„Ich werde herrlich schlafen, Bruno! Fein, daß wir ganz allein in der Lütte sind."
„Ja, ist mir auch angenehm, ich habe sonst immer Anstände wegen meines Schnarchens."
Die Eiche
denn sie hatten nichts zu trinken. Der Wirt sprach mich an: „Möchten
Sie nicht unsre Eiche ansehn? Wir haben hier eine alte Eiche, die
dickste in der ganzen Provinz. Vier Männer umspannen sie gerade.
Sowas haben Sie noch nie gesehn. Za, das ist ein herrlicher Baum!"
Ich bat ihn, mir den Weg zu der so gerühmten Eiche zu weisen,
aber da meinte er: „Gehn Sie doch mit den vier Leuten da! Die
können dann gleich die Eiche umspannen, nicht wahr? Zahlen Sie
jedem ein Glas Bier, dann kommen sie gern mit."
Der Vorschlag brauchte nicht lange überlegt zu werden, die
Männer standen schon auf. Die Eiche war ganz in der Nähe, und
wirklich — sie war des Sehens und Bewunderns wert. Aber als
nun die vier Männer sie umspannten, taten sie das doch mit etwas
gesenkten Armen; bei gerade ausgestreckten Armen hätten drei
Männer genügt.
„Ein schöner Baum!" sagte ich
nachher zum Wirt. „Aber schon
drei Männer hätten genügt."
Der Wirt nickte. „Na ja-
aber der vierte wollte doch auch
gern ein Glas Bier haben." —on.
Der richtige Titel
Dr. Vincenz Lärchen, der uner-
müdliche Privatgelehrte, beackert
viele Gebiete des menschlichen Wis-
sens. Da hat er jetzt zwei ganz ver-
schiedene Ernten eingebracht, die
eine aus dem Acker der Weltpolitik,
die andere auf dem Felde tellurischer
Forschung. Zwei Broschüren sind
seiner nie rastenden Feder ent-
sprossen. Die eine heißt: „Die ein-
zige Aussicht auf Weltfrieden", die
andere: „Eine kommende Erdkata-
strophe."
Dr. Lärchen hat beide Arbeiten
dem Verlagsbuchhändler Riebesam
angeboten. Der bittet ihn nach an-
gemessener Prüfungszeit zu einer
Rücksprache. „Die eine Broschüre
möchte ich herausbringen, Lerr
Doktor — die über eine bevor-
stehende gewaltige Eiszeit. Sie
sind also tatsächlich der Meinung,
daß bereits in naher Zukunft
208
eine Eiszeit alles Leben auf der nördlichen Lalbkugel der Erde
vernichten wird?"
„Aber gewiß; ich weise das ja mit zwingenden Gründen nach."
„Na schön, dann wollen wir das Leftchen dem Publikum ver-
setzen. Aber ich möchte Ihnen Vorschlägen, daß wir dafür den Titel der
anderen Broschüre nehmen: „Die einzige Aussicht auf Weltfrieden."
—on.
Der Schrecken
„Leute habe ich schon zum dritten Mal den Schluckauf," sagt
Liese, meine Freundin, „unangenehm ist das."
„Den werde ich dir gleich vertreiben," erwidere ich.
„Nein, nein," wehrt Liese ab, „kenn' ich, du willst mich er-
schrecken, das mag ich nicht."
Ich: „Dann denke 'mal..."
„Weiß schon," unterbricht Liese, „ich soll an sieben Rothaarige
oder an elf Kahlköpfige denken, alles
umsonst probiert," und schon fängt
sie wieder an zu schlucken.
„A propos," sage ich und wechsle
das Thema, „ich soll dir Grüße
bringen von dem langen Müller,
mit dem bin ich heute in der Elek-
trischen gefahren."
„Langer Müller?" staunt Liese,
„kenn' ich gar nicht."
„Aber e r kennt d i ch," erwidere
ich. „Ihre Freundin Liese Scholz,"
sagte er, „kenne ich", fuhr er fort,
„geht es ihr gut, die Jüngste ist
sie ja auch nimmer, so Ende fünfzig,
nicht wahr?"
Liese horcht auf: „Was sagst du
da ? — Ende fünfzig ?"(Meine Freun-
din Liese ist genau 38 Jahre alt.)
„Iaa," nicke ich.
„Das muß doch eine Verwechs-
lung sein," ärgert sich Liese.
Ich: „Nein, mein Kind," er fügte
noch an: Liese Scholz, die Tochter
von Geheimrat Scholz in Berlin,
er wohnte. . ."
Liese: „Sag' mal, wer soll das
gewesen sein?"
Ich: „Ist er vorüber?"
Liese: „Wer denn vorüber?"
Ich: „Na, halt der Schluckauf"...
und wirklich war er wie weggeblasen.
Der gute Vorsatz oder: Nur nicht locker lassen!
Denn nur Ausdauer führt zum Ziel!
„Ja, ist mir auch angenehm, ich habe sonst immer Anstände wegen meines Schnarchens."
Die Eiche
denn sie hatten nichts zu trinken. Der Wirt sprach mich an: „Möchten
Sie nicht unsre Eiche ansehn? Wir haben hier eine alte Eiche, die
dickste in der ganzen Provinz. Vier Männer umspannen sie gerade.
Sowas haben Sie noch nie gesehn. Za, das ist ein herrlicher Baum!"
Ich bat ihn, mir den Weg zu der so gerühmten Eiche zu weisen,
aber da meinte er: „Gehn Sie doch mit den vier Leuten da! Die
können dann gleich die Eiche umspannen, nicht wahr? Zahlen Sie
jedem ein Glas Bier, dann kommen sie gern mit."
Der Vorschlag brauchte nicht lange überlegt zu werden, die
Männer standen schon auf. Die Eiche war ganz in der Nähe, und
wirklich — sie war des Sehens und Bewunderns wert. Aber als
nun die vier Männer sie umspannten, taten sie das doch mit etwas
gesenkten Armen; bei gerade ausgestreckten Armen hätten drei
Männer genügt.
„Ein schöner Baum!" sagte ich
nachher zum Wirt. „Aber schon
drei Männer hätten genügt."
Der Wirt nickte. „Na ja-
aber der vierte wollte doch auch
gern ein Glas Bier haben." —on.
Der richtige Titel
Dr. Vincenz Lärchen, der uner-
müdliche Privatgelehrte, beackert
viele Gebiete des menschlichen Wis-
sens. Da hat er jetzt zwei ganz ver-
schiedene Ernten eingebracht, die
eine aus dem Acker der Weltpolitik,
die andere auf dem Felde tellurischer
Forschung. Zwei Broschüren sind
seiner nie rastenden Feder ent-
sprossen. Die eine heißt: „Die ein-
zige Aussicht auf Weltfrieden", die
andere: „Eine kommende Erdkata-
strophe."
Dr. Lärchen hat beide Arbeiten
dem Verlagsbuchhändler Riebesam
angeboten. Der bittet ihn nach an-
gemessener Prüfungszeit zu einer
Rücksprache. „Die eine Broschüre
möchte ich herausbringen, Lerr
Doktor — die über eine bevor-
stehende gewaltige Eiszeit. Sie
sind also tatsächlich der Meinung,
daß bereits in naher Zukunft
208
eine Eiszeit alles Leben auf der nördlichen Lalbkugel der Erde
vernichten wird?"
„Aber gewiß; ich weise das ja mit zwingenden Gründen nach."
„Na schön, dann wollen wir das Leftchen dem Publikum ver-
setzen. Aber ich möchte Ihnen Vorschlägen, daß wir dafür den Titel der
anderen Broschüre nehmen: „Die einzige Aussicht auf Weltfrieden."
—on.
Der Schrecken
„Leute habe ich schon zum dritten Mal den Schluckauf," sagt
Liese, meine Freundin, „unangenehm ist das."
„Den werde ich dir gleich vertreiben," erwidere ich.
„Nein, nein," wehrt Liese ab, „kenn' ich, du willst mich er-
schrecken, das mag ich nicht."
Ich: „Dann denke 'mal..."
„Weiß schon," unterbricht Liese, „ich soll an sieben Rothaarige
oder an elf Kahlköpfige denken, alles
umsonst probiert," und schon fängt
sie wieder an zu schlucken.
„A propos," sage ich und wechsle
das Thema, „ich soll dir Grüße
bringen von dem langen Müller,
mit dem bin ich heute in der Elek-
trischen gefahren."
„Langer Müller?" staunt Liese,
„kenn' ich gar nicht."
„Aber e r kennt d i ch," erwidere
ich. „Ihre Freundin Liese Scholz,"
sagte er, „kenne ich", fuhr er fort,
„geht es ihr gut, die Jüngste ist
sie ja auch nimmer, so Ende fünfzig,
nicht wahr?"
Liese horcht auf: „Was sagst du
da ? — Ende fünfzig ?"(Meine Freun-
din Liese ist genau 38 Jahre alt.)
„Iaa," nicke ich.
„Das muß doch eine Verwechs-
lung sein," ärgert sich Liese.
Ich: „Nein, mein Kind," er fügte
noch an: Liese Scholz, die Tochter
von Geheimrat Scholz in Berlin,
er wohnte. . ."
Liese: „Sag' mal, wer soll das
gewesen sein?"
Ich: „Ist er vorüber?"
Liese: „Wer denn vorüber?"
Ich: „Na, halt der Schluckauf"...
und wirklich war er wie weggeblasen.
Der gute Vorsatz oder: Nur nicht locker lassen!
Denn nur Ausdauer führt zum Ziel!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schnarchen" "Ausdauer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4678, S. 208
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg