Weihnachten
Frau Dorothee findet unter dem Weihnachtsbaum ei» kleines,
längliches Paketchen. „Für Dorothee!" steht darauf, und mit Gold-
band ist ein Tannenzweiglein daran festgebunden.
Fiebernd macht Frau Dorothee das Paketchen auf. Dann kraust
sich ihr Naschen: ein kleiner Drahthaarterrier aus Wolle ist darin.
„Nun, Liebling?" erkundigt sich ihr Mann, „gefällt dir das
nicht?"
Mit letzter Beherrschung stößt Frau Dorothee hervor:
„Doch — doch!" dann aber bricht ein Strom von Schluchzen
aus ihr heraus.
„Du willst mich verhöhnen, Theo! Das ist abscheulich von dir!
Du hattest mir doch ei» Auto versprochen."
„Richtig, Kind," sagt Theo, „ich leugne das auch nicht. Aber es
ist nicht gegangen. Ich kann dir das nur nach und nach schenken."
Dorothee stampft ein wenig mit dem Füßchen auf.
„Lächerlich! Was heißt denn das bei einem Auto: nach und
nach?"
„Das siehst du doch, Lerzchen! Lier ist ja schon das Mas-
kottchen dazu."
Kleine Silvestergeschichten
Bei Kliefoths erzählt man sich allerlei grausige Silvesterge-
schichten. Aber es sind Geschichten, die einmal die Großväter oder-
gar die Argroßväter erlebt haben sollen.
Nur der Onkel Joachim weiß von einem eigenen schrecklichen
Erlebnis zu berichten. „Jawohl, Kinder, das war vor 17 Jahren,
im vorletzten Kriegsjahr. Da Hab' ich auf einer Silvestergesellschaft
was Grausiges erlebt. Na, hoffentlich passiert mir das nie wieder!"
Große Erwartungen — Onkel Joachim soll erzählen.
„Was ist da viel zu erzählen, Kinder? Wie gesagt — es war
im vorletzten Kriegsjahr. And da gab es in der Gesellschaft alkohol-
freien Silvesterpunsch!"
Rohleders haben, wie immer, den Vetter Ignaz eingeladen.
Sehr gern tun sie das freilich nicht, denn der Vetter Ignaz gibt
sich in der Silvesternacht leicht einer gewissen Zügellosigkeit hin —
aber schließlich muß man ein Auge zudrücken. And wo sollte der
alte Junggeselle an diesem Abend sonst bleiben? Mit andern Leuten
hat er es ja längst verdorben.
Man hat zu Abend gespeist, man hat ein Stündchen geplaudert
— nun wird an die Bereitung des Silvestertranks gegangen. Da
wendet sich der Vetter Ignaz an die Lausfrau: „Eine Bitte!
Könnte ich vielleicht eine Tasse mit heißer Milch kriegen? And
einen Löffel?"
„Aber gern!" sagt Frau Rohleder. And Albert Rohleder, der
sich zwar wundert, kann eine freudige Regung nicht unterdrücken.
Sollte der Vetter Ignaz heute nicht ganz auf der Löhe sein? O,
da würde er diesmal ja nicht so toll ins Zeug gehn können!
Die Milch mit dem Löffel wird gebracht, und nun zieht der
Vetter Ignaz eine Semmel aus der Tasche. „Vorsorglicherweise
habe ich mir eine mitgebracht," erklärt er. „Für den Fall, daß ihr
keine altbackene im Lause hättet. Eine frische würde nicht den Zweck
erfüllen. Diese aber ist ganz altbacken, und deshalb nimmt sie jetzt"
— und der Vetter Ignaz legt die Semmel in die Taffe — „viel
mehr von der heißen Milch in sich auf. Das ist nämlich sehr
Silvester — Vor Zwölf
„Lalt, halt, es sind immer noch 40 Sekunden!" — „Man svllt's
gar nicht glauben, wie sich so'n Jahr in de Länge ziehen kann!"
71?
s .Ihre Zähm
kommt es an ...
. . . denn schöne Zähne vervollstän-
digen erst den Eindruck einer guten Er-
scheinung. Nivea-Zahnpasta macht Ihre
Zähne strahlend weist, ohne den Zahn-
schmelz anzugreifen; sie ist in Güte und
Wirksamkeit ein echtes Nivea-Erzeugnis
Mild, leicht schäumend,
wundervoll imGeschmack.
die grosse Tub
Anzeigen-Annalime: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annonoen-Expeditionon.
405
Frau Dorothee findet unter dem Weihnachtsbaum ei» kleines,
längliches Paketchen. „Für Dorothee!" steht darauf, und mit Gold-
band ist ein Tannenzweiglein daran festgebunden.
Fiebernd macht Frau Dorothee das Paketchen auf. Dann kraust
sich ihr Naschen: ein kleiner Drahthaarterrier aus Wolle ist darin.
„Nun, Liebling?" erkundigt sich ihr Mann, „gefällt dir das
nicht?"
Mit letzter Beherrschung stößt Frau Dorothee hervor:
„Doch — doch!" dann aber bricht ein Strom von Schluchzen
aus ihr heraus.
„Du willst mich verhöhnen, Theo! Das ist abscheulich von dir!
Du hattest mir doch ei» Auto versprochen."
„Richtig, Kind," sagt Theo, „ich leugne das auch nicht. Aber es
ist nicht gegangen. Ich kann dir das nur nach und nach schenken."
Dorothee stampft ein wenig mit dem Füßchen auf.
„Lächerlich! Was heißt denn das bei einem Auto: nach und
nach?"
„Das siehst du doch, Lerzchen! Lier ist ja schon das Mas-
kottchen dazu."
Kleine Silvestergeschichten
Bei Kliefoths erzählt man sich allerlei grausige Silvesterge-
schichten. Aber es sind Geschichten, die einmal die Großväter oder-
gar die Argroßväter erlebt haben sollen.
Nur der Onkel Joachim weiß von einem eigenen schrecklichen
Erlebnis zu berichten. „Jawohl, Kinder, das war vor 17 Jahren,
im vorletzten Kriegsjahr. Da Hab' ich auf einer Silvestergesellschaft
was Grausiges erlebt. Na, hoffentlich passiert mir das nie wieder!"
Große Erwartungen — Onkel Joachim soll erzählen.
„Was ist da viel zu erzählen, Kinder? Wie gesagt — es war
im vorletzten Kriegsjahr. And da gab es in der Gesellschaft alkohol-
freien Silvesterpunsch!"
Rohleders haben, wie immer, den Vetter Ignaz eingeladen.
Sehr gern tun sie das freilich nicht, denn der Vetter Ignaz gibt
sich in der Silvesternacht leicht einer gewissen Zügellosigkeit hin —
aber schließlich muß man ein Auge zudrücken. And wo sollte der
alte Junggeselle an diesem Abend sonst bleiben? Mit andern Leuten
hat er es ja längst verdorben.
Man hat zu Abend gespeist, man hat ein Stündchen geplaudert
— nun wird an die Bereitung des Silvestertranks gegangen. Da
wendet sich der Vetter Ignaz an die Lausfrau: „Eine Bitte!
Könnte ich vielleicht eine Tasse mit heißer Milch kriegen? And
einen Löffel?"
„Aber gern!" sagt Frau Rohleder. And Albert Rohleder, der
sich zwar wundert, kann eine freudige Regung nicht unterdrücken.
Sollte der Vetter Ignaz heute nicht ganz auf der Löhe sein? O,
da würde er diesmal ja nicht so toll ins Zeug gehn können!
Die Milch mit dem Löffel wird gebracht, und nun zieht der
Vetter Ignaz eine Semmel aus der Tasche. „Vorsorglicherweise
habe ich mir eine mitgebracht," erklärt er. „Für den Fall, daß ihr
keine altbackene im Lause hättet. Eine frische würde nicht den Zweck
erfüllen. Diese aber ist ganz altbacken, und deshalb nimmt sie jetzt"
— und der Vetter Ignaz legt die Semmel in die Taffe — „viel
mehr von der heißen Milch in sich auf. Das ist nämlich sehr
Silvester — Vor Zwölf
„Lalt, halt, es sind immer noch 40 Sekunden!" — „Man svllt's
gar nicht glauben, wie sich so'n Jahr in de Länge ziehen kann!"
71?
s .Ihre Zähm
kommt es an ...
. . . denn schöne Zähne vervollstän-
digen erst den Eindruck einer guten Er-
scheinung. Nivea-Zahnpasta macht Ihre
Zähne strahlend weist, ohne den Zahn-
schmelz anzugreifen; sie ist in Güte und
Wirksamkeit ein echtes Nivea-Erzeugnis
Mild, leicht schäumend,
wundervoll imGeschmack.
die grosse Tub
Anzeigen-Annalime: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annonoen-Expeditionon.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Silvesterkrapfen!" "Silvester - Vor Zwölf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4665, S. 405
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg