„Das Planschen war ja nicht so übel, nur sollte
man ein Paar solide Wasserstiebeln anhaben."
der erst seit zwei Monaten drüben war und auf dem Wege zur Sil-
vesterfeier zu seiner Großmutter nach Bronx sich befand, einen ge-
schmückten Weihnachtsbaum aus der Land gerissen. Dann hatte sich
der Ballon, der immer unberechenbarer geworden war, mit einem Satz
wieder erhoben, um sich wie ein niederstoßender Geier auf einen Vieh-
transportdampfer im Lasen zu stürzen. Vom Deck des Dampfers hatte
sich die Gondel zwischen den Verspannungen ein Läuferschweinchen ge-
griffen. Bei einem letzten Sprung aber war ein Schornsteinfeger mit-
gerissen worden. So dekoriert, erschien jetzt die Gondel im Klub der
Milliardäre.
Einstimmig wurde den beiden Forschern, die man völlig erschöpft
aus der Gondel zog, der Preis für das originellste Erscheinen zugebilligt.
A. W.
Der Pechvogel
Nein, so dumm, wie Mißgünstige ihn hinstellen, ist der Lerr Bern-
rciter ganz gewiß nicht. Er ist nur etwas langsam in der Auffassung,
vielleicht kann man sagen, zu wenig geistesgegenwärtig. Er selbst frei-
lich bezeichnet sich als Pechvogel und führt darauf alle Widerwärtig-
keiten des Lebens zurück, unter denen er angeblich nicht wenig zu leiden
hat. Seine Frau allerdings — doch man wird ja sehen. Zunächst
schimpft jedenfalls Lerr Bernreiter, was er nur herausbringt, über
die verfluchten Zahnschmerzen, die ihn jetzt schon drei Tage lang plagen,
und noch mehr über die, wie er sich ausdrückt, saudummen Lausmittel,
womit seine Gattin die rasende Qual bekämpfen wollte.
„Dann fährst halt morgen in Gottesnamen in die Stadt," sagt die
Gattin, „morgen ist ja sowieso Samstag, da gehst du zum Zahndoktor
Markiser, der auch mich unlängst so ausgezeichnet behandelt hat, und
laßt dir endlich diesen alten Stumpen, der schon vor Zahr und Tag
hätt entfernt werden müssen, herausziehen. Aber gewiß — verstehst? —
ziehen lassen! Nicht, daß du mir so wieder kommst!"
And gleich hier zeigt sich, daß Lerr Bernreiter vernünftig genug
ist, einen vernünftigen Rat augenblicklich zu befolgen; er wendet einzig
und allein ein: „Ja, wenn i nur grad wüßt, wo dein Zahndoktor wohnt!
Gleich morgen tät i fahren."
So belehrt denn Mutter Bernreiter den Galten: „Da gehst du
vom Bahnhof durch die Laubholzstraße und dann durch die Gartenallee
bis zum Stadtplatz Numero fünf. Verfehlen kannst du das Laus un-
möglich; denn unten, im Parterre, ist ein großes Lotteriegeschäft, und
oben wohnt ohnehin gleich der Doktor Markiser."
Gut. Lerr Bernreiter fährt also tags darauf in die Stadt, und daß
es keine Lustreise ist, merkt man seinem Gesicht schon von weitem an.
Die Preisgekrönten
schien ausgefallen genug, um das Ent-
zücken der Milliardäre hervorzurufen.
Sie überboten sich, um die 10000 Dol-
lars zu bekommen. Bei 100 000 Dollars
erhielt M. E. Shucke aus Detroit den
Zuschlag. Der Preis für das originellste
Erscheinen wurde auf 150000 Dollars
errechnet.
Es begann die Maskenparade. Bis
5 Minuten vor 12 aber hatten sich die
Preisrichter noch nicht entschließen kön-
nen, den Preis zu vergeben.
Da krachte es plötzlich zu Läupten
der Milliardäre. Kalk regnete von der
Decke herab. Im nächsten Moment
brach die Decke ein, glücklicherweise,
ohne jemand zu verletzen. Eine glän-
zende Kugel erschien in der Oeffnung.
Professor Snobs Ballon war end-
lich von selber gesunken. Stracks auf
New Vork hinunter. Die Gondel hatte
dem Deutsch-Amerikaner Philipp Kim-
merle aus Pritzelfingen im Schwäbischen,
372
„Es ist wundervoll, sich jetzt im Ruhestände so eine kleine Siedlung zu schaffen,
einmal ganz andere Interessen zu haben. Jetzt richte ich mein Läuschen
ein; das füllt mich ganz aus."
„Beruht auf Gegenseitigkeit — — Sie füllen es ja auch beinahe ganz aus."
man ein Paar solide Wasserstiebeln anhaben."
der erst seit zwei Monaten drüben war und auf dem Wege zur Sil-
vesterfeier zu seiner Großmutter nach Bronx sich befand, einen ge-
schmückten Weihnachtsbaum aus der Land gerissen. Dann hatte sich
der Ballon, der immer unberechenbarer geworden war, mit einem Satz
wieder erhoben, um sich wie ein niederstoßender Geier auf einen Vieh-
transportdampfer im Lasen zu stürzen. Vom Deck des Dampfers hatte
sich die Gondel zwischen den Verspannungen ein Läuferschweinchen ge-
griffen. Bei einem letzten Sprung aber war ein Schornsteinfeger mit-
gerissen worden. So dekoriert, erschien jetzt die Gondel im Klub der
Milliardäre.
Einstimmig wurde den beiden Forschern, die man völlig erschöpft
aus der Gondel zog, der Preis für das originellste Erscheinen zugebilligt.
A. W.
Der Pechvogel
Nein, so dumm, wie Mißgünstige ihn hinstellen, ist der Lerr Bern-
rciter ganz gewiß nicht. Er ist nur etwas langsam in der Auffassung,
vielleicht kann man sagen, zu wenig geistesgegenwärtig. Er selbst frei-
lich bezeichnet sich als Pechvogel und führt darauf alle Widerwärtig-
keiten des Lebens zurück, unter denen er angeblich nicht wenig zu leiden
hat. Seine Frau allerdings — doch man wird ja sehen. Zunächst
schimpft jedenfalls Lerr Bernreiter, was er nur herausbringt, über
die verfluchten Zahnschmerzen, die ihn jetzt schon drei Tage lang plagen,
und noch mehr über die, wie er sich ausdrückt, saudummen Lausmittel,
womit seine Gattin die rasende Qual bekämpfen wollte.
„Dann fährst halt morgen in Gottesnamen in die Stadt," sagt die
Gattin, „morgen ist ja sowieso Samstag, da gehst du zum Zahndoktor
Markiser, der auch mich unlängst so ausgezeichnet behandelt hat, und
laßt dir endlich diesen alten Stumpen, der schon vor Zahr und Tag
hätt entfernt werden müssen, herausziehen. Aber gewiß — verstehst? —
ziehen lassen! Nicht, daß du mir so wieder kommst!"
And gleich hier zeigt sich, daß Lerr Bernreiter vernünftig genug
ist, einen vernünftigen Rat augenblicklich zu befolgen; er wendet einzig
und allein ein: „Ja, wenn i nur grad wüßt, wo dein Zahndoktor wohnt!
Gleich morgen tät i fahren."
So belehrt denn Mutter Bernreiter den Galten: „Da gehst du
vom Bahnhof durch die Laubholzstraße und dann durch die Gartenallee
bis zum Stadtplatz Numero fünf. Verfehlen kannst du das Laus un-
möglich; denn unten, im Parterre, ist ein großes Lotteriegeschäft, und
oben wohnt ohnehin gleich der Doktor Markiser."
Gut. Lerr Bernreiter fährt also tags darauf in die Stadt, und daß
es keine Lustreise ist, merkt man seinem Gesicht schon von weitem an.
Die Preisgekrönten
schien ausgefallen genug, um das Ent-
zücken der Milliardäre hervorzurufen.
Sie überboten sich, um die 10000 Dol-
lars zu bekommen. Bei 100 000 Dollars
erhielt M. E. Shucke aus Detroit den
Zuschlag. Der Preis für das originellste
Erscheinen wurde auf 150000 Dollars
errechnet.
Es begann die Maskenparade. Bis
5 Minuten vor 12 aber hatten sich die
Preisrichter noch nicht entschließen kön-
nen, den Preis zu vergeben.
Da krachte es plötzlich zu Läupten
der Milliardäre. Kalk regnete von der
Decke herab. Im nächsten Moment
brach die Decke ein, glücklicherweise,
ohne jemand zu verletzen. Eine glän-
zende Kugel erschien in der Oeffnung.
Professor Snobs Ballon war end-
lich von selber gesunken. Stracks auf
New Vork hinunter. Die Gondel hatte
dem Deutsch-Amerikaner Philipp Kim-
merle aus Pritzelfingen im Schwäbischen,
372
„Es ist wundervoll, sich jetzt im Ruhestände so eine kleine Siedlung zu schaffen,
einmal ganz andere Interessen zu haben. Jetzt richte ich mein Läuschen
ein; das füllt mich ganz aus."
„Beruht auf Gegenseitigkeit — — Sie füllen es ja auch beinahe ganz aus."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Planschen wär ja nicht so übel ..." "Im Ruhestand"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4741, S. 372
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg