Zeichnung von H. Frank
„Protzen Se »ich mit Ihren Gärtnereierzeugnissen Frau Dalke! Nichts gedeiht
bei Ihnen mit Ausnahme Ihrer Iöhre, det is allerdings 'ne richtige Pflanze!"
Agalhe Globus
Glas Grog überhaupt nicht mehr genügend Rum dagewesen
wäre."
Darüber hatte man gelacht, und dann hatte der Rendant
Zwillich eingestanden, er hätte sich schon oft nicht nur einge-
bildet, sondern ganz absichtlich vorgestellt, verheiratet zu sein;
Mathilde hieße die Frau. Zwischen Mathilde und ihm be-
stände ein geradezu grauenhafter Gegensatz bezüglich der Geld-
Wirtschaft im Ehestande und Laushalt. Denn während er, wie
sich das für einen Rendanten gehörte, für einen genauen Ein-
nahme- und Ausgabeplan wäre, wollte Mathilde nichts davon
wissen und wirtschaftete ganz toll darauf los, woraus schon
außerordentliche Schwierigkeiten entstanden wären. Ja, der Ren-
dant Zwillich hatte sich die unsinnigsten Anschaffungen ausgedacht,
die seine Mathilde gemacht hätte; Vorschüsse aufs Gehalt und
bedeutende Schulden hatte er sich quälend vorgestellt und die
einzige Loffnung nur noch in einem bedeutenden Lotteriegewinn
gesehen. —
196
Aber der Rendant Zwillich und
geradeso die andern ausgekochten
Junggesellen waren in Umständen,
die ihnen einen ordentlichen Ehestand
nicht nur ermöglicht, sondern eigent-
lich zur Pflicht gemacht hätten. Sie
hatten nur den Anschluß versäumt,
und wenn sie nun, nachdem einmal
der Anfang gemacht war, von er-
fundenen Gattinnen und häßlichen
Kümmernissen, Verdrießlichkeiten
und oft fürchterlichen Schwierig-
keiten fabelten, so sollte das zwar
ein Spaß sein, aber es waren wohl
auch die bekannten, so oft zum Trost
dienenden sauren Trauben. Viele
Geschichten wurden so am Stamm-
tisch in der „Lahmen Ente" erfunden;
es waren auch sehr gute, einer
möglichen Wahrheit durchaus ent-
sprechende darunter, aber schließlich
waren doch Abschwächungen und
Wiederholungen nicht zu vermeiden.
Dann aber bekam das Vergnügen
einen neuen Auftrieb durch ein
vorübergehendes Stammtischmit-
glied, den Lerrn Anton Globus.
Man wußte eigentlich nichts
Näheres über Globus, er war ganz
ohne nähere Prüfung an den Stamm-
tisch gekommen. Er hatte aus dein
Rathause etwas zu erledigen gehabt
und dabei längere Zeit mit dem
Magistratsrat Scherbe! verhandeln
müssen, aber ganz ohne Verdrießlich-
keiten; es war eine angenehm glatte
Sache gewesen. Wie sich das so fügt
— am selben Abend war Globus
zufällig in die „Lahme Ente" ge-
raten. Er hatte den Magistratsrat
Scherbe! erkannt, ihn mit einer Ver-
beugung begrüßt und d§nn in einiger
Entfernung Platz genommen. Eine
Woche danach war er wieder aus-
getaucht; diesmal hatte er dem
Magistratsrat schon wie einem alten
Bekannten zugenickt und sich un-
mittelbar neben dem Stammtisch
niedergelassen, dessen Unterhaltung
er mit Vergnügen zu lauschen schien.
Der Kassierer Zollfuß, der sich eine ungeheuer strenge Gattin —
Laura hatte er sie genannt — ausgedacht hatte, erzählte von einigen
neuen scharfen Anordnungen dieser märchenhaften Dame, berichtete
dann aber nicht ohne Stolz, daß er ein Mittel gefunden zu haben
glaube, von jetzt ab das unaufhörliche Kommandieren doch etwas
einzuschränken. Auf jede Anordnung werde er nämlich antworten:
„Zu Befehl, Lerr Unteroffizier!" und von dieser Ironie verspräche
er sich eine stark bessernde Wirkung.
Da mischte sich Globus ei». „Ja, das ist gut, aber noch wesentlich
zu verbessern. Gestatten die Lerren: Globus ist mein Name. Der
Lerr Magistratsrat Scherbe! kennt mich schon. Wie geht's, Lerr
Magistratsrat? — Ja also, meine Lerren: was meine Frau Agathe
anbetrifft — — na, ich will jetzt nicht auspacken. Aber das Kom-
mandieren — o weh, o weh! Am Sonntag, wenn ich den ganzen
Tag mit ihr zusammen bin, kriege ich's am schlimmsten zu spüren.
Gleich in der Frühe geht's los. Ich möchte noch so gern ein bißchen
liegen bleiben; es ist doch Sonntag, da kann ich mir das doch er-
laube» -aber nein, Agathe erlaubt es nicht, sie befiehlt: ,Steh
„Protzen Se »ich mit Ihren Gärtnereierzeugnissen Frau Dalke! Nichts gedeiht
bei Ihnen mit Ausnahme Ihrer Iöhre, det is allerdings 'ne richtige Pflanze!"
Agalhe Globus
Glas Grog überhaupt nicht mehr genügend Rum dagewesen
wäre."
Darüber hatte man gelacht, und dann hatte der Rendant
Zwillich eingestanden, er hätte sich schon oft nicht nur einge-
bildet, sondern ganz absichtlich vorgestellt, verheiratet zu sein;
Mathilde hieße die Frau. Zwischen Mathilde und ihm be-
stände ein geradezu grauenhafter Gegensatz bezüglich der Geld-
Wirtschaft im Ehestande und Laushalt. Denn während er, wie
sich das für einen Rendanten gehörte, für einen genauen Ein-
nahme- und Ausgabeplan wäre, wollte Mathilde nichts davon
wissen und wirtschaftete ganz toll darauf los, woraus schon
außerordentliche Schwierigkeiten entstanden wären. Ja, der Ren-
dant Zwillich hatte sich die unsinnigsten Anschaffungen ausgedacht,
die seine Mathilde gemacht hätte; Vorschüsse aufs Gehalt und
bedeutende Schulden hatte er sich quälend vorgestellt und die
einzige Loffnung nur noch in einem bedeutenden Lotteriegewinn
gesehen. —
196
Aber der Rendant Zwillich und
geradeso die andern ausgekochten
Junggesellen waren in Umständen,
die ihnen einen ordentlichen Ehestand
nicht nur ermöglicht, sondern eigent-
lich zur Pflicht gemacht hätten. Sie
hatten nur den Anschluß versäumt,
und wenn sie nun, nachdem einmal
der Anfang gemacht war, von er-
fundenen Gattinnen und häßlichen
Kümmernissen, Verdrießlichkeiten
und oft fürchterlichen Schwierig-
keiten fabelten, so sollte das zwar
ein Spaß sein, aber es waren wohl
auch die bekannten, so oft zum Trost
dienenden sauren Trauben. Viele
Geschichten wurden so am Stamm-
tisch in der „Lahmen Ente" erfunden;
es waren auch sehr gute, einer
möglichen Wahrheit durchaus ent-
sprechende darunter, aber schließlich
waren doch Abschwächungen und
Wiederholungen nicht zu vermeiden.
Dann aber bekam das Vergnügen
einen neuen Auftrieb durch ein
vorübergehendes Stammtischmit-
glied, den Lerrn Anton Globus.
Man wußte eigentlich nichts
Näheres über Globus, er war ganz
ohne nähere Prüfung an den Stamm-
tisch gekommen. Er hatte aus dein
Rathause etwas zu erledigen gehabt
und dabei längere Zeit mit dem
Magistratsrat Scherbe! verhandeln
müssen, aber ganz ohne Verdrießlich-
keiten; es war eine angenehm glatte
Sache gewesen. Wie sich das so fügt
— am selben Abend war Globus
zufällig in die „Lahme Ente" ge-
raten. Er hatte den Magistratsrat
Scherbe! erkannt, ihn mit einer Ver-
beugung begrüßt und d§nn in einiger
Entfernung Platz genommen. Eine
Woche danach war er wieder aus-
getaucht; diesmal hatte er dem
Magistratsrat schon wie einem alten
Bekannten zugenickt und sich un-
mittelbar neben dem Stammtisch
niedergelassen, dessen Unterhaltung
er mit Vergnügen zu lauschen schien.
Der Kassierer Zollfuß, der sich eine ungeheuer strenge Gattin —
Laura hatte er sie genannt — ausgedacht hatte, erzählte von einigen
neuen scharfen Anordnungen dieser märchenhaften Dame, berichtete
dann aber nicht ohne Stolz, daß er ein Mittel gefunden zu haben
glaube, von jetzt ab das unaufhörliche Kommandieren doch etwas
einzuschränken. Auf jede Anordnung werde er nämlich antworten:
„Zu Befehl, Lerr Unteroffizier!" und von dieser Ironie verspräche
er sich eine stark bessernde Wirkung.
Da mischte sich Globus ei». „Ja, das ist gut, aber noch wesentlich
zu verbessern. Gestatten die Lerren: Globus ist mein Name. Der
Lerr Magistratsrat Scherbe! kennt mich schon. Wie geht's, Lerr
Magistratsrat? — Ja also, meine Lerren: was meine Frau Agathe
anbetrifft — — na, ich will jetzt nicht auspacken. Aber das Kom-
mandieren — o weh, o weh! Am Sonntag, wenn ich den ganzen
Tag mit ihr zusammen bin, kriege ich's am schlimmsten zu spüren.
Gleich in der Frühe geht's los. Ich möchte noch so gern ein bißchen
liegen bleiben; es ist doch Sonntag, da kann ich mir das doch er-
laube» -aber nein, Agathe erlaubt es nicht, sie befiehlt: ,Steh
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Protzen Se nich mit Ihren Gärtnereierzeugnissen Frau Dalke! ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4652, S. 196
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg