„In die Stratosphäre würde ich nie fahren!"
„Bei Ihrem Mut, Frl. Lilli! Warum denn nicht?"
„Weil man die Anziehungskraft verliert!"
„Es wird nicht so schlimm werden," tröstet Zwickerling. „Der Post-
direktor ist zwar wutschnaubend fortgestürzt, aber er wird sich vielleicht
doch beruhigen lassen. Aber entschuldigen Sie, Lerr Kahleis-da
kommt meine Straßenbahn!"
Zwickerling verschwindet, und Kahleis bleibt bekümmert zurück. Der
Oberstudienrat Quengel könnte ihm schließlich gleichgültig sein, nicht
aber dessen Frau, seine Schwester, der er sehr zugetan ist. Was muß
das jetzt dort für eine Aufregung sein! Kahleis sieht nach der Ahr. Er
muß ins Geschäft, er hat nicht viel Zeit, aber er hat auch keine Ruhe
-also nimmt er ein Auto, um schnell einmal zu sehen, wie es bei
Quengel steht.
Der Oberstudienrat Quengel genießt seine Ferien. Er raucht eine
lange Pfeife, als er selber dem Schwager Kahleis die Tür öffnet-
„Was ist denn los? Du bist ja so aufgeregt."
„Ich komme wegen der dummen Geschichte von gestern," jappst
Kahleis. „Vielleicht kann ich vermitteln. Was sagt denn Emma dazu?
Weiß sie es schon?"
„Was soll Emma wissen? Welche dumme Geschichte?"
„Aber tu doch nicht so! Ich meine den Auftritt im ,Goldenen Beutel
— mit dem Postdirektor Zademack."
Der Oberstudienrat Quengel versteht nichts. „Im ,Goldenen Beutel"?
Da war ich ja schon mindestens 14 Tage lang nicht. And den Post-
direktor Zademack habe ich eben so lange nicht gesehn."
And darauf versteht der Oberstudienrat nun vollends nicht, warum
sein Schwager Kahleis aufschreit: „O dieser Zwickerling I Der gemeine
Lund!"
Der erste April
Zwickerling lächelt bescheiden. „Ich will mich nicht mit fremden
Federn schmücken. Wissen Sie, von wem ich das erst gestern ge-
hört habe? Von Ihrem Lerrn Schwager, dem Oberstudienrat
Quengel."
„Ach so! Ra ja, der ist gern hinter solchen Sachen her."
„Wir saßen gestern abend im ,Goldenen Beutel" zusammen,"
berichtet Zwickerling. „And da kam eben das Gespräch auf den
ersten April. Der Postdirektor Zademack war auch dabei. Aber
der vertrat eine andere Meinung."
„Natürlich! Der muß ja immer alles besser wissen. Was
meinte er denn?"
„Er konnte nicht einmal etwas Bestimmtes Vorbringen. Er
behauptete, die Aprilscherze hingen vielleicht mit dem Aprilwetter
zusammen. Der April sei doch der Monat, der die meisten Launen
habe, und deshalb tobten sich am ersten Tage dieses Monats
auch die Launen der Menschen aus."
„Ist ja Ansinn I" brummt Kahleis. „Das Aprilwetter
könnte einem eher die Laune verjagen."
„Das meine ich auch. Es sei aber noch eine zweite
Deutung möglich, sagte der Postdirektor Zademack. Ar-
sprünglich seien nämlich die Aprilscherze gar nicht bei
uns üblich gewesen; sie seien erst aus Frankreich zu uns
gekommen. Vielleicht handele es sich also um einen alten
keltischen Volksbrauch."
„Ist ja schließlich vollkommen gleichgültig!" sagt
Kahleis gelangweilt.
„Aber gewiß! Leider war es den beiden Lerren aber
gar nicht gleichgültig. Der Lerr Oberstudienrat hat
sich furchtbar aufgeregt, weil ihm der Postdirektor wider-
sprach. Er hatte vielleicht auch etwas zu viel getrunken."
„Er verträgt ja nichts!" nickt Kahleis.
„Muß wohl so sein. Jedenfalls geschah dann etwas
ungeheuer Peinliches. Der Lerr Oberstudienrat, der
immer wilder wurde, glaubte wohl, einen Quartaner
oder nur Quintaner vor sich zu haben; er hat den Post-
direktor einen Lornochsen genannt und ihm eine tüch-
tige Tachtel heruntergehauen."
Kahleis ist etwas außer sich. „Das ist ja furchtbar!
Am Limmels willen-was mag sich daraus ent-
wickeln! Der Mann hat ja seine Stellung gefährdet.
Ein Oberstudienrat gibt einem Postdirektor eine Ohrfeige
-das muß doch Folgen haben."
Schmeichelhaft
„Sie nehmen mir's doch nicht übel, daß ich Ihnen den Rücken zu-
drehen muß?" — „O bitte, im Gegenteil!"
Freundinnen
„Naturforscher ist Eva's Zukünftiger?
Na, bei Eva wird er vergeblich nach Natur forschen!"
Bescheiden
Nach dem Viehmarkt saßen einige Bauern und Ländler im Wirts-
haus beisammen, und es wurden viele Klagen laut über den schlechten
Viehauftrieb. „Aeberhaupt," sagte dabei einer der Ländler, „wenn i
und moi Brueder nit gwese wäre, dann hätt's ja auf dem ganze Markt
koine richtige Ochse nit gebe."
„Lalt, Sie! Was haben Sie in dem Koffer?"
„Ja, Lerr Wachtmeister, das weiß ich selber noch nicht!"
199
„Bei Ihrem Mut, Frl. Lilli! Warum denn nicht?"
„Weil man die Anziehungskraft verliert!"
„Es wird nicht so schlimm werden," tröstet Zwickerling. „Der Post-
direktor ist zwar wutschnaubend fortgestürzt, aber er wird sich vielleicht
doch beruhigen lassen. Aber entschuldigen Sie, Lerr Kahleis-da
kommt meine Straßenbahn!"
Zwickerling verschwindet, und Kahleis bleibt bekümmert zurück. Der
Oberstudienrat Quengel könnte ihm schließlich gleichgültig sein, nicht
aber dessen Frau, seine Schwester, der er sehr zugetan ist. Was muß
das jetzt dort für eine Aufregung sein! Kahleis sieht nach der Ahr. Er
muß ins Geschäft, er hat nicht viel Zeit, aber er hat auch keine Ruhe
-also nimmt er ein Auto, um schnell einmal zu sehen, wie es bei
Quengel steht.
Der Oberstudienrat Quengel genießt seine Ferien. Er raucht eine
lange Pfeife, als er selber dem Schwager Kahleis die Tür öffnet-
„Was ist denn los? Du bist ja so aufgeregt."
„Ich komme wegen der dummen Geschichte von gestern," jappst
Kahleis. „Vielleicht kann ich vermitteln. Was sagt denn Emma dazu?
Weiß sie es schon?"
„Was soll Emma wissen? Welche dumme Geschichte?"
„Aber tu doch nicht so! Ich meine den Auftritt im ,Goldenen Beutel
— mit dem Postdirektor Zademack."
Der Oberstudienrat Quengel versteht nichts. „Im ,Goldenen Beutel"?
Da war ich ja schon mindestens 14 Tage lang nicht. And den Post-
direktor Zademack habe ich eben so lange nicht gesehn."
And darauf versteht der Oberstudienrat nun vollends nicht, warum
sein Schwager Kahleis aufschreit: „O dieser Zwickerling I Der gemeine
Lund!"
Der erste April
Zwickerling lächelt bescheiden. „Ich will mich nicht mit fremden
Federn schmücken. Wissen Sie, von wem ich das erst gestern ge-
hört habe? Von Ihrem Lerrn Schwager, dem Oberstudienrat
Quengel."
„Ach so! Ra ja, der ist gern hinter solchen Sachen her."
„Wir saßen gestern abend im ,Goldenen Beutel" zusammen,"
berichtet Zwickerling. „And da kam eben das Gespräch auf den
ersten April. Der Postdirektor Zademack war auch dabei. Aber
der vertrat eine andere Meinung."
„Natürlich! Der muß ja immer alles besser wissen. Was
meinte er denn?"
„Er konnte nicht einmal etwas Bestimmtes Vorbringen. Er
behauptete, die Aprilscherze hingen vielleicht mit dem Aprilwetter
zusammen. Der April sei doch der Monat, der die meisten Launen
habe, und deshalb tobten sich am ersten Tage dieses Monats
auch die Launen der Menschen aus."
„Ist ja Ansinn I" brummt Kahleis. „Das Aprilwetter
könnte einem eher die Laune verjagen."
„Das meine ich auch. Es sei aber noch eine zweite
Deutung möglich, sagte der Postdirektor Zademack. Ar-
sprünglich seien nämlich die Aprilscherze gar nicht bei
uns üblich gewesen; sie seien erst aus Frankreich zu uns
gekommen. Vielleicht handele es sich also um einen alten
keltischen Volksbrauch."
„Ist ja schließlich vollkommen gleichgültig!" sagt
Kahleis gelangweilt.
„Aber gewiß! Leider war es den beiden Lerren aber
gar nicht gleichgültig. Der Lerr Oberstudienrat hat
sich furchtbar aufgeregt, weil ihm der Postdirektor wider-
sprach. Er hatte vielleicht auch etwas zu viel getrunken."
„Er verträgt ja nichts!" nickt Kahleis.
„Muß wohl so sein. Jedenfalls geschah dann etwas
ungeheuer Peinliches. Der Lerr Oberstudienrat, der
immer wilder wurde, glaubte wohl, einen Quartaner
oder nur Quintaner vor sich zu haben; er hat den Post-
direktor einen Lornochsen genannt und ihm eine tüch-
tige Tachtel heruntergehauen."
Kahleis ist etwas außer sich. „Das ist ja furchtbar!
Am Limmels willen-was mag sich daraus ent-
wickeln! Der Mann hat ja seine Stellung gefährdet.
Ein Oberstudienrat gibt einem Postdirektor eine Ohrfeige
-das muß doch Folgen haben."
Schmeichelhaft
„Sie nehmen mir's doch nicht übel, daß ich Ihnen den Rücken zu-
drehen muß?" — „O bitte, im Gegenteil!"
Freundinnen
„Naturforscher ist Eva's Zukünftiger?
Na, bei Eva wird er vergeblich nach Natur forschen!"
Bescheiden
Nach dem Viehmarkt saßen einige Bauern und Ländler im Wirts-
haus beisammen, und es wurden viele Klagen laut über den schlechten
Viehauftrieb. „Aeberhaupt," sagte dabei einer der Ländler, „wenn i
und moi Brueder nit gwese wäre, dann hätt's ja auf dem ganze Markt
koine richtige Ochse nit gebe."
„Lalt, Sie! Was haben Sie in dem Koffer?"
„Ja, Lerr Wachtmeister, das weiß ich selber noch nicht!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In die Stratosphäre würde ich nie fahren!" "Halt, Sie! Was haben Sie in dem Koffer?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4783, S. 199
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg