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Der Osterspaziergang

Aber Schlappe hält ihn fest. „Ach so — an Goethe! Das hätten
Sie doch gleich sagen sollen. War ein großer Dichter, ja, ja! Aber
Sie sind im Irrtum, Lerr Tiburtius. Goethe hat nie einen schwarzen
Pudel gehabt. Das weiß ich zufällig ganz genau. Gerade gestern
habe ich nämlich einen Artikel in der Zeitung gelesen. Der hieß —
— warten Sie mal? — — ja, der hieß: Kleine Eigentümlichkeiten
großer Männer. Ich lese sonst sowas nicht, aber ich hatte grade
überflüssige Zeit. Ja, und da stand, daß Goethe Lunde nicht leiden
konnte. Nicht ausstehen konnte er sie. Eigentlich ein unsympathischer
Zug, nicht wahr?"

„Jawohl — höchst unsympathisch!" schreit Tiburtius. Und
dann stammelt er etwas von Briefen, die vielleicht inzwischen ge-
kommen seien, und entweicht. Auf seinem Schreibtisch findet er
noch den aufgeschlagenen Goetheband. Er klappt ihn lieblos zu,
stößt ihn rauh an seinen Platz und haut noch mit der Faust da-
rauf. „Lol ihn der Deiwel!" brummt
er dabei.

Aber damit hat Tiburtius wohl
nicht Goethe gemeint. And vielleicht
auch nicht Schloppe, sondern das frei-
lich unschuldige fremde Lündchen, das
die Unterhaltung mit Schloppe ver-
anlaßt hat.

Die Welt

In der Ecke stand der Globus.

Auf dem Globus liefen zwei Fliegen.

Trafen sich am Aequator.

Riesen die beiden:

„Gott, wie klein ist die Welt!"

Trübe Ahnung

Eine Gastwirtschaft unserer Stadt gab zu Beginn des letzten
Karnevals, in der Zeitung bekannt: „Während des Faschings jeden
Samstag und Sonntag Tanzabend. Dann aber, nach Schluß des
Karnevals, bleibt der Saal wegen dringender Erneuerungsarbeiten
auf vier Wochen geschlossen."

Äer junge Mann ging zur Kartenschlägerin.

„Wie steht es mit Krankheiten?" fragt er.

Die Pythia schob hin und schob her.

„Ich sehe nicht eine Krankheit in Ihrer Nähe," las sie aus der
Kartenweisheit, „auch kranke Menschen meiden Ihre Nähe!"

Der junge Mann seufzte:

„Schade. Ich studiere nämlich Medizin."

Das Einfachste von der Welt

Man unterhielt sich über dies und
das aus dem Gebiet der Technik.
Einer der Lerren bekannte, daß er
in diesen Dingen ein vollkommener
Laie sei; er wisse zum Beispiel nicht
einmal, wie das elektrische Licht
entstehe.

Da fiel ihm einer der Anwesenden
in die Rede und meinte mit beleh-
rendem Ernst: „Aber das ist doch
das Allereinfachste von der Welt:
man dreht am Schalter um, und das
elektrische Licht ist da."

Ostern

Gedichte mit fremden Federn von Artur Wagner

Reiner Maria Rilke
Ich trat als Pilger in die fremden Gärten,
wo die Syringen mit den Düften prahlen.

Da gingen hinter ihren alten Bärten
Und in den Händen Reste von Defferten
Die vielen Bettler über Eierschalen.

Da kamen Pförtner düster hergezogen
Und stießen mit verruchten Monologen
Die Eisenspihen auf die dunkle Erde
Und sammelten das abendlich zerstreute
Und senkten es als ihrer Dumpfheit Beute
In ein Gefäß mit lässiger Geberde.

Ich achtete nicht, wie sie es vollenden.

Ich floh, gesammelt hinter meinen Händen,
Ein aus der Zeit hinausgebogner Sucher,
Ins lichte Lärmen eines Bräus von Tücher.

Richard Dehmel

Und sie sahen auf Ottomanen,

Hand in Hand, Seele in Seele.

Das Weib so starr wie eine Stele,

Der Mann voll Ahnen.

Da lichtert in ihrem Aug etwas Irres,
Und mit dem Lidschlag eines Tieres
Spricht sie, als gäbe sie etwas preis:
„was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!"
Dann aber fügt sie hinzu mit zartem
Schmeicheln: „Sei nicht so ferne, Iwan!

Ich spüre das fremde unter dem Diwan —
Ich sitze, ich merk es, auf etwas hartem."

Der Mann greift zwischen die schwellenden Kissen,
Hat wortlos etwas emporgerissen.

Er stutzt. Sie lacht, befreiend und frei:

„Du mein Süßer, ein Osterei!"

Er weist sie zurecht: „Heut so banale
Worte?" Doch lächelnd löst er die Schale.

Eiweiß in blendender weihe winkt.

— Zwei Menschen folgen ihrem Instinkt.

Detlev v. Liliencron
Bertouch, mein Diener, bringt als österlichen
Festgruh von Fiele, diesem blonden Racker,
Mir einen süßen, gar nicht klösterlichen
Verliebten Brief. (Orthographie recht wacker!)

Zum Schlüsse fragt sie ohne viele Worte:
„wann essen wir denn wieder mal bei pfordte?"
Ich steck ins Portefeuille 200 Emmchen,
Spring auf den Gaul. „Ich komme,
Osterlämmchen!"

Richard Billinger

Ich stand im Traum an einem Teiche.

Ein Ruhewind aus meiner Achsel strich.

Ein Mondskrahl kniete in der Eiche.

Oer Bauer heimlich zur Liebsten schlich.
Regenfrau still am Rocken
Spinnt den silberschön Socken,

Moosmännlein aufschreit.

Ein Kirchlein fern laut'.

Ave, wiese und Baum!

Die feist Kuh brüllet im Traum.

Ahn stapft zum Totenschmaus allein.

Die Bäurin hockt dumpf vor dem Gerstengericht,
Den Blinden scheinet das holdeste Licht —
Die Glocken klingen die Ostern ein.

Wilhelm Busch
Das Legehuhn hat ein Empfinden,
Worauf es, sozusagen hinten,

Jedoch mit vollem Vorbedacht,

Ein Ei ans Licht der Welt gebracht.
Hiermit verbindet es Spektakel
In Form von längerem Gegakel,

Was stets besagt auf dieser Welk,

Daß man nicht wenig von sich hält.
Jedoch schon naht mit froher Miene
Vollschlank und zielbewußt sich Trine,
Entwindend mit verdächtgem Fleiß
Das Ei dem brütefrohen Steiß.

Ein wann mit Rucksack und Verstand
Rimmt es der Trine aus der Hand,
Formt aus zwei Fingern eine Zange
Und kneift in fachliche Belange
Und sagt dann: „Ich bedaure sehr —

Acht Pfennig und nicht einen mehr!"

So sehen leider ziemlich viele
Bloh überall das werkantile.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zwischen Eis und Schnee"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4732, S. 231

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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