Aber dann seufzt Kiebitz sehnsüchtig, „hoffentlich bleibt
es aber noch recht lange einigermaßen warm, womöglich
bis in den Dezember hinein. Die Sache ist nämlich die: das
anknöpfbare Innenstück habe ich noch nicht. Das hat mein
Schneider noch behalten. Der verfluchte Kerl will erst damit
rausrücken, wenn ich ihm den Mantel bezahle."
Im herbst denken Frauen an einen Pelz. Wenn sie »och
keinen haben oder sich einen neuen wünschen.
Frau Elly hat sich ein Lotterielos gekauft. Oder eigentlich
nur ein Löschen, denn es hat bloß 50 Pfennige gekostet.
Deshalb ist auch nicht viel damit zu gewinnen. Aber Frau
Elly rechnet ganz sicher mit einem Gewinn von 500 Mark;
felsenfest baut sie darauf. „And dann kaufe ich mir einen
Pelzmantel!" lautet das Fazit ihrer Rechnung.
Die Rechnung war falsch. Die Ziehung hat stattgefun-
den: das Los hat sich, und darauf hätte man ja wetten
können, als eine Niete erwiesen. Nun, das ist nicht tragisch
zu nehmen, denn dem Löschen entsprechend ist es ja eigent-
lich auch nur ein Nietchen.
Aber Frau Elly nimmt es tragisch, sie weint Bäche. Der
Gatte redet gut zu:
„Nun lass' dich doch trösten, Schatz!"
„Trösten? Ach ja — willst du mir jetzt den Pelzmantel
kaufen?"
„Siehgst, dös halt i für ein Rhinozeros!"
„Wieso? Warum? Was hat es Dummes getan?"
Allerhand Sachen
Die Aniversität in Mexiko-City, die
als älteste Aniversität Amerikas vor 380
Jahren gegründet wurde, hat wegen
Geldmangels geschlossen werden müssen.
Erstaunen wecken darf wohl allgemein
Die Botschaft dieses sonderbaren Falles:
hier ist nicht die Studentenschaft allein —
Die ganze Aniversität im Dalles.
Schon vor zwei Sommern wurden
allein in der Havel mehr als zwei Mil-
lionen Wollhandkrabben gefangen, aber
immer mehr haben diese die Fischerei ver-
nichtenden Schädlinge zugenommen. Jetzt
hat man tausend Wollhandkrabben mit
einem rotweißen Rückenanstrich versehen
und dann wieder ausgeseht, um ihren
Wanderweg während der Laichzeit zu
ermitteln, da erst dann eine planmäßige
Ausrottung möglich sein wird.
Mau sucht den Weg, den diese Biester,
Die schändlichen, zu nehmen pflegen.
Der Mensch wird wirklich froh sein,
liest er:
Sie gehn dem Antergang entgegen.
Iackie Coogan, der vor kurzem voll-
jährig geworden ist, wird demnächst die
Filmschauspielerin Toby Wing heiraten,
mit der er seit einem Jahre verlobt ist.
Groß ist der Junge, der behende.
Der einst die Welt im Film entzückt.
Wer weiß, was kommt — er wird am Ende
In zweiter Auflage erblickt. P. R.
Kleine Herbstgeschichten
Kiebitz kommt mit einem neuen Mantel
ins Büro. Es ist ein leichter Mantel für
die Aebergangszeit, ein Mantel, wie ihn
reiche Männer sich anschaffen, die es sich
leisten können, für die kurze Zeit, wenn
es nicht mehr warm, aber auch »och nicht
richtig kalt ist, ein besonderes Aeberge-
wand zu haben.
Kiebitz ist weit, sehr weit davon ent-
fernt, ein reicher Mann zu sein. Also
staunen die Kollegen. „Mensch, sind Sie
aber üppig! In ein paar Tagen wird
Ihnen vielleicht der Mantel nichts mehr
nützen. Da hätten Sie sich doch gleich
einen ordentlichen warmen Wintermantel
machen lassen sollen."
Kiebitz enthüllt ein Geheimnis. „Das
ist auch einer — herbst- und auch Win-
termantel! hat mir mein Schneider emp-
fohlen — ganz patente Sache! Da —
sehen Sie mal die Knöpfe auf der
Innenseite! Wenn es kalt wird, dann
wird da ein dickes Innenfutter ange-
knöpft, und der molligste Wintermantel
ist da."
Allerdings — dieser Mantel hat seine
Vorzüge.
Tüchtig „Nee, rck helf dir nich', Irete! Du hast ja
'nen Iroschen jekriegt von Tante fürs Briefbesorjen."
„Ick jeb dir 'nen Sechser ab."
„So doof! Bring ihr den Brief zurück — dann muß
Se mir schicken und mir ooch 'nen Iroschen jeden."
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es aber noch recht lange einigermaßen warm, womöglich
bis in den Dezember hinein. Die Sache ist nämlich die: das
anknöpfbare Innenstück habe ich noch nicht. Das hat mein
Schneider noch behalten. Der verfluchte Kerl will erst damit
rausrücken, wenn ich ihm den Mantel bezahle."
Im herbst denken Frauen an einen Pelz. Wenn sie »och
keinen haben oder sich einen neuen wünschen.
Frau Elly hat sich ein Lotterielos gekauft. Oder eigentlich
nur ein Löschen, denn es hat bloß 50 Pfennige gekostet.
Deshalb ist auch nicht viel damit zu gewinnen. Aber Frau
Elly rechnet ganz sicher mit einem Gewinn von 500 Mark;
felsenfest baut sie darauf. „And dann kaufe ich mir einen
Pelzmantel!" lautet das Fazit ihrer Rechnung.
Die Rechnung war falsch. Die Ziehung hat stattgefun-
den: das Los hat sich, und darauf hätte man ja wetten
können, als eine Niete erwiesen. Nun, das ist nicht tragisch
zu nehmen, denn dem Löschen entsprechend ist es ja eigent-
lich auch nur ein Nietchen.
Aber Frau Elly nimmt es tragisch, sie weint Bäche. Der
Gatte redet gut zu:
„Nun lass' dich doch trösten, Schatz!"
„Trösten? Ach ja — willst du mir jetzt den Pelzmantel
kaufen?"
„Siehgst, dös halt i für ein Rhinozeros!"
„Wieso? Warum? Was hat es Dummes getan?"
Allerhand Sachen
Die Aniversität in Mexiko-City, die
als älteste Aniversität Amerikas vor 380
Jahren gegründet wurde, hat wegen
Geldmangels geschlossen werden müssen.
Erstaunen wecken darf wohl allgemein
Die Botschaft dieses sonderbaren Falles:
hier ist nicht die Studentenschaft allein —
Die ganze Aniversität im Dalles.
Schon vor zwei Sommern wurden
allein in der Havel mehr als zwei Mil-
lionen Wollhandkrabben gefangen, aber
immer mehr haben diese die Fischerei ver-
nichtenden Schädlinge zugenommen. Jetzt
hat man tausend Wollhandkrabben mit
einem rotweißen Rückenanstrich versehen
und dann wieder ausgeseht, um ihren
Wanderweg während der Laichzeit zu
ermitteln, da erst dann eine planmäßige
Ausrottung möglich sein wird.
Mau sucht den Weg, den diese Biester,
Die schändlichen, zu nehmen pflegen.
Der Mensch wird wirklich froh sein,
liest er:
Sie gehn dem Antergang entgegen.
Iackie Coogan, der vor kurzem voll-
jährig geworden ist, wird demnächst die
Filmschauspielerin Toby Wing heiraten,
mit der er seit einem Jahre verlobt ist.
Groß ist der Junge, der behende.
Der einst die Welt im Film entzückt.
Wer weiß, was kommt — er wird am Ende
In zweiter Auflage erblickt. P. R.
Kleine Herbstgeschichten
Kiebitz kommt mit einem neuen Mantel
ins Büro. Es ist ein leichter Mantel für
die Aebergangszeit, ein Mantel, wie ihn
reiche Männer sich anschaffen, die es sich
leisten können, für die kurze Zeit, wenn
es nicht mehr warm, aber auch »och nicht
richtig kalt ist, ein besonderes Aeberge-
wand zu haben.
Kiebitz ist weit, sehr weit davon ent-
fernt, ein reicher Mann zu sein. Also
staunen die Kollegen. „Mensch, sind Sie
aber üppig! In ein paar Tagen wird
Ihnen vielleicht der Mantel nichts mehr
nützen. Da hätten Sie sich doch gleich
einen ordentlichen warmen Wintermantel
machen lassen sollen."
Kiebitz enthüllt ein Geheimnis. „Das
ist auch einer — herbst- und auch Win-
termantel! hat mir mein Schneider emp-
fohlen — ganz patente Sache! Da —
sehen Sie mal die Knöpfe auf der
Innenseite! Wenn es kalt wird, dann
wird da ein dickes Innenfutter ange-
knöpft, und der molligste Wintermantel
ist da."
Allerdings — dieser Mantel hat seine
Vorzüge.
Tüchtig „Nee, rck helf dir nich', Irete! Du hast ja
'nen Iroschen jekriegt von Tante fürs Briefbesorjen."
„Ick jeb dir 'nen Sechser ab."
„So doof! Bring ihr den Brief zurück — dann muß
Se mir schicken und mir ooch 'nen Iroschen jeden."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Rhinozeros" "Tüchtig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4705, S. 216
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg