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Menschen im Fasching

Kummerfeld bemühte sich, einen ollen Griechen darzustellen
„Iawoll — Odysseus I" erklärte er Trieschke.

Trieschke glaubte, zu verstehen. „Ach so-alter

Witz! Weil die Gattin inzwischen zu Lause sitzt und
'ne Landarbeit vor hat, nicht wahr?"

„Nee, fällt ihr nicht ein — — sie hört Rundfunk.

Zch habe beim Odysseus an was andres gedacht: der
einzige, der mich zu Lause freundlich empfängt, ist
der Lund."

Laabs kommt zu Priebe, der mehr Geld hat als
er, und zeigt ihm seine Taschenuhr. „Sehen Sie her,
lieber Priebe: schwer goldenes Gehäuse, Präzisions-
werk — ein Prachtstück I Würden Sie mir gegen diese wert-
volle Uhr als Pfand 100 Mark leihen? Zch brauche noch
etwas Geld für den Fasching."

Priebe hat keine rechte Lust. „Da können Sie die Ahr
doch ebenso gut ins Pfandhaus tragen."

„Ach nee! Wenn ich sie dann wieder haben will-

mit Bitten und Jammern allein geht das da nicht."

Sulzhecht ist aufs Land gefahren zu seinem Freunde Ku-
bisch. Der wundert sich über den ihm freilich angenehmen
Besuch. „Nanu, gerade jetzt? Während des Faschings!"

Sulzhecht seufzt ein bißchen. „Jawohl, gerade während
des Faschings! Ich will der Sache aus dem Wege gehen.
Mir graut noch etwas, wenn ich an den vorigen Fasching
denke. Es kommt doch immer zu Zügellosigkeiten, die gar
nicht zu begreifen sind. Wie ist es denn möglich, daß ein
einzelner Mensch dabei 400 Mark verjuxt! Daß er zwei teure
Maskenkostüme ruiniert hat und wegen des Schadens ver-
klagt worden ist! Daß er zweimal auf einer Polizei-
wache hat schlafen müssen I Daß er in Prügeleien ge-
raten ist! Daß er drei Mädchen ewige Liebe und
Treue geschworen hat! Daß er sogar einmal früh-
morgens in der Besoffenheit einen Straßenbahnwagen
hat führen wollen und nur mit Mühe vom Wagen-
führer und dem Schaffner hat überwältigt werden
können, wobei er dem Schaffner den halben Schnurr-
bart ausgerissen hat! Wie ist das möglich!"

Kubisch ist entsetzt. „Limmel — wer hat das alles
angestellt?"

„Wer? Na — — ich!"

Der Friseur Felix Balsam in Mieshagen ist ein
geschickter Mann. Wenn die vornehme Gesellschaft
von Mieshagen ihren Maskenball hat, macht er den
Leuten Kövfe zurecht, daß man meinen könnte, die
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großen Vorbilder wären wieder auferstanden und hätten sich irgend-
wie nach Mieshagen verirrt. Zm vorigen Jahre z. B. hat er aus
dem Gymnasialdirektor Stock einen Goethe gemacht, der sich sozusagen
gewaschen hatte. Die ganze Ballgesellschaft bekam Angst,
weil sie eigentlich zu wenig von Goethe zu zitieren
wußte. Aber man half sich, indem man unaufhörlich
„Lerr Geheimrat!" und „Exzellenz!" sagte.

Diesmal will Dr. Wendlich, einer der beiden Aerzte
von Mieshagen, den ersten Napoleon darstellen. Der
Friseur Balsam rät ab. „Ganz im Vertrauen gesagt,
Lerr Doktor: es wird schon ein erster Napoleon da
sein. Ihr Kollege, der Lerr Doktor Stobbe."

Dr. Wendlich ärgert sich. „Der Stobbe als erster
Napoleon! Pah, der soll sich begraben lassen!"

Der Friseur Balsam hat eine Idee. „Da kommen
Sie doch als Napoleon III."

Willy Bock hat sich ein Ritterkostüm besorgt, eine richtige
Rüstung, wenn auch nur aus Blech.

Sein Freund Oskar, der ihn abholen kommt, ist damit
nicht einverstanden. „Du bist ja verrückt! Das Ding ist doch
viel zu unbequem!"

„Natürlich!" stöhnt Willy Bock. „Ekelhaft ist es!"

„Na, warum nimmst du es denn?"

„Weil das Ding wenigstens nicht zerrissen werden kann!
Ich kriege immer Krach und habe dies Jahr schon zweimal
für zerrissene Kostüme Schadenersatz leisten müssen."

Küsel hat sich eine reizende weibliche Maske geangelt.
Aber aus ihrem orientalischen Kostüm wird er nicht recht
klug. Soll das eine Laremsdame sein oder eine Tempel-
tänzerin oder was sonst?

Die junge Dame erzählt viel von sich und ihrer
Familie. Von ihrem elterlichen Stammschloß, von
einem Onkel, der Botschafter war, von ihrem Bruder,
der mit einer Dollarprinzessin verlobt ist, und schließ-
lich auch von ihren großartigen Aussichten beim Film.

And nun nickt Küsel. „Aha, jetzt weiß ich, wer du
bist! Du bist Schehersad!"

„Schehersad? Wer ist das?"

„Na, die Märchenerzählerin!"

Schnabel geht als Briefträger auf den Masken-
ball, tatsächlich als Briefträger. Er könnte gerade-
wegs von einem Postamt Herkommen.

Quengel gefällt das nicht. „Ist doch keine schöne
Maske! Wie kommen Sie darauf?"

„Tja, dann falle ich bei mir im Lause nicht so
auf, wenn ich erst um 8 Ahr morgens heimkomme."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Menschen im Fasching"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4723, S. 82

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