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Llrrter Verwandten

„Finden Sie, daß sich Otto Bemmelmeier richtig verhält?" So
eine Frage ist nicht ohne weiteres eindeutig und richtig zu beant-
worten. Es kommt ganz darauf an, von welcher Seite man eine
Situation betrachtet. Der Otto Bemmelmeier z. B. hat Geld. Gar
nicht wenig Geld. And deshalb ist er der Ansicht, es sei nicht jeder
x-beliebige berechtigt, von ihm zu verlangen, daß er sich mehr oder
weniger ausgiebig anpumpen lasse. Der Emil Rozler aber—der hat gar
kein Geld. Lat eigentlich nie Geld. And deshalb ist er zu der Aeberzeu-
gung gekommen, jeder anständige Mensch müsse seinen guten Charakter
ständig dadurch beweisen, daß er immer bereit sei, Geld auszuleihen.

And zwischen Otto und Emil passiert deshalb Folgendes: Emil
war bei Otto erschienen und sprach zunächst vom Wetter. Otto ahnte
das kommende Gewitter und sprach vom Sparen. Emil ging trotzdem
auf sein Ziel los und sagte aus dem noch heiteren Limmel: „Otto
— du mußt mir RM 100.— leihen — sonst bin ich verloren!"

Otto — sah interessiert einem Auto nach und sagte gar nichts.
Emil wurde dringlicher. „Otto — könntest du denn ruhig zusehen,
wie dein Nebenmensch zu Grunde geht?"

Ottos Körperhaltung gab deutlich zu erkennen, daß er in der
Lage sei, ruhig zuzusehen.

Emil zog stärkeres Register: „Wir sind doch alle Brüder. Nimm
an, ich sei dein Bruder — dein armer jüngerer Bruder."

Otto belebte sich: „So — soll ich das annehmen?"

Emil schöpfte neue Loffnung: „Ja — tu das — und handle
dann, wie dein Lerz dir gebietet."

In diesem Moment bekam Emil von Otto eine fürchterliche Ohr-
feige. „So — schrie der — einen netten Bruder habe ich. Du Familien-
schandfleck l Dein Erbe hast du verjubelt. Verdienen willst du nichts.
Ein fremder Mensch ginge mich gar nichts an, aber schämen muß
ich mich, daß ich einen solchen Bruder habe. Raus mit dir! Ich kenne
dich nicht mehr!"

And damit fühlte sich Emil von seinem neuen Bruder Otto zur
Türe hinausgeworfen.

Richtige Rechnung

Man urteile nicht abweisend über Leute, die gern Kriminalromane
lesen. Man denke: Moltke las sie oft in Mußestunden.

Professor Poldus tut das auch manchmal zur Ablenkung. Jetzt
will er zehn solcher Schmöker binden lassen. Nebenbei — denn gleich-
zeitig hat er noch zwanzig Bände mathematischer Literatur, die schon
längst hätten gebunden werden müssen. Der Buchbinder Bückel soll
das besorgen. Aber was wird es kosten? Nur um ganz einfache
Einbände soll es sich handeln.

Der Buchbinder Bückel sieht sich die Bücher an. Dann stellt er
seinen Preis. „Da haben wir also diese mathematischen Bücher, Lerr
Professor — sagen wir: 1 Mark das Stück. And dann die Kriminal-
romane. Da muß ich schon zwei Mark für den Band verlangen."

Professor Poldus versteht das nicht. „Aber warum der Anterschied ?"

„Ja, Lerr Professor, ich mutz doch die Arbeitszeit bezahlen. In
die mathematischen Bücher steht mein Geselle nicht hinein. Aber in
die Kriminalromane!"

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.Nachher muß jeder im Rahmen seiner Talente irgend was bieten, Lerr Doktor/
.Schade, das habe ich nicht gewußt, sonst hätte ich die Magenpumpe mitgebracht/
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Talente"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Thiele, Herbert
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4688, S. 354

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