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LIEBESDRAMA

(in Schüttelreimen)

Der Willi mag so gern die Milli leiden,

Doch möcht* er auch nicht ganz die L i 11 i meiden.
Darob die unbarmherz'ge L i 11 i weidet
Sich an der Liebesqual, die Willi leidet.

Wie nun schon fast verzweifelt Willi tollte,

Ihn trösten gleich die fesche T i 11 i wollte.

Doch würden Milli ihn und L i 11 i tief
Verachten, wenn er hin zur T i 11 i lief,

So daß er schließlich doch die Cilly wählte,
Die längst im Stillen schon auf Willi zählte.
Nun hätte Milli auch für Willi Zeit,

Doch der ist schon mit seiner Cilly weit,

Die oft mit Willi über Milli 1 a ch t
Und spöttisch fragt: „Was jetzt wohl Lilli macht?”
Das Auto hält, und während Cilly tankt,
Spricht er für sich: „Ob jetzt wohl Tilli zankt?”
Doch grade das muß man an Tilli loben,
Man sieht sie niemals so wie Lilli toben,
Auch niemals weinen, so wie Milli weint:
„Hätt‘ ich gewußt, wie gut es Willi meint!"

Zu spät! Denn niemals kann aus Willi‘s Munde
Noch Balsam fließen je für M i 11 i ‘ s Wunde.

Dr. C-s.

„Gucke, Karl, so 'ne verdorbenen Leute —
nichts als Schund- und Kriminal-Romane."

Vetter Christians kleine Freuden

Dann wäscht man sich und rasiert sich. Jeden Morgen die
Stoppeln abschaben zu müssen, das könnte einen manchmal verdrießen.
Deshalb habe ich mir ein besonderes Verfahren ausgedacht. Ich
rasiere mich abwechselnd den einen Tag mit Seife, den andern mit
einer Rasierkrem — so einer, die bloß schnell mit dem Finger auf-
getragen zu werden braucht. Bei der Anwendung der Seife kommt
das Rasieren zuerst, und dann wasche ich mich gründlich; da brauche
ich doch den noch im Gesicht gebliebenen Seifenschaum nicht besonders
abzuwischen. Wenn ich mich dann aber abtrockne, dann ist es eine
angenehme Aeberraschung: Famos! Du bist ja nicht nur gewaschen
— nein, auch schon rasiert! Am andern Tag aber wasche ich mich
zuerst, wodurch der Bart schon weich wird, und darauf kommt das
Rasieren mit der Krem, und wenn ich mir
dann nochmal mit dem Landtuch über das
Gesicht fahre, dann freue ich mich: Lerrjeh,
du bist ja nicht nur rasiert, sondern auch
schon gewaschen. Da bist du aber mal flink
vorwärts gekommen! And noch eins: Ge-
wöhnlich fange ich mit dem Rasieren auf
der rechten Seite an. Manchmal aber
nehme ich die linke Seite zuerst vor, und
wenn ich nachher mit der rechten fertig bin
und dann gewohnheitsmäßig auf die linke
hinüber will, bemerke ich mit Vergnügen:

Lallo, die ist ja schon glatt! — So muß
man sich eben selber angenehm überraschen.

Nachher beim Frühstück kann ich das
freilich nicht selber, da lasse ich mich über-
raschen. Ich habe angeordnet, daß bunt
durcheinander abgewechselt werden muß:
mal gibt es einen guten Kaffee, mal Kakao
und manchmal schlichten Malzkaffce. Aber
jedesmal kann ich mich doch freuen. Beim
guten Kaffee sage ich mir: Wundervoll!

Der regt an, da wird man munter, da fällt
einem nachher die Arbeit viel leichter!

Beim Kakao finde ich: Ausgezeichnet! Der

nährt, der gibt Kraft, da hält man den Vormittag über durch! And
beim Malzkaffee bedenke ich: Ausgezeichnet! Der ist gesund, der
schont die Nerven und das Lerz!

Dann muß ich ins Geschäft fahren. Ist das Wetter schön, der
Limmel blau, dann braucht man sich ja weiter nicht zu überlegen,
was daran Gutes ist — sich nicht über den Sonnenschein zu freuen,
solch einen Menschen gibt es ja gar nicht! Aber wenn es regnet so
recht ausgiebig — nun, dann ziehe ich meinen Regenmantel an, einen
ganz langen Regenmantel. Da geht nichts durch; es ist ein Ver-
gnügen, zu sehen, wie da die Wassertropfen machtlos aufprallen,
und ich freue mich, daß die vorzügliche Erfindung der wafferdichten
Stoffe es mir möglich macht, dem bösen Wettergott, der mich bis
auf die Laut durchnässen möchte, so leicht ein Schnippchen zu schlagen.

Bei ganz grausigem Anwetter aber, bei
Schneetreiben, bei ekelhafter Kälte — da
muß man sich eben die warme Bude vor-
stellen, in die man doch bald wieder kommen
wird. La, wie man sich dann die Lände
reiben wird und ein Weilchen sich an die
Leizung stellen!

Aebrigens, um etwas Wichtiges nicht
zu vergeffen: nach dem Frühstück habe ich
mir eine Morgenzigarre angesteckt. Ich
halte mir immer einen gewissen Vorrat an
Zigarren — zwei Sorten, eine recht gute
und eine ziemlich billige. Die habe ich aber
durcheinander gemischt in einer Kiste liegen
und greife aufs Geratewohl hinein. Er-
wische ich eine von den guten, dann freue
ich mich: O, das wird jetzt ein Genuß sein!
Kriege ich aber eine von de» billigen zu
packen — nun, dann kann ich mich beinahe
noch mehr freuen, denn ich sage mir haus-
hälterisch: So ist's recht! Dafür bleibt jetzt

eine mehr von den guten übrig.-

Bis zur Straßenbahn habe ich — seit
Jahren mache ich den Weg — genau 2350
Schritte zu gehen. Bis zur ersten Straßenecke

215

Der Auto-Enthusiast
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verdorbene Leute" "Der Auto-Enthusiast"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4731, S. 215

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