(Sine befriedigende Erklärung
Spazierstock, einen neuen Spazierstock, den ich eben erst — ich sammle
nämlich Spazierstöcke — bekommen hatte. Es war dieser hier!" Kniebus
hebt seinen Stock: ein schönes Rohr mit einem Mohrenkopf darauf, einem
ausgezeichnet geschnitzten grotesken Kopf. Der Amtsrichter Schlichte-
groll sieht sich den Stock mit Vergnügen an; Roller nickt etwas ver-
drossen dazu — er hat die Bekanntschaft dieses Stocks ja schon gemacht.
„Mit dem Stock spaziere ich also los. And dann treffe ich nach-
einander eine ganze Reihe von Bekannten. Zwölfe waren es; der
dreizehnte war dann schließlich Roller. Zuerst kam Priebe an. Der
wunderte sich über meinen Stock und fragte mich-ach so, Lerr
Amtsrichter: ich darf Sie ja was fragen, aber jetzt Hab' ich's schon
wieder vergessen. Wo haben Sie den schöne» Füllhalter her?"
„Von Boppelmann am Rathausplatz 1" schreit der Amtsrichter
Schlichtegroll und haut auf den Tisch.
„Ah, richtig! Danke, Lerr Amtsrichter! Ja, und dann kam
Schnitzler und Roggenfels und Salewski und Brauer — genau weiß
ich die Reihenfolge nicht mehr. And jeder bekuckte meinen Stock und
„Emma, hast du auch meinen Rasierpinsel eingepackt?"
wollte was über ihn wissen. And ebenso dann Spindler und Rohr-
bruch und Meier-der Meier, der das große Schreibwarenge-
schäft in der Lerrenstraße hat. Aebrigens-Schreibwarengeschäft!
Wo haben Sie den Füllhalter her, Lerr Amtsrichter?"
Der Amtsrichter Schlichtegroll kriegt einen roten Kopf. Er richtet
sich auf und brüllt Kniebus an: „Donnerwetter nochmal. Sie wollen mich
wohl uzen! Ich werde eine Ordnungsstrafe über Sie verhängen. Sie sollen
sich hier verteidigen, aber vernünftig und sachgemäß verteidigen."
Kniebus verneigt sich. „Ist schon so gut wie geschehen, Lerr
Amtsrichter. Es tut mir sehr leid, daß ich Sie in Aufregung gebracht
habe. Aber sehen Sie: nur viermal habe ich Sie jetzt gefragt, wo
Sie den Füllhalter her haben, und das war Ihnen zu viel, und Sie
sind außer sich geraten. Ich aber, Lerr Amtsrichter, bin damals
zwölfmal gefragt worden: Wo haben Sie den Stock her? And dann
kam Roller als Dreizehnter, und da war's aus mit mir!"
Der Amtsrichter Schlichtegroll ist vollkommen befriedigt. Roller
auch, und so wird dieser unangenehme Fall glücklich erledigt. Kniebus
und Roller gehen dann sogar — der Amtsrichter Schlichtegroll kann
leider nicht mitkommen — zusammen frühstücken. Dabei sieht sich
Roller noch einmal den merkwürdigen Stock an. Ja, und dann fragt
er: „Run sagen Sie doch endlich-wo haben Sie ihn her?"
Wäsche
Die Wally hat ein grünes Kleid.
Ich kenn's. Ls ist das feine.
Das Kleid, das hängt seit ein'ger Zeit
Verkehrt rum an der Leine.
Zwangsweis denkt man sich sie dazu,
Die Wally mit den runden
Guckaugen — Strümpfe — Haferlschuh —
Der Kopf hängt leider unten.
Der Wind geht durch die Wally hin,
Sie scheint kokett ;u tanzen.
Und Labei ist sie gar nicht drin —
(Sie trägt jetzt Simpelfransen).
Und dicht, ach. ganz dicht nebenan
Hängt meine gute, warme
Wollweste mit den Aermeln dran
Und schlenkert ihre Arme.
Und wenn der Wind vom Garten kommt.
Dann sinkt mit herz'ger Geste
Die süße, grüne Wally prompt
An meine feuchte Weste.
Mir wird so warm und sonderbar,
Ich weiß nicht, was ich fühle.
Was treibt denn dieses tolle Paar
Für ganz verruchte Spiele!
Lin Her; und eine Seele scheint
Das Pärchen Ripp an Rippe:
Ls schwingt sich hoch und macht vereint
Den Handstand auf der Strippe.
Und meine Weste hebt den Arm
Zu ew'gen Treue-Liden.
Die grüne Wally fleht voll Charme:
„Doch nicht vor allen Leuten!"
Was mir nur ahnte grau in grau,
Jetzt seh ichs klar, du Kleine:
Ich möchte mal als meine Frau
Die Wally oder keine!
Purzel Baum
415
Spazierstock, einen neuen Spazierstock, den ich eben erst — ich sammle
nämlich Spazierstöcke — bekommen hatte. Es war dieser hier!" Kniebus
hebt seinen Stock: ein schönes Rohr mit einem Mohrenkopf darauf, einem
ausgezeichnet geschnitzten grotesken Kopf. Der Amtsrichter Schlichte-
groll sieht sich den Stock mit Vergnügen an; Roller nickt etwas ver-
drossen dazu — er hat die Bekanntschaft dieses Stocks ja schon gemacht.
„Mit dem Stock spaziere ich also los. And dann treffe ich nach-
einander eine ganze Reihe von Bekannten. Zwölfe waren es; der
dreizehnte war dann schließlich Roller. Zuerst kam Priebe an. Der
wunderte sich über meinen Stock und fragte mich-ach so, Lerr
Amtsrichter: ich darf Sie ja was fragen, aber jetzt Hab' ich's schon
wieder vergessen. Wo haben Sie den schöne» Füllhalter her?"
„Von Boppelmann am Rathausplatz 1" schreit der Amtsrichter
Schlichtegroll und haut auf den Tisch.
„Ah, richtig! Danke, Lerr Amtsrichter! Ja, und dann kam
Schnitzler und Roggenfels und Salewski und Brauer — genau weiß
ich die Reihenfolge nicht mehr. And jeder bekuckte meinen Stock und
„Emma, hast du auch meinen Rasierpinsel eingepackt?"
wollte was über ihn wissen. And ebenso dann Spindler und Rohr-
bruch und Meier-der Meier, der das große Schreibwarenge-
schäft in der Lerrenstraße hat. Aebrigens-Schreibwarengeschäft!
Wo haben Sie den Füllhalter her, Lerr Amtsrichter?"
Der Amtsrichter Schlichtegroll kriegt einen roten Kopf. Er richtet
sich auf und brüllt Kniebus an: „Donnerwetter nochmal. Sie wollen mich
wohl uzen! Ich werde eine Ordnungsstrafe über Sie verhängen. Sie sollen
sich hier verteidigen, aber vernünftig und sachgemäß verteidigen."
Kniebus verneigt sich. „Ist schon so gut wie geschehen, Lerr
Amtsrichter. Es tut mir sehr leid, daß ich Sie in Aufregung gebracht
habe. Aber sehen Sie: nur viermal habe ich Sie jetzt gefragt, wo
Sie den Füllhalter her haben, und das war Ihnen zu viel, und Sie
sind außer sich geraten. Ich aber, Lerr Amtsrichter, bin damals
zwölfmal gefragt worden: Wo haben Sie den Stock her? And dann
kam Roller als Dreizehnter, und da war's aus mit mir!"
Der Amtsrichter Schlichtegroll ist vollkommen befriedigt. Roller
auch, und so wird dieser unangenehme Fall glücklich erledigt. Kniebus
und Roller gehen dann sogar — der Amtsrichter Schlichtegroll kann
leider nicht mitkommen — zusammen frühstücken. Dabei sieht sich
Roller noch einmal den merkwürdigen Stock an. Ja, und dann fragt
er: „Run sagen Sie doch endlich-wo haben Sie ihn her?"
Wäsche
Die Wally hat ein grünes Kleid.
Ich kenn's. Ls ist das feine.
Das Kleid, das hängt seit ein'ger Zeit
Verkehrt rum an der Leine.
Zwangsweis denkt man sich sie dazu,
Die Wally mit den runden
Guckaugen — Strümpfe — Haferlschuh —
Der Kopf hängt leider unten.
Der Wind geht durch die Wally hin,
Sie scheint kokett ;u tanzen.
Und Labei ist sie gar nicht drin —
(Sie trägt jetzt Simpelfransen).
Und dicht, ach. ganz dicht nebenan
Hängt meine gute, warme
Wollweste mit den Aermeln dran
Und schlenkert ihre Arme.
Und wenn der Wind vom Garten kommt.
Dann sinkt mit herz'ger Geste
Die süße, grüne Wally prompt
An meine feuchte Weste.
Mir wird so warm und sonderbar,
Ich weiß nicht, was ich fühle.
Was treibt denn dieses tolle Paar
Für ganz verruchte Spiele!
Lin Her; und eine Seele scheint
Das Pärchen Ripp an Rippe:
Ls schwingt sich hoch und macht vereint
Den Handstand auf der Strippe.
Und meine Weste hebt den Arm
Zu ew'gen Treue-Liden.
Die grüne Wally fleht voll Charme:
„Doch nicht vor allen Leuten!"
Was mir nur ahnte grau in grau,
Jetzt seh ichs klar, du Kleine:
Ich möchte mal als meine Frau
Die Wally oder keine!
Purzel Baum
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In Betrachtung des Kuhschwanzens" "Wäsche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Sauer
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4691, S. 415
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg