daß er mit seiner Alten verheiratet sei, und da hätten sie
schon lange sich vorgenommen, zur Feier des Tages sich
miteinander „abphotographieren" zu lassen. „Mei Alte —
Sie kennen s' ja, Lerr Dokta, — hat aber ihren Kropf auf
der andern Seiten als wia i; und wenn jetzt i auf oamal
den meinigen nimmer hält, du liaber Limmi, was gaab
nacher dös? Dös gaab, nüt Respekt zu sagen, ein durch-
aus einseitiges Bildl, und koa Mensch taat uns kenna.
Sehgn S', Lerr Dokta, nur bloß deszwegen kann i mi
jetzt net operieren lassen. Nach unsrer silbern Lochzeit recht
gern, aber für'n Augenblick unmöglich." Lieronymus Job«.
Langwierige Kombination
Melander und Bastian sitzen im Kaffeehaus bei einer
Partie Schach. Melander ist am Zug und überlegt: „Ich
kann jetzt also mit meinem Turm Bastians Läufer schlagen.
Er verläßt sich natürlich darauf, daß ich es nicht tue, weil
der Läufer durch einen Bauern gesichert ist, der dann
meinen Turm nehmen würde. Wenn ich es aber doch tue
und den Turm opfere, dann wird durch das Vorrücken des
Bauern eine Linie frei, die meiner Dame ermöglichen
würde — — —"
Für den Augenblick unmöglich
Wie dann der Schweitentoni aus dem Krankenhaus entlassen
wurde und beim Doktor sich verabschiedet und bedankt, da unter-
nimmt der noch einen Versuch: „Es ist wirklich schab, Toni," sagt
er, „daß wir die Geschichte mit dem Kropf nicht gleich angepackt
haben. Du wirst ja sehen, lang dauert's nimmer, du kannst es
nimmer erschnaufen und mußt halt dann doch wieder kommen zu uns."
Das wisse er schon, sagt der Toni, und er gebe es selber zu,
daß er 's nicht mehr lang vermache; aber gerade jetzt geht es
halt mal nicht. And fährt auf des Doktors fragendes Gesicht
fort: „Es san nämlich Lindernisse vorhanden, Lerr Dokta, de
wo halt grad jetzt de Kropfoperation net erlauben."
Da geht dem Doktor ein Licht auf. „Die Krankenhausver-
waltung," sagt er, „wird wegen der Kosteubegleichung alle Nach-
sicht haben, Toni, und ich selber will in dem Punkt hinter der
Verwaltung nicht zurückstehn."
„Dös woaß i scho," sagt der Toni, „und i bin Ihnen, Lerr
Dokta, und dem Krankenhaus ganz gewiß von Lerzen dankbar;
dö Sach hat aber einen ganz andern Laken." And nun kann er
einfach nicht mehr anders, sondern packt aus: „Dö Gschicht
is a so: in drei Wochen würden es fünfundzwanzig Jahre,
„pleiterer Wagen, gestern gekauft. Raten Sie
mal, was ich bezahlt habe!" - „Zu viel!"
100
Zn diesem Augenblick kommt der Kellner und flüstert Bastian
etwas zu. Bastian springt auf. „Entschuldigen Sie einen Moment!
Ich werde an den Fernsprecher gerufen."
Melander nickt nur und denkt weiter nach.
Bastian geht an den Fernsprecher. Seine Schwägerin Emma
ist da: Großes Anglück! Ihr Mann hat eben einen Schlaganfall
erlitten! — Der Mann der Schwägerin Emma ist Bastians
Bruder. Also nimmt Bastian gar nicht erst seinen Lut, sondern
läuft sofort los, nach seinem Bruder zu sehen. Zu dem ist in-
zwischen schon ein Arzt gekommen. Aber von einem Schlaganfall
kann gar nicht die Rede sein. Bastians Bruder ist zwar urplötz-
lich umgefallen, aber nicht infolge irgendwelcher Vorgänge in
seinem Organismus, sondern aus einer rein äußeren Arsache: er
ist im dunklen Korridor über einen nassen Wischlappen, den das
Lausmädchen dort hat liegen lassen, ausgerutscht, aus den
Linterkopf gefallen und dann allerdings ein Weilchen bewußtlos
gewesen. Jetzt liegt er auf dem Diwan und bekommt kühle Am-
schläge — gegen die Beule am Schädel. Irgendwelche Folgen
wird die Sache nicht habe». Aber die Schwägerin Emma ist noch
in furchtbarer Aufregung und soll Validol kriegen. Das besorgt
Bastian aus der Apotheke; dann sucht er die Schwägerin zu beruhigen
und erneuert noch einige Male die Amschläge für seinen Bruder.
schon lange sich vorgenommen, zur Feier des Tages sich
miteinander „abphotographieren" zu lassen. „Mei Alte —
Sie kennen s' ja, Lerr Dokta, — hat aber ihren Kropf auf
der andern Seiten als wia i; und wenn jetzt i auf oamal
den meinigen nimmer hält, du liaber Limmi, was gaab
nacher dös? Dös gaab, nüt Respekt zu sagen, ein durch-
aus einseitiges Bildl, und koa Mensch taat uns kenna.
Sehgn S', Lerr Dokta, nur bloß deszwegen kann i mi
jetzt net operieren lassen. Nach unsrer silbern Lochzeit recht
gern, aber für'n Augenblick unmöglich." Lieronymus Job«.
Langwierige Kombination
Melander und Bastian sitzen im Kaffeehaus bei einer
Partie Schach. Melander ist am Zug und überlegt: „Ich
kann jetzt also mit meinem Turm Bastians Läufer schlagen.
Er verläßt sich natürlich darauf, daß ich es nicht tue, weil
der Läufer durch einen Bauern gesichert ist, der dann
meinen Turm nehmen würde. Wenn ich es aber doch tue
und den Turm opfere, dann wird durch das Vorrücken des
Bauern eine Linie frei, die meiner Dame ermöglichen
würde — — —"
Für den Augenblick unmöglich
Wie dann der Schweitentoni aus dem Krankenhaus entlassen
wurde und beim Doktor sich verabschiedet und bedankt, da unter-
nimmt der noch einen Versuch: „Es ist wirklich schab, Toni," sagt
er, „daß wir die Geschichte mit dem Kropf nicht gleich angepackt
haben. Du wirst ja sehen, lang dauert's nimmer, du kannst es
nimmer erschnaufen und mußt halt dann doch wieder kommen zu uns."
Das wisse er schon, sagt der Toni, und er gebe es selber zu,
daß er 's nicht mehr lang vermache; aber gerade jetzt geht es
halt mal nicht. And fährt auf des Doktors fragendes Gesicht
fort: „Es san nämlich Lindernisse vorhanden, Lerr Dokta, de
wo halt grad jetzt de Kropfoperation net erlauben."
Da geht dem Doktor ein Licht auf. „Die Krankenhausver-
waltung," sagt er, „wird wegen der Kosteubegleichung alle Nach-
sicht haben, Toni, und ich selber will in dem Punkt hinter der
Verwaltung nicht zurückstehn."
„Dös woaß i scho," sagt der Toni, „und i bin Ihnen, Lerr
Dokta, und dem Krankenhaus ganz gewiß von Lerzen dankbar;
dö Sach hat aber einen ganz andern Laken." And nun kann er
einfach nicht mehr anders, sondern packt aus: „Dö Gschicht
is a so: in drei Wochen würden es fünfundzwanzig Jahre,
„pleiterer Wagen, gestern gekauft. Raten Sie
mal, was ich bezahlt habe!" - „Zu viel!"
100
Zn diesem Augenblick kommt der Kellner und flüstert Bastian
etwas zu. Bastian springt auf. „Entschuldigen Sie einen Moment!
Ich werde an den Fernsprecher gerufen."
Melander nickt nur und denkt weiter nach.
Bastian geht an den Fernsprecher. Seine Schwägerin Emma
ist da: Großes Anglück! Ihr Mann hat eben einen Schlaganfall
erlitten! — Der Mann der Schwägerin Emma ist Bastians
Bruder. Also nimmt Bastian gar nicht erst seinen Lut, sondern
läuft sofort los, nach seinem Bruder zu sehen. Zu dem ist in-
zwischen schon ein Arzt gekommen. Aber von einem Schlaganfall
kann gar nicht die Rede sein. Bastians Bruder ist zwar urplötz-
lich umgefallen, aber nicht infolge irgendwelcher Vorgänge in
seinem Organismus, sondern aus einer rein äußeren Arsache: er
ist im dunklen Korridor über einen nassen Wischlappen, den das
Lausmädchen dort hat liegen lassen, ausgerutscht, aus den
Linterkopf gefallen und dann allerdings ein Weilchen bewußtlos
gewesen. Jetzt liegt er auf dem Diwan und bekommt kühle Am-
schläge — gegen die Beule am Schädel. Irgendwelche Folgen
wird die Sache nicht habe». Aber die Schwägerin Emma ist noch
in furchtbarer Aufregung und soll Validol kriegen. Das besorgt
Bastian aus der Apotheke; dann sucht er die Schwägerin zu beruhigen
und erneuert noch einige Male die Amschläge für seinen Bruder.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Na, Mausi, das war doch ein netter Einfall von mir?" "Aelterer Wagen, gestern gekauft" "Nein, bedaure, ich kann nicht mit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4777, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg