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„Fabelhaftes Fresko I — Selbst an die Wand geworfen, Lerr Professor?"
„Ja, heute mittag, es ist der Fraß von meiner neuen Köchin!"
Der Bart war ab
er ihm einen kurzen, aber kräftigen Schlag in die Magengrube,
worauf der nächtliche Schemen rückwärtsüber in die Badewanne zu
der Dame plumpste, deren Klagelaute nunmehr an die einer Fabriks-
sirene erinnerten.
In wahnsinniger Eile wandte sich Lerr Stengert zur Flucht. Als
er dabei beim nächsten Treppenabsatz vorüberkam, sah er ein freund-
liches Bächlein aus den Fugen der
Wohnungstür quillen, das sich munter
und in zahlreichen kleinen Wasserfäl-
len seinen Weg die Treppe hinunter
suchte. And während der Mann dem
Wasserlauf folgend htnunterraste,
wurde ihm die kleine Arsache der gro-
ßen Katastrophe bewußt: in seiner
Aufregung hatte er im Fahrstuhl
anstatt auf den Knopf der dritten
Etage auf den der vierten gedrückt.
Erst in gesunder Entfernung von
dem Laus blieb Lerr Stengert stehen
und lehnte sich gebrochen an eine
Mauer. Von diesem Standpunkt
aus konnte er bequem das Eintreffen
des Ueberfallkommandos und das
der Feuerwehr, die mit fünf Ge-
räten angerückt kam, beobachten.
Dann ging er zum nächsten Bahnhof.
Am darauffolgenden Morgen
löste er in der Lafenstadt eine Schiffs-
karte und landete vier Wochen später
auf einer jener freundlichen Süd-
seeinseln. Dort lebt er seither als
Eremit. Den Bart ließ er sich
wachsen.
„Was ist denn eigentlich aus
dem Gedächtniskünstler geworden,
der im vergangenen Jahre hier
auftrat?"
„Der ist jetzt Operettenkomponist!"
In Gedanken
„Wenn ich das Laboratorium betrete, muß ich jedesmal husten!"
„Ist das Vorschrift?"
Selbstbewußte Schmeichelei
„Paßt der abgelegte Anzug, den ich Ihnen schenkte?"
„Wie angegossen! Eine wundervolle Figur haben Lerr Direktor!"
In der Wut
„— und was hast du mir zum
Geburtstag geschenkt?"
„Genau so viel, wie du mir."
„Da siehst du ja, wie schofel du
bist!"
„Äeute massieren Sie mich acht
Tage, Fräulein. Glauben Sie, daß
eine Gewichtsabnahme stattgefunden
hat? —"
„Bestimmt! Mir sind schon alle
Kleider zu weit."
„Glänzend! Da sagst du immer,
du bist strenger Vegetarier, und
nun sitzt du hier und ißt Schweine-
braten!"
„Lm — du nennst das vielleicht
Schweinebraten. Ich nenne es aber
verbotene Frucht!"
„liebster, leider muß ich dir Mit-
teilen, daß mein Vater sein ganzes
Vermögen verloren hat!"
„Siehst du, Erna, ich habe es ja
gewußt, daß dein Vater noch Mittel
und Wege findet, uns auseinander-
zubringen!"
„Ekelhast, die vielen Insekten hier über dem Wasser!"
„Die ziehen aber die Fische an."
„Ah, Lerr Sekretär, und mich haben Sie wohl hierher gelockt,
damit ich die Insekten anziehe?"
192
Kurt Zlehank
vorm. E. Hötter
Ak, Buchhandlung
Un!ver«lUt«platz 12
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„Fabelhaftes Fresko I — Selbst an die Wand geworfen, Lerr Professor?"
„Ja, heute mittag, es ist der Fraß von meiner neuen Köchin!"
Der Bart war ab
er ihm einen kurzen, aber kräftigen Schlag in die Magengrube,
worauf der nächtliche Schemen rückwärtsüber in die Badewanne zu
der Dame plumpste, deren Klagelaute nunmehr an die einer Fabriks-
sirene erinnerten.
In wahnsinniger Eile wandte sich Lerr Stengert zur Flucht. Als
er dabei beim nächsten Treppenabsatz vorüberkam, sah er ein freund-
liches Bächlein aus den Fugen der
Wohnungstür quillen, das sich munter
und in zahlreichen kleinen Wasserfäl-
len seinen Weg die Treppe hinunter
suchte. And während der Mann dem
Wasserlauf folgend htnunterraste,
wurde ihm die kleine Arsache der gro-
ßen Katastrophe bewußt: in seiner
Aufregung hatte er im Fahrstuhl
anstatt auf den Knopf der dritten
Etage auf den der vierten gedrückt.
Erst in gesunder Entfernung von
dem Laus blieb Lerr Stengert stehen
und lehnte sich gebrochen an eine
Mauer. Von diesem Standpunkt
aus konnte er bequem das Eintreffen
des Ueberfallkommandos und das
der Feuerwehr, die mit fünf Ge-
räten angerückt kam, beobachten.
Dann ging er zum nächsten Bahnhof.
Am darauffolgenden Morgen
löste er in der Lafenstadt eine Schiffs-
karte und landete vier Wochen später
auf einer jener freundlichen Süd-
seeinseln. Dort lebt er seither als
Eremit. Den Bart ließ er sich
wachsen.
„Was ist denn eigentlich aus
dem Gedächtniskünstler geworden,
der im vergangenen Jahre hier
auftrat?"
„Der ist jetzt Operettenkomponist!"
In Gedanken
„Wenn ich das Laboratorium betrete, muß ich jedesmal husten!"
„Ist das Vorschrift?"
Selbstbewußte Schmeichelei
„Paßt der abgelegte Anzug, den ich Ihnen schenkte?"
„Wie angegossen! Eine wundervolle Figur haben Lerr Direktor!"
In der Wut
„— und was hast du mir zum
Geburtstag geschenkt?"
„Genau so viel, wie du mir."
„Da siehst du ja, wie schofel du
bist!"
„Äeute massieren Sie mich acht
Tage, Fräulein. Glauben Sie, daß
eine Gewichtsabnahme stattgefunden
hat? —"
„Bestimmt! Mir sind schon alle
Kleider zu weit."
„Glänzend! Da sagst du immer,
du bist strenger Vegetarier, und
nun sitzt du hier und ißt Schweine-
braten!"
„Lm — du nennst das vielleicht
Schweinebraten. Ich nenne es aber
verbotene Frucht!"
„liebster, leider muß ich dir Mit-
teilen, daß mein Vater sein ganzes
Vermögen verloren hat!"
„Siehst du, Erna, ich habe es ja
gewußt, daß dein Vater noch Mittel
und Wege findet, uns auseinander-
zubringen!"
„Ekelhast, die vielen Insekten hier über dem Wasser!"
„Die ziehen aber die Fische an."
„Ah, Lerr Sekretär, und mich haben Sie wohl hierher gelockt,
damit ich die Insekten anziehe?"
192
Kurt Zlehank
vorm. E. Hötter
Ak, Buchhandlung
Un!ver«lUt«platz 12
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fabelhaftes Fresko" "Petri Heil"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4703, S. 192
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg