Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Tuast »o allweil lange, schwere Bäum fahren, Girgl?"
„Na, Heuer ziag i kurze, dicke Amerikaner!"


Zeichnung von I. Mauder
—-‘-



-,



Julius

Von Peter Robinson

Vor zwei Jahren kaufte sich Max Zünder einen Lund, der da-
mals noch ein Lündchen war, einen acht Wochen alten Neufund-
länder. Aber weder eine äußere Notwendigkeit, nämlich die, sich einen
Wächter, noch eine innere, nämlich die, sich einen wackeren vierbeini-
gen Freund heranzuziehen, bewog ihn dazu. Ganz zufällig geschah
das; sein Wirt in der Sommerfrische hatte einen Wurf junger Lunde
zu verkaufen, und mehr als Spielzeug erwarb er einen von den toll-
patschigen schwarzen Kerlchen. Deshalb machte er auch aus der Wahl
des Namens für das Lündchen eine Spielerei: er nannte es Julius.
Er hatte einen Vetter Julius, den er nicht ausstehen konnte, und
der sollte sich darüber ärgern.

Es gehört sich nicht, einem Lunde eine» Namen zu geben nach
einem Menschen, den man damit Herabsehen will; das ist ein Anrecht
am Lunde, und also geschieht auch dem Menschen damit keineswegs
ein vielleicht verdientes Recht. Aber es ist ein alter Brauch, der
noch heute im Volke geübt wird, wenn es auch in manchen Fällen
die ursprüngliche Absicht vergessen hat. Noch heute heißen in der
Pfalz manche Fleischerhunde Melac nach dem verruchten französi-
schen Mordbrenner, und noch immer nennt mancher Bauer seinen
Lofhund Sultan, ohne zu wissen, daß dies einmal eine Lerabsehung
und Schmähung des Türkensultans sein sollte — damals, als man
noch vor den Türken große Angst hatte. Es sind aber so gute, brave
Sultane, die da auf ländlichen Anwesen treu und wacker in den
Nächten wachen, doch haben sie leider kein molliges Serail, sondern
nur eine elende Lütte. — —

Max Zünders kleiner Neufundländer hörte gleich auf den Namen
Julius; ein Lund nimmt ja den Namen, den der Mensch ihm gibt,
immer zufrieden hin, obgleich mancher Grund zur Beschwerde hätte.
Allerdings kann ja auch der Mensch nichts für seinen eigenen Namen.
372

Später bedauerte Max Zünder die spielerische Namenswahl, umso-
mehr, als jener Vetter Julius, der sich freilich geärgert hatte, fort-
zog und seinem Gesichtskreise entschwand. Aber da war es nicht
mehr zu ändern, und schließlich kam ja auch die Gewöhnung hinzu.
Als Julius ein Jahr alt und ein großer, wunderschöner Lund ge-
worden war, verheiratete sich Max Zünder mit Meta Poggwisch.
Ihr gefiel der Name Julius für den Lund auch nicht; sie meinte,
das wäre eine Dummheit von Max gewesen. Sie hoffte aber, daß
man diese Dummheit noch viele, viele Jahre vor Augen haben würde,
denn sie gewann den Lund Julius gleich sehr lieb, wie auch er die
neue Lerrin mit großer Ergebenheit anerkannte. Aebrigens übernahm
er jetzt, da das junge Ehepaar ein kleines Einzelhaus vor der Stadt
bezog, den Dienst eines Wächters, und da er pflichkbewußt, stark und
mutig war, konnte man sich keinen bessern wünschen.

Zur ersten Wiederkehr ihres Lochzeitstages bekamen Zünders
allerlei nette Briese. Einer war darunter, der Meta Zünder Freude
machte, aber auch einen Schreck bereitete. „Denke dir, Max: Onkel
Poggwisch will uns besuchen. 14 Tage will er bleiben."

„Da werden wir uns aber mal Mühe geben," meinte Max,
denn ihm war bekannt, daß dieser Onkel Poggwisch ein guter, sehr
beliebter Onkel war. Er selber hatte ihn nur einmal ein paar Stun-
den lang gesehen --- aus der Lochzeit. Da hatte er auch den aller-
besten Eindruck gehabt, denn der Onkel Poggwisch hatte der Nichte
zur Lochzeit ein Sparkassenbuch über 2000 Mark geschenkt.

„Ich freue mich ja so I" sagte Meta. „Aber-aber mit dem

Lund ist das doch schrecklich!"

„Warum? Was hat der Julius damit zu tun? Er wird den
Onkel Poggwisch nicht beißen."

„Ach Gott, Max-du hast immer bloß von Onkel Poggwisch
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Tuast no allweil lange, schwere Bäum fahren, ...?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Skilauf

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4663, S. 372

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen