Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Alle Jahre wieder — —

„Gut!" sagte der Weihnachtsmann und steckte zwei Scheine ein,
die Ewald flink aus seiner Brieftasche gezaubert hatte. „Aber ich be-
stehe trotzdem daraus, daß mein Christbaum, der unten im Garten steht,
verwendet wird. Ich entferne mich. Aber du wirst eine Wäscheleine
in den Garten Herunterwersen, die ich
am Christbaum befestige. Die Wäsche-
leine bekommen die Kinder in die Land.

Dann rufe ich von unten herauf, und
die Kinder müssen ziehen. Ich will, daß
deinen Kindern die Illusion erhalten
bleibt. Ich gehe nicht eher weg, als bis
der Christbaum oben im Fenster ver-
schwunden ist."

Lier stärkte sich der Weihnachtsmann
und stellte die leere Flasche auf die Gang-
toilette. Dann schüttete er seinen Sack
vor der Türe der Kinder aus. Einige
Pakete purzelten hervor, und ihr Rum-
peln begeisterte die mit so viel Sorgfalt
modern erzogenen Kinder Lilde und
Ludwig zu Hellen Begeisterungsschreien.

Aufatmend warf Ewald die Wäsche-
leine herunter, rief die Kinder und ließ
sie ziehen.

„O, du fröhliche —" gröhlte unten
der Weihnachtsmann und ließ daran
anschließend mehrere „Lo ruckl — Lo
ruck!" erschallen. — Dann verschwand
er in die Nacht hinaus.

Leider waren die 150 Mark nicht
das einzige, was Ewald Nieselpriem an
den Weihnachtsmann einbüßte. Es folgte
vielmehr noch eine kostspielige Ausein-
andersetzung mit dem Lausbesitzer. Denn
am andern Morgen sah man im Garten
einen Weihnachtsbaum stehen, während
an der Wäscheleine die mit Tannenreisig
vor Frost geschützte Rasensprengröhre
hochgekommen war.

Ein guter Bekannter

Mitternacht. Der Mann von der
Wach- und Schließgesellschaft biegt in
die stille Adebarstraße ein und sieht am
Lause Nummer l nach, ob die Laustür
ordentlich verschlossen ist. Wie er dann auf
Nummer 2 zugeht, kommt ein Man» auf
ihn zu, der schon einigeZeit in der Straße
herumspaziert ist. Er hat einen hellgelben
Aeberzieher an, wodurch erinder ziemlich
dunklen Straße auffällt; andere Merk-
male bieten sich dem Wächter nicht dar.

Vorfreude — die

Der Mann zieht den Lut und spricht in liebenswürdigem Tone: „Guten
Abend, Lerr Nachtrat. Gestatten Sie: mein Name ist August Piesanke!"

Der Wächter hält es nicht für nötig, die Vorstellung zu erwidern.
„Wünschen Sie was?"

„Aber nee, Lerr Nachtrat! Wollte mich nur vorstellen: August
Piesanke!" Dann entfernt sich der Mann.

Der Wächter kontrolliert die Laus-
türen von Nummer 2, 3 und 4. Wie
er dann auf Nummer 5 zugeht, kommt
der Mann mit dem gelben Aeberzieher
wieder an. „Ah, der Lerr Nachtrat!
Schönen guten Abend! Bißchen dunkel
hier, nicht wahr? Erkennen Sie mich?
Ich bin der August Piesanke!"

„Na ja,ich weiß schon," sagt derWäch-
ter. „Was wollen Sie denn von mir?"

„Aber gar nichts, Lerr Nachtrat!
Bloß mal guten Abend wünschen!" And
wieder geht der Mann ab.

Der Wächter sieht die Laustüren
von Nummer 5, 6 und 7 nach. Wie er
sich dann dem Lause Nummer 8 nähert
taucht der Mann mit dem hellgelben
Aeberzieher wieder auf. „Lallo, Lerr
Nachtrat! Guten Abend, guten Abend!
Treffen wir uns wieder mal, schweren
Dienst haben Sie, was?"

„Aber Lerr Piesanke," meint der
Wächter, „nun gehen Sie doch endlich
nach Lause!"

„Ist auch wahr, Lerr Nachtrat! Spät
geuug!" And wieder schiebt der Mann
ab.-

Der Wächter prüft die nächsten
Laustüren. Wie er aber an Nummer 12

kommt-siehe, da steht an der Tür

der Mann mit dem hellgelben Aeber-
zieher. „Guten Abend, Lerr Nachtrat!
Ein Glück, daß Sie kommen!"

Der Wächter wird ungeduldig. „Za,
was ist denn nun eigentlich los, Lerr
Piesanke?"

„Denken Sie sich, Lerr Nachtrat: ich
habe keinen Lausschlüssel bei mir! Bitte,
schließen Sie mir doch die Laustür auf!"

Der Wächter schüttelt den Kopf. „Nee,
Lerr Piesanke, das geht nicht. Ich Hab'
meine Vorschrift: ich darf eine Laustür
bloß für Leute aufschließen, die mir
ganz genau bekannt sind."

„Aber LerrNachtrat — ich binIhne»
doch gut bekannt! Eben haben Sie mich
schönste Freude doch mit meinen» Namen angeredet!"

— Oll
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Skifahrers Gabentisch" "Vorfreude - die schönste Freude"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4664, S. 388

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen