o
„Äber lieber Freund, warum
legst du eigentlich den Mantel
immer unter das Sofa, wenn
du im Cafe bist? Den stiehlt dir
doch keiner I"
„Das nicht, aber es könnte
ihn doch einer wiedererkennen."
Durchaus entsprechend
Auf dem Postamt 27 erscheint
etwas außer Atem ein jüngerer
Mann von entschlossenem, unbe-
kümmertem Auftreten. Eine De-
pesche möchte er aufgeben — an
seinen Vetter August Schwiebus
in Großcorbetha, und dazu will
er vorher erst einmal die Formu-
lare für Glückwunschtelegramme
sehen. Bitte, da sind siel
Der Vetter von August
Schwiebus entscheidet sich für eine
Nummer und reicht nun das
Telegramm hin.
Der Beamte liest: „Onkel
Moritz eben sanft entschlafen."
— Er hat den begreiflichen
Einwand: „Aber dazu können
Sie doch kein Glückwunschblatt
nehmen!"
„Aber ja I August ist doch der
Erbel"
Nicht wörtlich gemeint
Assessor Kornschütter hat den
alten Landgerichtsrat zu vertreten
— in einigen Antersuchungsan-
gelegenheiten. Assessor Korn-
schütter ist noch recht unerfahren.
Jetzt wird ihm August Pe-
luschke vorgeführt, der ein aus-
gekochter Lund ist. Der ausge-
kochte Lund soll wieder mal was
Gehöriges ausgefressen haben.
Ganz genau kann man ihm das
noch nicht beweisen, aber es ist
ihm zuzutrauen, denn er ist wegen
mancher ähnlichen Unternehmung
130
„Ich werde es gerade so machen wie der Tapezierer, den wir neu-
lich im Eßzimmer hatten."
„Schön, Philipp! Dann drücke ich mich-der Tapezierer hat
seine Frau auch nicht dabei gehabt."
verknackst worden. Darüber liegen
die Nachweise bei den Akten, und
Assessor Kornschütter hat davon
Kenntnis genommen. Vorberei-
tender Weise sucht er August
Peluschke diese Fälle in mah.
nende Erinnerung zu bringen.
„Sie sind ja leider schon oft vor-
bestraft worden," beginnt er sanft.
„Zählen Sie mal Ihre Vor-
strafen auf!"
August Peluschke hat keine
Lust, darauf einzugehen; er grinst
nur frech.
Da schaut ihn Assessor Korn-
schütter milde verweisend an.
„Lören Sie mal, Peluschke-
ich würde nicht so grinsen, wenn
ich meine Vorstrafen angebcn
sollte!"
Ottos Stärke war es, Sprich-
worte zu variieren. Er war da-
für bekannt, daß es ihm gelang,
fast für jede Situation schlag-
artig eine passende Abwandlung
zu finden.
Ein Beispiel für viele: beim
Pfifferlingpflücken. Umgebung
von München. Pfifferlinge heißen
in Bayern Reherln. Man spricht
aber „Negerin" Otto pflückt mit
und ermahnt die andern: „Los,
Kinder! Sich regerln, bringt
Segerln".
Einmal waren sie auf einer
Wanderung beim Versuch, einen
Weg abzukürzen, in dichtes Ge-
strüpp geraten. Einer arbeitete
sich allein vor, um die vermutete
Chaussee zu suchen. Es war Willi.
Die andern warteten. Plötzlich
rief er von weitem: „Lalloh,
Herkommen I"
„Sollen wir?" fragte Inge
zweifelnd: „Da oben kann doch
keine Chaussee sein."
„Los!" entschied Otto, „wo
ein Willi ist, da ist auch ein Weg I"
„Äber lieber Freund, warum
legst du eigentlich den Mantel
immer unter das Sofa, wenn
du im Cafe bist? Den stiehlt dir
doch keiner I"
„Das nicht, aber es könnte
ihn doch einer wiedererkennen."
Durchaus entsprechend
Auf dem Postamt 27 erscheint
etwas außer Atem ein jüngerer
Mann von entschlossenem, unbe-
kümmertem Auftreten. Eine De-
pesche möchte er aufgeben — an
seinen Vetter August Schwiebus
in Großcorbetha, und dazu will
er vorher erst einmal die Formu-
lare für Glückwunschtelegramme
sehen. Bitte, da sind siel
Der Vetter von August
Schwiebus entscheidet sich für eine
Nummer und reicht nun das
Telegramm hin.
Der Beamte liest: „Onkel
Moritz eben sanft entschlafen."
— Er hat den begreiflichen
Einwand: „Aber dazu können
Sie doch kein Glückwunschblatt
nehmen!"
„Aber ja I August ist doch der
Erbel"
Nicht wörtlich gemeint
Assessor Kornschütter hat den
alten Landgerichtsrat zu vertreten
— in einigen Antersuchungsan-
gelegenheiten. Assessor Korn-
schütter ist noch recht unerfahren.
Jetzt wird ihm August Pe-
luschke vorgeführt, der ein aus-
gekochter Lund ist. Der ausge-
kochte Lund soll wieder mal was
Gehöriges ausgefressen haben.
Ganz genau kann man ihm das
noch nicht beweisen, aber es ist
ihm zuzutrauen, denn er ist wegen
mancher ähnlichen Unternehmung
130
„Ich werde es gerade so machen wie der Tapezierer, den wir neu-
lich im Eßzimmer hatten."
„Schön, Philipp! Dann drücke ich mich-der Tapezierer hat
seine Frau auch nicht dabei gehabt."
verknackst worden. Darüber liegen
die Nachweise bei den Akten, und
Assessor Kornschütter hat davon
Kenntnis genommen. Vorberei-
tender Weise sucht er August
Peluschke diese Fälle in mah.
nende Erinnerung zu bringen.
„Sie sind ja leider schon oft vor-
bestraft worden," beginnt er sanft.
„Zählen Sie mal Ihre Vor-
strafen auf!"
August Peluschke hat keine
Lust, darauf einzugehen; er grinst
nur frech.
Da schaut ihn Assessor Korn-
schütter milde verweisend an.
„Lören Sie mal, Peluschke-
ich würde nicht so grinsen, wenn
ich meine Vorstrafen angebcn
sollte!"
Ottos Stärke war es, Sprich-
worte zu variieren. Er war da-
für bekannt, daß es ihm gelang,
fast für jede Situation schlag-
artig eine passende Abwandlung
zu finden.
Ein Beispiel für viele: beim
Pfifferlingpflücken. Umgebung
von München. Pfifferlinge heißen
in Bayern Reherln. Man spricht
aber „Negerin" Otto pflückt mit
und ermahnt die andern: „Los,
Kinder! Sich regerln, bringt
Segerln".
Einmal waren sie auf einer
Wanderung beim Versuch, einen
Weg abzukürzen, in dichtes Ge-
strüpp geraten. Einer arbeitete
sich allein vor, um die vermutete
Chaussee zu suchen. Es war Willi.
Die andern warteten. Plötzlich
rief er von weitem: „Lalloh,
Herkommen I"
„Sollen wir?" fragte Inge
zweifelnd: „Da oben kann doch
keine Chaussee sein."
„Los!" entschied Otto, „wo
ein Willi ist, da ist auch ein Weg I"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich werde es gerade so machen wie der Tapezierer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4726, S. 130
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg