»Motorrad zu verkaufen I"
„Die Zylinder?"
„Prima, prima."
„Federung?"
„Wie Butter!"
„Würden Sie die Freundlichkeit haben,
einmal die Maschine anzulassen?"
Man hört geradezu das Stoßgebet, das
innerlich der Besitzer zum Leiligen Christo-
phorus,dem Schutzpatron der Motorfahrer,
schickt. Dann komprimiert er alle verfüg-
baren Kräfte und tritt in wilder Entschlossen-
heit in den Starter. Donnern, süßes Don-
nern erfüllt den Raum.
„Was sagen Sie?"
Alle Level läßt er spielen.
Der Käufer ist verblüfft.
„Ausgezeichnet IWirklich ausgezeichnet!"
„Nicht wahr, ganz ausgezeichnet?" froh-
lockt der Besitzer, „eine Maschine fürs
Leben! Wenn ich denke, was ich schon da-
mit — dabei eigentlich kaum gefahren."
Der Käufer ist mittlerweile in die tiefe
Kniebeuge gegangen und beklopft den Vor-
derreifen. Der Besitzer macht solidarisch
die Kniebeuge mit. Beide hocken wortlos
eine Weile, sehen in die Speichen.
„Ja," spricht endlich der Käufer
ernst; offenbar kam er zu einer gün-
stigen Erkenntnis.
„And die Bremsen?"
„Wie ein Löwe — (verlegenes
Lächeln) — ich meine, wie ein Löwe
in seinem Sprung abstoppen kann,
so blockieren die Bremsen die Ma-
schine. Anglaublich geradezu!"
„Die Lichtanlage?"
„Taghell. Auf unerhörte Distan-
zen sehen Sie jeden Käfer über die
Straße kriechen."
In Gedanken stützt sich der Käufer
auf die Lenkstange. Das Boschhorn
heult auf. Erschrocken fährt er zu-
rück. Der Besitzer nickt freudig ver-
traulich und bedeutungsvoll.
„Ja, ja, nicht wahr, das ist eine
Zeichnung von M. Clan»
„Ich will ein Zimmer mit Morgensonne und
natürlich mit Aussicht aus die See."
„Beides zusammen kannst du nicht haben, Paula.
Ist hier unmöglich, da die Läufer am
Strand nach Nordwesten sehen."
„Pah, das wird sich finden! Lier im
Prospekt steht: Wir sind bemüht, allen
Wünschen der werten Kurgäste Rechnung
zu tragen."
Signalanlage! Zwei Kilometer im
Amkreis bellen alle Lunde —"
„Ja — also — Sie werden ver-
stehen : Motorradkauf ist Vertrauens-
sache—ist wirklich alles in Ordnung?"
„Mein Wort I Alles I"
„Der Preis?"
„Zwei."
Der Käufer tritt erschrocken einen
Schritt zurück. „Zweitausend?"
„Neunzehnhundertfünfzig?"
„Na ja, und dazu kommen noch
die Spesen. Durchschauen muß ich
die Maschine doch lassen."
„Wieso? Vor drei Tagen wurde
sie generalrepariert!"
Der Käufer staunt und zweifelt.
„Generalrepariert?"
Der Besitzer nickt stolz.
„Nur nicht schreien, bitte! Das Wartezimmer ist voll, und da
kann ein ausgerissener Zahn drei ausgerissene Patienten bedeuten."
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„Die Zylinder?"
„Prima, prima."
„Federung?"
„Wie Butter!"
„Würden Sie die Freundlichkeit haben,
einmal die Maschine anzulassen?"
Man hört geradezu das Stoßgebet, das
innerlich der Besitzer zum Leiligen Christo-
phorus,dem Schutzpatron der Motorfahrer,
schickt. Dann komprimiert er alle verfüg-
baren Kräfte und tritt in wilder Entschlossen-
heit in den Starter. Donnern, süßes Don-
nern erfüllt den Raum.
„Was sagen Sie?"
Alle Level läßt er spielen.
Der Käufer ist verblüfft.
„Ausgezeichnet IWirklich ausgezeichnet!"
„Nicht wahr, ganz ausgezeichnet?" froh-
lockt der Besitzer, „eine Maschine fürs
Leben! Wenn ich denke, was ich schon da-
mit — dabei eigentlich kaum gefahren."
Der Käufer ist mittlerweile in die tiefe
Kniebeuge gegangen und beklopft den Vor-
derreifen. Der Besitzer macht solidarisch
die Kniebeuge mit. Beide hocken wortlos
eine Weile, sehen in die Speichen.
„Ja," spricht endlich der Käufer
ernst; offenbar kam er zu einer gün-
stigen Erkenntnis.
„And die Bremsen?"
„Wie ein Löwe — (verlegenes
Lächeln) — ich meine, wie ein Löwe
in seinem Sprung abstoppen kann,
so blockieren die Bremsen die Ma-
schine. Anglaublich geradezu!"
„Die Lichtanlage?"
„Taghell. Auf unerhörte Distan-
zen sehen Sie jeden Käfer über die
Straße kriechen."
In Gedanken stützt sich der Käufer
auf die Lenkstange. Das Boschhorn
heult auf. Erschrocken fährt er zu-
rück. Der Besitzer nickt freudig ver-
traulich und bedeutungsvoll.
„Ja, ja, nicht wahr, das ist eine
Zeichnung von M. Clan»
„Ich will ein Zimmer mit Morgensonne und
natürlich mit Aussicht aus die See."
„Beides zusammen kannst du nicht haben, Paula.
Ist hier unmöglich, da die Läufer am
Strand nach Nordwesten sehen."
„Pah, das wird sich finden! Lier im
Prospekt steht: Wir sind bemüht, allen
Wünschen der werten Kurgäste Rechnung
zu tragen."
Signalanlage! Zwei Kilometer im
Amkreis bellen alle Lunde —"
„Ja — also — Sie werden ver-
stehen : Motorradkauf ist Vertrauens-
sache—ist wirklich alles in Ordnung?"
„Mein Wort I Alles I"
„Der Preis?"
„Zwei."
Der Käufer tritt erschrocken einen
Schritt zurück. „Zweitausend?"
„Neunzehnhundertfünfzig?"
„Na ja, und dazu kommen noch
die Spesen. Durchschauen muß ich
die Maschine doch lassen."
„Wieso? Vor drei Tagen wurde
sie generalrepariert!"
Der Käufer staunt und zweifelt.
„Generalrepariert?"
Der Besitzer nickt stolz.
„Nur nicht schreien, bitte! Das Wartezimmer ist voll, und da
kann ein ausgerissener Zahn drei ausgerissene Patienten bedeuten."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zimmer mit Morgensonne und natürlich mit Aussicht auf die See" "Nur nicht schreien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4735, S. 280
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg