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Zeichnung von 3. Mauder

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1

HAv'b

4P

Der dankbare Hirsch

Crät8er Würzgarten

£l’m Mindestpreis von 15 Mark, die nicht er, sondern das Institut
e Schwere Gifte sind aus keinen Fall in der fraglichen

Flüssigkeit enthalten-"

»Willi," sagte ich so sanft wie möglich, „rutsch mir mal den
Buckel lang!"

li Milli überhörte diese Bemerkung. Vielleicht hatte er sie auch wirk-
^ "icht gehört, denn es kam gerade ein Fetzen Rundfunkmusik durch.
»Das wichtigste aber," fuhr Willi fort, „das wichtigste ist: es
^ ^elt sich tatsächlich um Wein. Gegen den Genuß ist von unsrer
k *'fe aus nichts einzuwenden. Frau Plumberger, die Zugehfrau
e Instituts, wird dir den Rest in die Wohnung bringen."

^ Nachmittags weckte mich Frau Plumberger aus dem Schläfchen.
jj er den Wein hatte sie nicht bei sich. Was sie hatte, waren ledig-
^ 40 Pfennige Trambahnunkosten.

^ Mit dem Aerziger Würzgarten hatte Lerr Plumberger aus
^sehen sein Fahrrad geölt.

^ Mittel Von Io Lann« Rösler

schle^*^ un& Moll saßen auf dem Schiff. Die Ostsee hatte ihren

"Wie lange noch?" fragte Moll. — „Roch drei Stunden."
"Bis dahin sterbe ich. Ist mir aber schlecht. And dir?"

Dob' ^"S^ niac^e ich auch nicht mehr," stieß Voll kreidebleich hervor.
r(lc{ ei Drachen sie überlaut, sodaß die Passagiere um sie zusammen-
Unb schadenfroh belustigt hinübersahen.

"Nehmen Sie einen Kognak, junger Mann," rief einer.

'" Anderer sagte:

" einen Alkohol! Gegen Seekrankheit hilft nur viel essen."
<30,lQgeiinf'nn! Viel essen ist das reine Gift. Nicht essen, ein leerer
das Beste. Trinken Sie einen schwarzen Kaffee."

»""r" 0 ** ^"ssee können Sie gleich darauf warten," rief ein Fünfter,
Bvn^ ^"^'8 flhen bleiben und geradeaus sehen."
d"siewa«.""d Moll blieben aber nicht sitzen. Boll und Moll sausten
Die ^""sie nach unten.

Nack forderte.

ZU erke^ Weile kamen sie zurück. Kreidebleich. Käsig. Kaum
Nechtz ®'e hatten inzwischen viele Gleichgesinnte bekommen,
all sch,^^ ^nks saßen blaue und grüne und blasse Menschen. Ueber-
Vvll sie krampfhaft Lust und zwinkerten mit den Augen.

Ehrten f r 0lt Waren schon wieder unten. Als sie nach oben zurück-
' wß ein Lerr auf ihrem Platz.

„Erlauben Sie mal," sagte Moll.

„Verzeihung, ich wußte nicht," stand der Fremde sofort höflich
auf, „außerdem scheint es Ihnen nicht sonderlich gut zu gehen?"

„Aber auch gar nicht," schimpfte Boll, „sterben wäre mir jetzt
direkt eine angenehme Beschäftigung."

„Wollen Sie etwas gegen Seekrankheit nehmen?"

„Laben Sie etwas?"

„Ja," nickte der Fremde „ich trage immer auf Reisen ein Mittel
bei mir." — „Sie werden niemals seekrank?"

„Niemals. Leider ist das Präparat etwas teuer. Ein Pulver
kostet sechs Mark. Aber es ist das Beste, was es gibt."

Moll zog schweigend seine Börse. Sprechen konnte er nicht. Er
legte stumm sechs Mark auf den Tisch. Der Fremde nahm aus seiner
Aktentasche ein kleines Kuvert mit einem weißen Pulver.

„Sie auch?" fragte er Boll.

„Erst mal sehen," meinte Boll vorsichtig, „ob es hilft."

Moll schnupperte mißtrauisch, dann aber schluckte er es hinunter.
Alle Passagiere hatten den Vorfall beobachtet und schauten interes-
siert auf Moll. Nach zwei Minuten bekam Moll Farbe. Seine
matten Augen wurden wieder lebhaft, seine Lippen röteten sich, und
bald lief ein Lächeln über sein Gesicht.

„Fabelhaft," sprang er auf, „ich fühle mich wie neugeboren.
Wo kann man das Mittel kaufen?"

Der Fremde bedauerte: „Das ist ein englisckes Fabrikat und wird
in Deutschland nicht geführt. Ich habe es aus London mitgebracht."

„Würden Sie mir noch ein Pulver für die Rückreise abgeben?"

„Aber gern."

„Mir bitte auch!" Boll zog sechs Mark und schluckte das Pulver.
Auch er war nach fünf Minuten von seinem Uebel erlöst und lief
vergnügt auf dem Schiffe herum. Es dauerte nicht lange, bis andere
Passagiere zu dem Fremden kamen. Und jeder kaufte. Und jeder kaufte.

Am Abend saßen Boll und Moll in einer Bar in Binz. Der
Fremde vom Schiff trat ein.

„Da seid ihr ja," setzte er sich an ihren Tisch.

„Wieviel Pulver hast du verkauft?" — „Sechsundsechzig."

„Allerhand. Sechsundsechzig mal sechs Mark sind rund vier-
hundert Mark. Kommen auf jeden von uns hundertdreißig Mark."

„Leicht verdientes Geld," lachte der Fremde.

„Für dich ja! Aber wir haben arbeiten müssen. Glaubst du,
es ist ein Vergnügen, sich vor allen Leuten krank zu stellen, Grimassen
zu schneiden und sich auslachen zu lassen? Jetzt aber wollen wir
schnell Mehl und Salz besorgen, um neue Pulver zu fabrizieren, da-
mit wir für unsere morgige Arbeit auf der Rückreise gerüstet sind."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der dankbare Hirsch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4721, S. 55

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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