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Der Mond ist aufgegangen V°nP-«er Robinson
Labes und Schönfett wandern gemeinsam in die Kneipe, wo sie
einige gute, ihnen durchaus sympathische Bekannte zu finden gedenken.
Wahrscheinlich wird auch Kegel dabei sein. Den können sie aber
nicht so recht leiden, weil er manchmal dies und das besser gewußt
hat als sie. Kegel hat dabei freilich niemals besondere Aeberheblich-
keit gezeigt, aber immerhin-mit Besserwissen macht man sich nicht
beliebt. Wenigstens nicht an einem Stammtisch. Bei einem Professor
oder einem Lehrer den Studenten oder Schülern gegenüber ist das
etwas anderes, aber da sitzt man ja auch nicht in der Kneipe zusammen.
Es ist ein schöner, klarer Winterabend. Gerade kommt der Mond
herauf, der treue Begleiter der Mutter Erde. So wird er ja gern
genannt, obwohl ihm damit ein ganz überflüssiges Lob zu teil wird, und
seine Begleitung eigentlich
gar nichts mit Treue zu tun
hat. Denn was sollte er sonst
machen? Wo sollte er
bleiben? Es würde viel-
leicht ein sehr gefährliches
Abenteuer für ihn werden,
wenn er es einmal unter-
lassen würde, die Erde zu
begleiten.
„Ah, der Mond I" sagt
Labes, der zufällig auf-
schaut. Er sagt es mit ei-
niger Verwunderung.
„Ja, der Mond!" schließt
sich Schönfett an. Er wun-
dert sich auch, aber er hält
es für nötig, sich darüber
Rechenschaft zu geben, wa-
rum er sich wundert. „Ja,
so sind wir Stadtmenschen!
Wir kümmern uns gar nicht
um den Mond, weil wir
ihn nicht nötig haben —
wegen unserer Laternen.
And wenn man mir mit
Totschlägen gedroht hätte
-noch vor fünf Mi-
nuten hätte ich nicht sagen
können, ob wir heute Mond-
schein haben oder nicht.
Lätten Sie das gewußt?"
„Keine Ahnung hätte
ich gehabt," erklärt Labes.
„Ich hätte erst im Kalen-
der nachsehn müssen."
„Ja, so ist das in der
Stadt," nickt Schönfett.
„Man weiß nie, was gerade mit dem Mond los ist, ob Vollmond ist
oder Neumond, ob er ab- oder zunimmt. Das ist einem ganz egal."
„Natürlich, man ist ja kein Astronom," meint Labes. „Allerdings
— ob der Mond ab- oder zunimmt, das weiß man doch. Ich we-
nigstens sehe das sofort."
„Freilich — wenn Sie den Mond anschauen. Aber wir haben ja
eben festgestellt, daß man sich kaum um ihn kümmert. Sieht man
ihn an, dann ist das ja ganz einfach: wenn man die Sichel zu einem
A, einem deutschen A ergänzen kann, dann ist der Mond im Ab-
nehmen, und wenn man ein Z daraus machen kann, dann nimmt
er zu."
„Donner, Sie haben recht!" sagt Labes. „So geht es auch. Ich
habe mir das anders gemerkt. Ich sage immer: Der Mond ist ein
lateinischer Lügner. Wenn nämlick die Sichel wie ein lateinisches C
am Limmel steht, dann
kann man sich dabei denken:
Crescens, das heißt wach-
send. Der Mond schwin-
delt aber, denn er ist ge-
rade im Abnehmen. And
wenn man aus der Sichel
ein lateinisches D machen
kann, dann denkt man:
Decrescens, das heißt ab-
nehmend. Aber das Gegen-
teil ist der Fall."
„Ja, so geht es auch,
ist aber umständlicher."
Schönfeit ärgert sich, daß
Labes mit seinem Latein
angekommen ist. Aber er
weiß abzulenken. Er zeigt
nach dem Limmel. „Wie
ist es denn aber heute mit
Ihrem C oder D?"
Labes sieht sich jetzt erst
den Mond genauer an:
er zeigt die volle runde
Scheibe. „Wahrhaftig —
heule geht es nicht! And
Sie können auch kein A
oder 3 machen. Das Re-
zept ist also nicht immer
anwendbar; daran habe ich
noch nie gedacht."
„Ich auch nicht!" ge-
steht Schönfett. „Wissen
Sie was: damit legen wir
heute Kegel 'rein. Aber
mächtig legen wir ihn 'rein.
sForrsetzung Seite 184)
Llmweg „Sie wünschen ein Autogramm von mir — gern, liebes Kind.
Laben Sie ein Album da?" — „Ach nein, es genügt, wenn Sie Ihren
Namen unter dieses Bestellformular für einen Staubsauger schreiben."
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Der Mond ist aufgegangen V°nP-«er Robinson
Labes und Schönfett wandern gemeinsam in die Kneipe, wo sie
einige gute, ihnen durchaus sympathische Bekannte zu finden gedenken.
Wahrscheinlich wird auch Kegel dabei sein. Den können sie aber
nicht so recht leiden, weil er manchmal dies und das besser gewußt
hat als sie. Kegel hat dabei freilich niemals besondere Aeberheblich-
keit gezeigt, aber immerhin-mit Besserwissen macht man sich nicht
beliebt. Wenigstens nicht an einem Stammtisch. Bei einem Professor
oder einem Lehrer den Studenten oder Schülern gegenüber ist das
etwas anderes, aber da sitzt man ja auch nicht in der Kneipe zusammen.
Es ist ein schöner, klarer Winterabend. Gerade kommt der Mond
herauf, der treue Begleiter der Mutter Erde. So wird er ja gern
genannt, obwohl ihm damit ein ganz überflüssiges Lob zu teil wird, und
seine Begleitung eigentlich
gar nichts mit Treue zu tun
hat. Denn was sollte er sonst
machen? Wo sollte er
bleiben? Es würde viel-
leicht ein sehr gefährliches
Abenteuer für ihn werden,
wenn er es einmal unter-
lassen würde, die Erde zu
begleiten.
„Ah, der Mond I" sagt
Labes, der zufällig auf-
schaut. Er sagt es mit ei-
niger Verwunderung.
„Ja, der Mond!" schließt
sich Schönfett an. Er wun-
dert sich auch, aber er hält
es für nötig, sich darüber
Rechenschaft zu geben, wa-
rum er sich wundert. „Ja,
so sind wir Stadtmenschen!
Wir kümmern uns gar nicht
um den Mond, weil wir
ihn nicht nötig haben —
wegen unserer Laternen.
And wenn man mir mit
Totschlägen gedroht hätte
-noch vor fünf Mi-
nuten hätte ich nicht sagen
können, ob wir heute Mond-
schein haben oder nicht.
Lätten Sie das gewußt?"
„Keine Ahnung hätte
ich gehabt," erklärt Labes.
„Ich hätte erst im Kalen-
der nachsehn müssen."
„Ja, so ist das in der
Stadt," nickt Schönfett.
„Man weiß nie, was gerade mit dem Mond los ist, ob Vollmond ist
oder Neumond, ob er ab- oder zunimmt. Das ist einem ganz egal."
„Natürlich, man ist ja kein Astronom," meint Labes. „Allerdings
— ob der Mond ab- oder zunimmt, das weiß man doch. Ich we-
nigstens sehe das sofort."
„Freilich — wenn Sie den Mond anschauen. Aber wir haben ja
eben festgestellt, daß man sich kaum um ihn kümmert. Sieht man
ihn an, dann ist das ja ganz einfach: wenn man die Sichel zu einem
A, einem deutschen A ergänzen kann, dann ist der Mond im Ab-
nehmen, und wenn man ein Z daraus machen kann, dann nimmt
er zu."
„Donner, Sie haben recht!" sagt Labes. „So geht es auch. Ich
habe mir das anders gemerkt. Ich sage immer: Der Mond ist ein
lateinischer Lügner. Wenn nämlick die Sichel wie ein lateinisches C
am Limmel steht, dann
kann man sich dabei denken:
Crescens, das heißt wach-
send. Der Mond schwin-
delt aber, denn er ist ge-
rade im Abnehmen. And
wenn man aus der Sichel
ein lateinisches D machen
kann, dann denkt man:
Decrescens, das heißt ab-
nehmend. Aber das Gegen-
teil ist der Fall."
„Ja, so geht es auch,
ist aber umständlicher."
Schönfeit ärgert sich, daß
Labes mit seinem Latein
angekommen ist. Aber er
weiß abzulenken. Er zeigt
nach dem Limmel. „Wie
ist es denn aber heute mit
Ihrem C oder D?"
Labes sieht sich jetzt erst
den Mond genauer an:
er zeigt die volle runde
Scheibe. „Wahrhaftig —
heule geht es nicht! And
Sie können auch kein A
oder 3 machen. Das Re-
zept ist also nicht immer
anwendbar; daran habe ich
noch nie gedacht."
„Ich auch nicht!" ge-
steht Schönfett. „Wissen
Sie was: damit legen wir
heute Kegel 'rein. Aber
mächtig legen wir ihn 'rein.
sForrsetzung Seite 184)
Llmweg „Sie wünschen ein Autogramm von mir — gern, liebes Kind.
Laben Sie ein Album da?" — „Ach nein, es genügt, wenn Sie Ihren
Namen unter dieses Bestellformular für einen Staubsauger schreiben."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Umweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4781, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg