, daß sie Anrecht haben
soll. „Nun, dann wirst du eben einen gekauft haben,
der nicht ordentlich schloß," bemerkt sie verweisend. Aber
dann siegt ihr Lerz, und sie zeigt Mitgefühl. „Sei
nicht so furchtbar traurig, Kindchen! Es gibt schlimmere
Sachen. And vielleicht hat die Ahr ein ordentlicher
Mensch gefunden, und du bekommst sie wieder. Wir
wollen gleich eine Anzeige aufsetzen."
Die Nichte Erna nimmt Papier und Feder. „Aeber-
schrift: Goldene Damen-Armbanduhr-"
„Kalt, Kindchen 1" sagt Tante Paula. „Das wollen
wir uns erst überlegen. Wenn man nach etwas Ver-
lorenem inseriert, muß man es nicht als besonders wert-
voll bezeichnen-sonst kriegt der Finder doch viel-
leicht Lust, es lieber zu behalten. Goldene Armbanduhr?
Nein, schreib lieber! Silberne!"
Beim Barbier
„Warum wollen Sie sich nicht mehr von meinem
Gehilfen rasieren lasten?"
„Zu gefährlich, Meister! Der Bursche ist verliebt
und summt fortwährend vor sich hin ,Ich schnitt es
gern in alle Rinden eiw."
128
Verkehrspolizei aus
dem alten Memphis
Die Strenge
„Wenn meine Frau den Fußboden streichen läßt,
schickt sie mich immer ins Wirtshaus!"
„Sie Glücklicher! Die meinige setzt mich einfach
auf'n Kleiderschrank I"
Der Kunde
Moritz Streusand macht in dem Großkonsektions-
hause Einkäufe für seinen Laden in Mieshagen. Er
hat — für die Mieshagener Verhältnisse — ziemlich
großzügig disponiert.
Nun sitzt er noch ein Weilchen bei einem der Lerren
Prokuristen. Da fällt ihm etwas auf. „Sie haben ja
zwei Fernsprecher. Wozu ist denn der kleine Apparat?"
„Das ist das Laustelephon — geht nach allen
Abteilungen."
„Großartig! And das funktioniert wie ein richtiges
Fernsprechamt?"
„Gewiß! Man braucht nur die Nummernscheibe zu
benutzen."
„Fabelhaft! Darf ich mal probieren?"
„Aber bitte!"
Moritz Streusand sieht auf die kleine Tabelle neben
dem Apparat, findet: Versandabteilung — Nummer 7,
dreht die Nummernscheibe und fragt: „Wann kann die
Ware für Streusand in Mieshagen expediert werden?"
Da kommt die Antwort: „Wir müssen erst Erkun-
digungen einziehn. Das scheint ein sehr fauler Kunde
zu sein."
ümiiell-erz
J
J? Jlf fl
ÜEBERFALL
Fünfunddreißig Celsius!
Wird man da noch ängstlich zagen,
Wenn man kühlenden Genuß
Spürt in einem Kunsteiswagen?
Gibt es einen Staatsanwalt?
Pah, man raubt die Kunsteisstangen!
Hier heischt höhere Gewalt,
Hitzemindrung zu erlangen.
Ein Geheimrat gar, o Graus,
Ist dabei, und Tante Emma
Zieht mit ihrem Raub nach Haus,
Denn sie spürt hier kein Dilemma.
Nein, die Menge fällt ihn an.
Daß wie Wildwest-Attentäter
Sich gebärden Frau wie Mann
Wird erklärt durchs Thermometer.
Dieser kaut, und jener schleckt,
Der kühlt Füße, der die Hand sich;
Ganz und gar aufs Eis gestreckt
Ruht der Dienstmann Nummer Zwanzig.
Ohne Furcht und ohne Reu
Stillt ein jeder sein Begehrchen;
Alle Bande frommer Scheu
Haben diesmal Hitzeferien.
Gedanensis
Neue Geschichten von Tante Paula
erklärt jetzt Tante Paula, als die Nichte Erna an-
kommt und klagt, sie habe ihre Armbanduhr verloren.
„Aber Tante, ich habe mir gerade vorgestern einen
neuen gekauft."
Tante Paula gefällt es nicht, daß sie Anrecht haben
soll. „Nun, dann wirst du eben einen gekauft haben,
der nicht ordentlich schloß," bemerkt sie verweisend. Aber
dann siegt ihr Lerz, und sie zeigt Mitgefühl. „Sei
nicht so furchtbar traurig, Kindchen! Es gibt schlimmere
Sachen. And vielleicht hat die Ahr ein ordentlicher
Mensch gefunden, und du bekommst sie wieder. Wir
wollen gleich eine Anzeige aufsetzen."
Die Nichte Erna nimmt Papier und Feder. „Aeber-
schrift: Goldene Damen-Armbanduhr-"
„Kalt, Kindchen 1" sagt Tante Paula. „Das wollen
wir uns erst überlegen. Wenn man nach etwas Ver-
lorenem inseriert, muß man es nicht als besonders wert-
voll bezeichnen-sonst kriegt der Finder doch viel-
leicht Lust, es lieber zu behalten. Goldene Armbanduhr?
Nein, schreib lieber! Silberne!"
Beim Barbier
„Warum wollen Sie sich nicht mehr von meinem
Gehilfen rasieren lasten?"
„Zu gefährlich, Meister! Der Bursche ist verliebt
und summt fortwährend vor sich hin ,Ich schnitt es
gern in alle Rinden eiw."
128
Verkehrspolizei aus
dem alten Memphis
Die Strenge
„Wenn meine Frau den Fußboden streichen läßt,
schickt sie mich immer ins Wirtshaus!"
„Sie Glücklicher! Die meinige setzt mich einfach
auf'n Kleiderschrank I"
Der Kunde
Moritz Streusand macht in dem Großkonsektions-
hause Einkäufe für seinen Laden in Mieshagen. Er
hat — für die Mieshagener Verhältnisse — ziemlich
großzügig disponiert.
Nun sitzt er noch ein Weilchen bei einem der Lerren
Prokuristen. Da fällt ihm etwas auf. „Sie haben ja
zwei Fernsprecher. Wozu ist denn der kleine Apparat?"
„Das ist das Laustelephon — geht nach allen
Abteilungen."
„Großartig! And das funktioniert wie ein richtiges
Fernsprechamt?"
„Gewiß! Man braucht nur die Nummernscheibe zu
benutzen."
„Fabelhaft! Darf ich mal probieren?"
„Aber bitte!"
Moritz Streusand sieht auf die kleine Tabelle neben
dem Apparat, findet: Versandabteilung — Nummer 7,
dreht die Nummernscheibe und fragt: „Wann kann die
Ware für Streusand in Mieshagen expediert werden?"
Da kommt die Antwort: „Wir müssen erst Erkun-
digungen einziehn. Das scheint ein sehr fauler Kunde
zu sein."
ümiiell-erz
J
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Überfall" "Verkehrspolizei aus dem alten Memphis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4647, S. 128
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg