Kinkerlitzchen
Der New Korker Arzt Dr. Wickerson
empfiehlt in Zeitungsanzeigen von ihm erfun-
dene „Injektionen gegen Examensangst und
Lampenfieber". Er hat gewaltigen Zulauf von
Schülern, Studenten und Bühnenkünstlern.
Es handelt sich also, schlicht gesagt, um
ein Mittel gegen Durchfall.
In der siebenbürgischen Stadt Großwar-
dein wurde der Athlet Ivan Grigoru, der
früher als Kettenreißer und Eisenbieger im
Zirkus aufgetreten war, wegen zahlreicher
Einbrüche festgenommen. Er war, ihm ent-
gegenstehende Eisenstangen auseinander bie-
gend, in Konditoreien, Feinkostgeschäfte und
private Speisekammern eingebrochen und hatte
überall nur Kuchen und sonstige süße Sachen
gestohlen.
Dieser starke Mann scheint doch eine
Schwäche zu haben — für Süßigkeiten.
Als kürzlich durch Explosionen von Krater-
gasen im Innern des Vesuvs neue Löhlungen
sich bildeten, konnte das starke unterirdische
Grollen vom Mikrophon aufgefangen und vom
italienischen Sender nach Frankreich, der
Schweiz, Spanien, Portugal und Amerika
übertragen werden.
Angesagt wurde: „Sie hören jetzt das
Grollen des Vesuvs! Bitte, den Lautsprecher
auf Zimmerstärke einzustellen, damit Störun-
gen der Nachbarschaft vermieden werden!"
In Odessa wurden 42 Eisenbahnbeamte
verhaftet, die Geschäfte mit Fahrkarten ge-
macht hatten. Sie hielten die Fahrkarten-
schalter auf dem Bahnhof geschlossen und
verkauften dir Fahrkarten im privaten Lande!
mit hohem Aufschlag.
Der Bahnbetrieb in Sowjetrußland soll
schrecklich unsicher sein. Das muß stimmen,wenn
sogar die Schalterbeamten entgleisen. —on.
58
Früchte der Reisezeit
Vorschlag
Schabritter geht ins Warmbad; er fühlt
sich nicht abgehärtet genug, sich in die See
zu stürzen.
„l Mark 20!" sagt der Mann an der Kasse.
„Ist ja doll!" Schabritter ist entsetzt; so-
viel will er nicht zahlen.
„O, dafür können Sie aber so lange drin
bleiben, wie Sie wollen."
Schabritter überlegt. „Wissen Sie was:
ich zahle Ihnen 60 Pfennige und bleibe nur
die halbe Zeit drin."
Opfer
Die See-Badeanstalt ist vorzüglich einge-
richtet. In jeder Kabine hängt ein Plakat,
auf dem die Badedirektion den noch Uner-
fahrenen unter den werten Kurgästen nütz-
liche Ratschläge gibt; auch sehr eindringliche
Warnungen sind dabei.
Krausbart, der eben erst angekommen ist,
liest das. Nachher erkundigt er sich in etwas
geschwollener Ausdrucksweise bei dem Bade-
wärter Pinneboom: „Sagen Sie mal, lieber
Mann — das Baden scheint hier ja manch-
mal Opfer zu fordern?"
Pinneboom lächelt beruhigend. „Ach nee,
Lerr! Ich krieg' immer von die Lerrschaften,
wenn sie abreisen, so etwa 3 Mark Trinkgeld."
Unbefugtes Wissen
Negendanks sind im „Kasino-Lotel" in
Zoppot abgestiegen.
Sie packen aus. Lermann Negendank
schnüffelt in den Kleiderschrank hinein. „Don-
ner — hier muß vor uns eine mondäne Dame
gewohnt haben; es riecht nach ?eau
d’Espagne.“
Ottilie Negendank rollt die Augen. „Aber
Lermann — was weißt du von solchen Par-
füms !"
Unnötige Bemühung
Studienrat Dr. Kohlschanzer, der Ma-
thematiker, ist mit seinen beiden Söhnen
auf einer Wanderfahrt. Nun stehen sie in
dem Los der berühmten Burg an dem
Brunnen, der eine so erstaunliche Tiefe hat.
Dr. Kohlschanzer sieht die willkommene
Gelegenheit, eine schöne Aufgabe zu stellen.
„Ausgepaßt, Iungens! Ich werde jetzt
einen Stein in den Brunnen fallen lassen,
und aus der Zeit, bis uns der Ton des
Aufschlagens erreicht, werdet ihr aus Grund
der Fallgesetze und der euch bekannten
Geschwindigkeit des Schalls die Tiefe des
Brunnens berechnen."
Der Kastellan steht dabei. „Aber machen
Sie sich doch keine Umstände, Lerr Pro-
fessor! Der Brunnen ist 123 Meter tief."
Berliner Baumzählung
Wer jloobt, det uns det Jriene fehlt?
Mit Beeme kann Berlin ooch prahlen;
Man hat se alle jetzt jezählt,
Und janz erstaunlich sind de Zahlen,
Denn et jibt in der janzen Welt
Nich eene Stadt noch, wo man findet,
Det se so sehr uff Beeme hält:
Vierhundertvierzigdausend sind et!
Den dritten Deil der Boomkultur,
Den bilden selbstverständlich Linden,
Die sich janz alljemein, nich nur
In der beriehmten Straße finden.
Viel Ahorn jibt’s; de Jugend kann
Im Herbst Kastanien reichlich
schmettern;
Ooch kann bei uns leicht jedermann
Vor Aerjer uff Akazien klettern.
Und denn — besonders merk’ man sich:
Berlin hat fuffzehndausend Eichen!
Sehr knorrig sind se zwar noch nich,
Det wer’n se später erst erreichen.
Ooch sind nich, wat bei uns apart.
De Maulbeerbeeme zu vermissen;
Et sind bloß zwo — uff andre Art
Wird man drum Seide spinnen missen.
Vierhundertdreißigdausend Stick
Stehn Beeme uff Berliner Jrunde,
Und nu bedenke man det Jlick:
Bloß hundertfuffzigdausend Hunde
Sind in Berlin im janzen da.
Det die Bequemlichkeit nich fehle,
Is jut jesorjt — et sind beinah’
Drei Beeme da for jede Teele.
Vierhundertdreißigdausend — wo
Kann’s det in eener Jroßstadt jeben?
Drum is ooch so fidel und froh
Schon immer det Berliner Leben.
Is ooch Asphalt ringsum und Stein,
Drum jibt’s doch keene Trauermienen;
Verjniejt kann man trotz allem sein,
Denn in Berlin muß alles jrienen.
—on.
Der New Korker Arzt Dr. Wickerson
empfiehlt in Zeitungsanzeigen von ihm erfun-
dene „Injektionen gegen Examensangst und
Lampenfieber". Er hat gewaltigen Zulauf von
Schülern, Studenten und Bühnenkünstlern.
Es handelt sich also, schlicht gesagt, um
ein Mittel gegen Durchfall.
In der siebenbürgischen Stadt Großwar-
dein wurde der Athlet Ivan Grigoru, der
früher als Kettenreißer und Eisenbieger im
Zirkus aufgetreten war, wegen zahlreicher
Einbrüche festgenommen. Er war, ihm ent-
gegenstehende Eisenstangen auseinander bie-
gend, in Konditoreien, Feinkostgeschäfte und
private Speisekammern eingebrochen und hatte
überall nur Kuchen und sonstige süße Sachen
gestohlen.
Dieser starke Mann scheint doch eine
Schwäche zu haben — für Süßigkeiten.
Als kürzlich durch Explosionen von Krater-
gasen im Innern des Vesuvs neue Löhlungen
sich bildeten, konnte das starke unterirdische
Grollen vom Mikrophon aufgefangen und vom
italienischen Sender nach Frankreich, der
Schweiz, Spanien, Portugal und Amerika
übertragen werden.
Angesagt wurde: „Sie hören jetzt das
Grollen des Vesuvs! Bitte, den Lautsprecher
auf Zimmerstärke einzustellen, damit Störun-
gen der Nachbarschaft vermieden werden!"
In Odessa wurden 42 Eisenbahnbeamte
verhaftet, die Geschäfte mit Fahrkarten ge-
macht hatten. Sie hielten die Fahrkarten-
schalter auf dem Bahnhof geschlossen und
verkauften dir Fahrkarten im privaten Lande!
mit hohem Aufschlag.
Der Bahnbetrieb in Sowjetrußland soll
schrecklich unsicher sein. Das muß stimmen,wenn
sogar die Schalterbeamten entgleisen. —on.
58
Früchte der Reisezeit
Vorschlag
Schabritter geht ins Warmbad; er fühlt
sich nicht abgehärtet genug, sich in die See
zu stürzen.
„l Mark 20!" sagt der Mann an der Kasse.
„Ist ja doll!" Schabritter ist entsetzt; so-
viel will er nicht zahlen.
„O, dafür können Sie aber so lange drin
bleiben, wie Sie wollen."
Schabritter überlegt. „Wissen Sie was:
ich zahle Ihnen 60 Pfennige und bleibe nur
die halbe Zeit drin."
Opfer
Die See-Badeanstalt ist vorzüglich einge-
richtet. In jeder Kabine hängt ein Plakat,
auf dem die Badedirektion den noch Uner-
fahrenen unter den werten Kurgästen nütz-
liche Ratschläge gibt; auch sehr eindringliche
Warnungen sind dabei.
Krausbart, der eben erst angekommen ist,
liest das. Nachher erkundigt er sich in etwas
geschwollener Ausdrucksweise bei dem Bade-
wärter Pinneboom: „Sagen Sie mal, lieber
Mann — das Baden scheint hier ja manch-
mal Opfer zu fordern?"
Pinneboom lächelt beruhigend. „Ach nee,
Lerr! Ich krieg' immer von die Lerrschaften,
wenn sie abreisen, so etwa 3 Mark Trinkgeld."
Unbefugtes Wissen
Negendanks sind im „Kasino-Lotel" in
Zoppot abgestiegen.
Sie packen aus. Lermann Negendank
schnüffelt in den Kleiderschrank hinein. „Don-
ner — hier muß vor uns eine mondäne Dame
gewohnt haben; es riecht nach ?eau
d’Espagne.“
Ottilie Negendank rollt die Augen. „Aber
Lermann — was weißt du von solchen Par-
füms !"
Unnötige Bemühung
Studienrat Dr. Kohlschanzer, der Ma-
thematiker, ist mit seinen beiden Söhnen
auf einer Wanderfahrt. Nun stehen sie in
dem Los der berühmten Burg an dem
Brunnen, der eine so erstaunliche Tiefe hat.
Dr. Kohlschanzer sieht die willkommene
Gelegenheit, eine schöne Aufgabe zu stellen.
„Ausgepaßt, Iungens! Ich werde jetzt
einen Stein in den Brunnen fallen lassen,
und aus der Zeit, bis uns der Ton des
Aufschlagens erreicht, werdet ihr aus Grund
der Fallgesetze und der euch bekannten
Geschwindigkeit des Schalls die Tiefe des
Brunnens berechnen."
Der Kastellan steht dabei. „Aber machen
Sie sich doch keine Umstände, Lerr Pro-
fessor! Der Brunnen ist 123 Meter tief."
Berliner Baumzählung
Wer jloobt, det uns det Jriene fehlt?
Mit Beeme kann Berlin ooch prahlen;
Man hat se alle jetzt jezählt,
Und janz erstaunlich sind de Zahlen,
Denn et jibt in der janzen Welt
Nich eene Stadt noch, wo man findet,
Det se so sehr uff Beeme hält:
Vierhundertvierzigdausend sind et!
Den dritten Deil der Boomkultur,
Den bilden selbstverständlich Linden,
Die sich janz alljemein, nich nur
In der beriehmten Straße finden.
Viel Ahorn jibt’s; de Jugend kann
Im Herbst Kastanien reichlich
schmettern;
Ooch kann bei uns leicht jedermann
Vor Aerjer uff Akazien klettern.
Und denn — besonders merk’ man sich:
Berlin hat fuffzehndausend Eichen!
Sehr knorrig sind se zwar noch nich,
Det wer’n se später erst erreichen.
Ooch sind nich, wat bei uns apart.
De Maulbeerbeeme zu vermissen;
Et sind bloß zwo — uff andre Art
Wird man drum Seide spinnen missen.
Vierhundertdreißigdausend Stick
Stehn Beeme uff Berliner Jrunde,
Und nu bedenke man det Jlick:
Bloß hundertfuffzigdausend Hunde
Sind in Berlin im janzen da.
Det die Bequemlichkeit nich fehle,
Is jut jesorjt — et sind beinah’
Drei Beeme da for jede Teele.
Vierhundertdreißigdausend — wo
Kann’s det in eener Jroßstadt jeben?
Drum is ooch so fidel und froh
Schon immer det Berliner Leben.
Is ooch Asphalt ringsum und Stein,
Drum jibt’s doch keene Trauermienen;
Verjniejt kann man trotz allem sein,
Denn in Berlin muß alles jrienen.
—on.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das bißchen Regen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4695, S. 58
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg