Zeichnung von H. Frank
„Wo ist den» unser Lilfsmotor, Erna?"
„Ach, den hat Lissi ins Zelt mitgenommen, sie will
uns zum Kaffee en bißchen Schlagsahne machen!"
Äor sechs Wochen hatte Max Wirbel seine Verlobung ange-
zeigt, und vor drei Wochen hatte er von seiner bevorstehenden
Verehelichung gesprochen. Dann aber hat er über die Angelegen-
heit geschwiegen.
Leute erkundigt sich der Kollege Lehmann: „Wie steht's denn?
Ich denke, in diesen Tagen soll Ihre Lochzeit sein."
„Lat nicht geklappt," sagt Max Wirbel verdrossen. „Es hat
mit den Papieren meiner Braut nicht gestimmt; ich habe die Sache
aufgegeben."
„Ausgegeben? Das hätte nur einen kleinen Aufschub bedingt
— — von den Papieren sind doch Duplikate zu kriegen."
„Quatsch! Ich meine doch Wertpapiere."
Äer Postsekretär Kabitz hat, wäh-
rend er frühstückt, eine Zeitungsanzeige
gesunden, die sein Antlitz erstrahlen
läßt. Er zeigt das Blatt dem Kollegen
Piffel. „Da — lesen Sie mal!"
Piffel fängt an zu lesen: „Für mein
Mündel, das in drei Monaten volljährig
wird, wünsche ich als Gatten einen
Lerrn von gutem Lerkommen, abgeschlossener Bildung und ange-
nehmem Charakter. Die junge Dame, eine blonde Schönheit, wird
in den Besitz eines großen Industrieunternehmens gelangen, außer-
dem über ein Barvermöge» von 4 Millionen Mark verfügen, hat
keine Verwandten-"
Der Kollege Piffel läßt das Blatt sinken. „Das geht doch mich
nichts an. And Sie doch auch nicht. Wir sind doch beide längst ver-
heiratet. And außerdem-"
„Darum handelt es sich doch gar nicht, bester Kollege!
Aber bedenken Sie — — welche Massen von Briefen werden
da geschrieben werden. Da kommt doch was Nettes an Porto
ein."
„Was macht denn Ihr Sohn, Lerr Knöpfle, studiert er tüchtig?"
„O, der muß fest schaffen auf der tierärztlichen Lochschule, bis tief in die Nacht hinein muß
er Salamander reiben!"
Echon einmal war bei Schnobrig
ein redegewandter junger Mann auf-
getaucht, der in geölter Aussagemanier
folgendes Sprüchlein heruntersalbadert
hatte:
„Der Lerr verzeihen! Ich habe seit
vier Wochen keinen warmen Löffelstiel
mehr gesehen. Ich bin seit 3 Jahren
und 4 Monaten stellungslos. Ein Harles
Schicksal, mein Lerr! Meine Memoiren,
in schlaflosen Nächten mit einem ge-
fundenen Bleistift auf barmherziges
Klosettpapier geschrieben, für die mir
ein Verleger bereits 3000 Mark zuge-
sichert hatte, sind mir gestohlen worden
und bereits im Ausland erschienen.
Einen Prozeß darum zu führen, fehlt
mir das Geld. Jetzt kann ich in Zschorne-
witz Arbeit bekommen. Zum Fahrgeld
fehlen mir noch 50 Pfennige. Wenn
Sie ei» Lerz in der Brust haben, lieber
Lerr. .
Schnobrig hatte ein Lerz in der
Brust. Er gab 30 Pfennige. Auch der
große Schriftsteller Knut Lamsun war
ja als Tramp und Bettler durch die
Welt gezogen.
Einige Tage darauf stand wieder
ein junger Mann an Schnobrigs
Tür.
„Der Lerr verzeihen! Ich habe seit
vier Wochen keinen warmen Löffelstiel
mehr gesehen. Ich bin seit 3 Jahren
4 Monaten —- —"
-- stellungslos," ergänzte
Schnobrig. „Ich weiß. Ihre Memoiren
sind Ihnen entwendet worden, und Sie
können jetzt in Zschornewitz eine Stellung
bekommen. Nur zur Reise dahin fehlen
Ihnen . . ."
„Bitte nein, lieber Lerr. Das Fahr-
geld nach Zschornewitz habe ich in der
Tasche. Leute fahre ich ab. Nur meine
Braut, die mich aus die Bahn begleiten
möchte, hat momentan nicht die Mittel
für eine Bahnsteigkarte."
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„Wo ist den» unser Lilfsmotor, Erna?"
„Ach, den hat Lissi ins Zelt mitgenommen, sie will
uns zum Kaffee en bißchen Schlagsahne machen!"
Äor sechs Wochen hatte Max Wirbel seine Verlobung ange-
zeigt, und vor drei Wochen hatte er von seiner bevorstehenden
Verehelichung gesprochen. Dann aber hat er über die Angelegen-
heit geschwiegen.
Leute erkundigt sich der Kollege Lehmann: „Wie steht's denn?
Ich denke, in diesen Tagen soll Ihre Lochzeit sein."
„Lat nicht geklappt," sagt Max Wirbel verdrossen. „Es hat
mit den Papieren meiner Braut nicht gestimmt; ich habe die Sache
aufgegeben."
„Ausgegeben? Das hätte nur einen kleinen Aufschub bedingt
— — von den Papieren sind doch Duplikate zu kriegen."
„Quatsch! Ich meine doch Wertpapiere."
Äer Postsekretär Kabitz hat, wäh-
rend er frühstückt, eine Zeitungsanzeige
gesunden, die sein Antlitz erstrahlen
läßt. Er zeigt das Blatt dem Kollegen
Piffel. „Da — lesen Sie mal!"
Piffel fängt an zu lesen: „Für mein
Mündel, das in drei Monaten volljährig
wird, wünsche ich als Gatten einen
Lerrn von gutem Lerkommen, abgeschlossener Bildung und ange-
nehmem Charakter. Die junge Dame, eine blonde Schönheit, wird
in den Besitz eines großen Industrieunternehmens gelangen, außer-
dem über ein Barvermöge» von 4 Millionen Mark verfügen, hat
keine Verwandten-"
Der Kollege Piffel läßt das Blatt sinken. „Das geht doch mich
nichts an. And Sie doch auch nicht. Wir sind doch beide längst ver-
heiratet. And außerdem-"
„Darum handelt es sich doch gar nicht, bester Kollege!
Aber bedenken Sie — — welche Massen von Briefen werden
da geschrieben werden. Da kommt doch was Nettes an Porto
ein."
„Was macht denn Ihr Sohn, Lerr Knöpfle, studiert er tüchtig?"
„O, der muß fest schaffen auf der tierärztlichen Lochschule, bis tief in die Nacht hinein muß
er Salamander reiben!"
Echon einmal war bei Schnobrig
ein redegewandter junger Mann auf-
getaucht, der in geölter Aussagemanier
folgendes Sprüchlein heruntersalbadert
hatte:
„Der Lerr verzeihen! Ich habe seit
vier Wochen keinen warmen Löffelstiel
mehr gesehen. Ich bin seit 3 Jahren
und 4 Monaten stellungslos. Ein Harles
Schicksal, mein Lerr! Meine Memoiren,
in schlaflosen Nächten mit einem ge-
fundenen Bleistift auf barmherziges
Klosettpapier geschrieben, für die mir
ein Verleger bereits 3000 Mark zuge-
sichert hatte, sind mir gestohlen worden
und bereits im Ausland erschienen.
Einen Prozeß darum zu führen, fehlt
mir das Geld. Jetzt kann ich in Zschorne-
witz Arbeit bekommen. Zum Fahrgeld
fehlen mir noch 50 Pfennige. Wenn
Sie ei» Lerz in der Brust haben, lieber
Lerr. .
Schnobrig hatte ein Lerz in der
Brust. Er gab 30 Pfennige. Auch der
große Schriftsteller Knut Lamsun war
ja als Tramp und Bettler durch die
Welt gezogen.
Einige Tage darauf stand wieder
ein junger Mann an Schnobrigs
Tür.
„Der Lerr verzeihen! Ich habe seit
vier Wochen keinen warmen Löffelstiel
mehr gesehen. Ich bin seit 3 Jahren
4 Monaten —- —"
-- stellungslos," ergänzte
Schnobrig. „Ich weiß. Ihre Memoiren
sind Ihnen entwendet worden, und Sie
können jetzt in Zschornewitz eine Stellung
bekommen. Nur zur Reise dahin fehlen
Ihnen . . ."
„Bitte nein, lieber Lerr. Das Fahr-
geld nach Zschornewitz habe ich in der
Tasche. Leute fahre ich ab. Nur meine
Braut, die mich aus die Bahn begleiten
möchte, hat momentan nicht die Mittel
für eine Bahnsteigkarte."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was macht denn Ihr Sohn, Herr Knöpfle..." "Wo ist denn unser Hilfsmotor, Erna?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4651, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg