Zeichnung von M. Claus
Die Gefüle
Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Frau
Schwiegermutter persönlich zum Bahnhof
fahren. Dieser Trick zählt in unsrer Lebens-
freude-Tabelle 95 Punkte." Ich fchüttelte dem
Manne bewegt die Land.
Leider konnte ich mir diesen exquisiten Ge-
nuß aber nicht erlauben, da ich keinen Führer-
schein besaß.
Dafür eilte ich zum Bahnhof und streichelte
die Lokomotive des Zuges, in dem Schwieger-
mama sitzen mußte, so lange, bis mein eigner
Zug ging.
Als ich nach drei wundervollen Tagen in
den Bergen nach Lause kam, blieb ich wie
angewurzelt auf der Treppe stehen. Das war
denn doch zu merkwürdig!
Neben meiner Korridortüre war eine neue
Türe entstanden. Dunkle Ahnungen schossen
mir durch den Kopf. Linker dieser Wand
lag das Zimmer meiner Schwiegermutter. Ich
stieg die letzte halbe Treppe vollends hinauf.
An der neuen Türe war ein Schild ange-
bracht. Am mich zu überzeugen, daß ich nicht
träume, stieß ich mir am Treppengeländer
eine massive Beule in den linken Ellenbogen.
Auf dem Schild stand:
Frau Lulda Schinkenknopf, Witwe,
Mitglied der Gefüle
Zerstreut
„Ist der Junge Ihr Aeltester?"
„Bis jetzt habe ich bloß diesen einen!"
„Also nur einstweilen der Aelteste?"
Lr trepbt 5enh-Forschung
An dorchauß verstäkktem pläzzgen
Zwischen schämgen weyden-Aäzzgen
Hab ich heute was entdäkkt /
So mich würcklich süß erschräkst:
An des Aestgens fchwancker Spizze /
Auff dem Aöpffgen Schopfs
und Helm /
wibbend auff dem lüfftgen Sizze /
Laß eyn kleiner Vohgel-Lchelm.
Tleych so stand ich gantz verlihbt /
Schneh lag noch am nahen Akker /
Trützdem hat der bundte Rakker
Hrühlings-honig-süß gepihpt.
Botz! Hat wider alles Ahnen
Lentz die blawen / blawen Hahnen
Lchon entbreyttet im Teheg /
Ist seyn Volk schon auff
dem weg?
Tleych so kükk ich an dem Raine /
Tb seyn Hür-Trab nicht zu sehn /
Tb etwan im nahen Haine
Heymlig seyne Lpeher stehn,
wann ich itzt für Hreuden schrey /
wollt mir solges nicht verübeln:
Zwischen meynen Ltulpen-Ltihbeln
Leh ich veyglein / zwey und drey.
Mit den so gescherfften Blikken
Horsch ich nun nach weytren Ltükken /
Und ich finde auff der Lchneys
widrumb einen Lentz-Beweys /
Rehmlich tihf in meynem Hertzen
Hühl ich blötzlich / wie mir deucht /
Jene ohngemeynen Lchmertzen /
So alleyn der Lentz erzeucht.
Tleych so schreib ich an Trisill:
„Darff ich/Schazz / in Deynem blauen
Aug nach Lentz-Indizien schauen?"—
Ich bin sicher / daß sie will!
A. w.
Bewunderung
„Bor Jahren habe ich Ihnen doch mal
erzählt, daß mein Gedächtnis immer schlechter
würde — ?"
„And das wissen Sie noch? Laben Sie ein
Gedächtnis, Mensch!"
„Sie sind ja ein ganz echter John Bull, Lerr Kol-
lege. Aber ist denn die Frau Gemahlin nicht da?"
„Ist auch hier, aber wir müssen uns separieren
-sie ist als Italienerin gekommen."
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Die Gefüle
Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Frau
Schwiegermutter persönlich zum Bahnhof
fahren. Dieser Trick zählt in unsrer Lebens-
freude-Tabelle 95 Punkte." Ich fchüttelte dem
Manne bewegt die Land.
Leider konnte ich mir diesen exquisiten Ge-
nuß aber nicht erlauben, da ich keinen Führer-
schein besaß.
Dafür eilte ich zum Bahnhof und streichelte
die Lokomotive des Zuges, in dem Schwieger-
mama sitzen mußte, so lange, bis mein eigner
Zug ging.
Als ich nach drei wundervollen Tagen in
den Bergen nach Lause kam, blieb ich wie
angewurzelt auf der Treppe stehen. Das war
denn doch zu merkwürdig!
Neben meiner Korridortüre war eine neue
Türe entstanden. Dunkle Ahnungen schossen
mir durch den Kopf. Linker dieser Wand
lag das Zimmer meiner Schwiegermutter. Ich
stieg die letzte halbe Treppe vollends hinauf.
An der neuen Türe war ein Schild ange-
bracht. Am mich zu überzeugen, daß ich nicht
träume, stieß ich mir am Treppengeländer
eine massive Beule in den linken Ellenbogen.
Auf dem Schild stand:
Frau Lulda Schinkenknopf, Witwe,
Mitglied der Gefüle
Zerstreut
„Ist der Junge Ihr Aeltester?"
„Bis jetzt habe ich bloß diesen einen!"
„Also nur einstweilen der Aelteste?"
Lr trepbt 5enh-Forschung
An dorchauß verstäkktem pläzzgen
Zwischen schämgen weyden-Aäzzgen
Hab ich heute was entdäkkt /
So mich würcklich süß erschräkst:
An des Aestgens fchwancker Spizze /
Auff dem Aöpffgen Schopfs
und Helm /
wibbend auff dem lüfftgen Sizze /
Laß eyn kleiner Vohgel-Lchelm.
Tleych so stand ich gantz verlihbt /
Schneh lag noch am nahen Akker /
Trützdem hat der bundte Rakker
Hrühlings-honig-süß gepihpt.
Botz! Hat wider alles Ahnen
Lentz die blawen / blawen Hahnen
Lchon entbreyttet im Teheg /
Ist seyn Volk schon auff
dem weg?
Tleych so kükk ich an dem Raine /
Tb seyn Hür-Trab nicht zu sehn /
Tb etwan im nahen Haine
Heymlig seyne Lpeher stehn,
wann ich itzt für Hreuden schrey /
wollt mir solges nicht verübeln:
Zwischen meynen Ltulpen-Ltihbeln
Leh ich veyglein / zwey und drey.
Mit den so gescherfften Blikken
Horsch ich nun nach weytren Ltükken /
Und ich finde auff der Lchneys
widrumb einen Lentz-Beweys /
Rehmlich tihf in meynem Hertzen
Hühl ich blötzlich / wie mir deucht /
Jene ohngemeynen Lchmertzen /
So alleyn der Lentz erzeucht.
Tleych so schreib ich an Trisill:
„Darff ich/Schazz / in Deynem blauen
Aug nach Lentz-Indizien schauen?"—
Ich bin sicher / daß sie will!
A. w.
Bewunderung
„Bor Jahren habe ich Ihnen doch mal
erzählt, daß mein Gedächtnis immer schlechter
würde — ?"
„And das wissen Sie noch? Laben Sie ein
Gedächtnis, Mensch!"
„Sie sind ja ein ganz echter John Bull, Lerr Kol-
lege. Aber ist denn die Frau Gemahlin nicht da?"
„Ist auch hier, aber wir müssen uns separieren
-sie ist als Italienerin gekommen."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Er treybt Lentz-Forschung" "Sie sind ja ein ganz echter John Bull ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4728, S. 168
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg