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Zeichnung von E. NIemeycr-Moxter

„Drei Tage lang hat der Mann gebohrt und gebohrt."

„Aber meine Dame: im Wartezimmer eines Zahnarztes dürfen Sie doch nicht von drei Tage langem Bohren reden I"
„Warum nicht? Ich rede doch von dem Brunnen, den wir für unser Wochenendhäuschen haben bohren lasten."

Umgang mit Patienten

Der berühmte Röntgenologe Professor N. an der Wiener Klinik
ist stark beschäftigt und leider auch stark kurzsichtig. Eine manchmal
auftretende Zerfahrenheit ist also entschuldbar. Sie bringt ihn ab
und zu in recht lustige Situationen.

Am späten Mittag saßen noch drei Patienten in der Klinik. Bis
auf einen waren sie alle schon photographiert und harrten der
Diagnose.

Die junge Frau eines höheren Verwaltungsbeamten hatte
der Lausarzt zur Sicherung seiner Vermutung auf Zwillinge in die
Klinik geschickt. Eine junge Majorin von der Leilsarmee hatte Be-
schwerden, die sie auf das Verschlucken einer Goldkrone zurückführte.
And dann wartete im Männerwarteraum noch ein alter pensionierter
General, eingefleischter Junggeselle

Der Professor schritt aus dem Entwicklungsraum für die Rönt-
genfilme über den langen Gang in das Röntgenzimmer. Lier saß
die Gattin des Verwaltungsbeamten. Er beruhigte sie. Es sei tat-
sächlich alles nur auf die Goldkrone zurückzuführen. Weiter liege
nichts vor. Sie möge nur recht viel Kartoffelbrei essen, und alles
würde morgen vorüber sein.

Auf dem Gang traf er auf seinen Assistenten. Sie gingen zu-
sammen ins Wartezimmer für Frauen.

„Gnädige Frau," sagte der Professor, „bitte, fassen Sie sichl Es
sind Zwillinge."

Prompt fiel die Dame in Ohnmacht.

„Aber Lerr Professor," sagte der Assistent, „die junge Frau sitzt
ja im Röntgenzimmer. Dies ist ja die mit der verschluckten Goldkrone."

„Sorgen Sie für ein Lerzmittel!" rief der Professor und eilte
davon.

Er hatte eigentlich ins Röntgenzimmer gehen und dort seinen
Irrtum berichtigen wollen, aber als höflicher Wiener besann er sich
eines anderen. Er jagte einen Diener in das Blumengeschäft, das
gar nicht weit war, und ließ einen dicken Strauß Rosen holen. Der
Diener war phantastisch schnell wieder zur Stelle.

Professor N. holte tief Atem und trat in das Nöntgen-
zimmer.

Es war halbverdunkelt, zum Adaptieren, und der Assistent war
um die Dame bemüht. Gott sei Dankl Da brauchte er wohl nicht
weiter aufzuklären — das war sicher schon geschehen.

„Gnädige Frau," wandte er sich an die weiß behemdete Gestalt,
„entschuldigen Sie den bedauerlichen Irrtum, bitte, und gestatten
Sie mir, wenn es so weit ist, bei Ihren beiden Kleinen Pate zu
werden!"

„Lerr," sagte eine militärische Stimme, „ich war mein Lebtag
unverheiratet und denke jetzt, mit 72 Jahren, gar nicht mehr daran —"
er besann sich und stockte.

Plötzlich raffte er alle erreichbaren Kleider zusammen, riß die
Türe auf und entfloh mit wehendem Lemd.

„Nanu?" sagte der Professor.

„Das war Seine Exzellenz der General von Sowieso," sagte der
Assistent, „und gerade, ehe Sie eintraten, hatte er die Befürchtung
ausgesprochen, ob nicht von der Geisteskrankenabteilung mal einer
unbemertt durch die Tür hier herüber kommen könnte."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Beim Zahnarzt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4683, S. 287

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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