Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Egoist

Er will sich's überschlafen

Gerade steigt der Bankier Steinkühler vor dem Schauspielhause aus
seinem Wagen, da kommt Korngut an, der dramatische Dichter. Diese Be-
gegnung beruht nicht auf bloßem Zufall; beide wollen nämlich in das Schau-
spielhaus hineingehen. Der Dramatiker wird sich hinter die Kulissen begeben,
um dort die Araufführung seines neuen Schauspiels zu genießen oder zu
erdulden; das kommt ganz darauf an, ob er sich vor einem freudig applau-
dierenden Publikum wird verneigen können oder nicht. Es sind im Laufe
langer Jahre schon viele Schauspiele von ihm aufgeftihrt worden, aber nur
bei den ersten hat er sich öfter verneigen können; später hat das mehr und
mehr nachgelassen. Der Bankier Steinkühler aber wird sich in eine Loge
setzen, um sich durch Kornguts Schauspiel unterhalten oder langweilen zu
lassen; das weiß er jetzt noch nicht, aber er ist nach manchen Erfahrungen
geneigt, sich nicht zu viel zu versprechen.

Korngut ist froh über die Begegnung, auf die er allerdings auch gehofft
hat. Er hat ein Anliegen, das er ohne Scheu vorbringt. „Bester Lerr Stein-
kühler! Sie haben doch immer den großen Geldsack bei sich, nicht wahr?
Bitte, helfen Sie mir mit 500 Mark aus! Ich will nach der Vorstellung in
den Klub, und da bin ich diesen Betrag jemand schuldig, der schon sehr da-
rauf wartet."

Der Bankier Steinkühler überlegt. „500 Mark? Wisse» Sie, mein
Bester: das werde ich mir doch erst einmal überschlafen."

„Aeberschlafen? Aber ich brauche das Geld doch schon heute-

nachher, um 11 Ahr."

Der Bankier Steinkühler lächelt liebenswürdig. „Nun ja-eben

bis dahin will ich mir die Sache überschlafen." — on.

Feines Kraut

„Ich möchte gerne allein bleiben, Schaffner! Ist das zu machen?"
„Kleinigkeit! Da brauchen Sie bloß die Zigarren zu rauchen, von
denen Sie mir schon eine gegeben haben!"

Leise Mahnung

Bobb ist böse mit seinem alten Freund Kurt — und das kam so:
Jüngst erhält er einen Brief von Kurt, macht ihn auf, liest, erschrickt
sehr, läßt den Brief fallen — (im stummen Film hätte man jetzt lesen

können:) „

Lieber Bobb!

Ich möchte vor meinem Tode »och Ordnung in meine Angelegen-
heiten bringen. Du z. B. hast noch immer den dritten Band meiner
schönen Goetheausgabe. Sei so gut und lasse ihn mir gleich wieder
zügehen! Dein Kurt.

Bobb kam zu sich, hob den Brief auf und raste per Auto zu Kurt.
Unterwegs immer nur den einen Wunsch: Nur noch lebend antreffen —
nur noch lebend antreffen! Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Kurt saß
nämlich kreuzfidel im Badezimmer, als Bobb ankam, und rasierte sich
eben auf ganz nobel.

„Kurt - keucht Bobb — wie kannst du nur so einen Gedanken fassen?"
„Was für einen Gedanken?"

„Dich umzubringen!"

„Ich? Ist mir nie eingefallen."

Der Fahrschüler

„Aber du schreibst doch: —
möchte vor meinem Tode —"
„Ach so — lachte Kurt —
ich hätte nämlich das Buch
gern wieder gehabt, bevor ich
sterbe, und du — das mußt du
doch zugeben — hättest es ohne
leise Mahnung nicht mehr zu-
rückgegeben, und wenn ich hun-
dert Jahre alt würde."

Das ist jetzt drei Tage
her, Bobb ist aber im-
mer noch so schwach
von dem Schrecken, daß
■n*u^ er ^urt nj^t verzeihe,,
kann.

Warnung

Zn einer Fachzeitschrift ist zu lesen: „Bauern, Vorsicht in der
Weidezeit! Schnell kann ein Anglück geschehen, besonders durch
Aeberfressen. Die Notschlachtung des Landwirts Vinzenz Gör-
hammer in Appenried ist für alle Zeit ein warnendes Beispiel."

„And wenn wir ein polizeiliches Strafmandat

kriegen-am ersten Tag zu Lause wird auf dem

Balkon ein Luftbad genommen! Pannickes von gegen-
über sollen platzen, wie braun wir geworden sind."

142
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Egoist" "Der Fahrschüler" "Ein Luftbad"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Thiele, Herbert
Halle, Will
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4700, S. 142

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen