Fliegende Blätter (186.1937 (Nr. 4771-4795) = 93. Jahrg.)

Zeichnung von M Claus

Diskretion "Ein Operettenlibrelto suchen Sie? Trifft sich ausgezeichnet — ich habe einen famosen Stoff."
„Woher stammt er?"

"Na, erlauben Sie! Ich würde Sie doch auch nicht fragen, woher Sie die Musik nehmen."

Törichte Dichtung oder schlichte Lebenswahrheit

Pauline, die Herrliche, wird nun doch nicht die Meine werden; sie
hat einen Würdigeren gefunden, den sie mit ihrer Land beglücken
wird. Dunkel liegt nun mein Leben vor mir, und nie wieder werde
ich eine Freude haben. Möge doch bald der Tod mich erlösen! —
Aber nein, ich bin undankbar, denn zwei Jahre habe ich doch das
Glück süßer Erwartung genoffen. Ich hadere töricht mit meinem
Schicksal, das ich doch nur verdient habe. Welche Verblendung war
es von mir, meine Land auszustrecken nach diesem Mädchen, das
doch wirklich nicht für ein allzu bescheidenes Leben an meiner Seite
geschaffen ist. Nein, sie verdient Glanz und Herrlichkeit, Fülle und

Pracht. And deshalb werde ich jeden Tag Glück und Segen für sie
erflehen. Möge ihr edler Gatte erfolgreich sein in allen seinen
Anternehmungen, möge er Millionen für Pauline erwerben! Und
mögen sie Kinder haben, die klug, schön und gesund sind und
noch mehr Freude in ihr reiches Leben bringen! Ich aber will
mir wünschen, daß ich recht alt werde, damit ich aus der Ferne,
ein einsamer Mann, an Paulinens Glück mich erquicken kann. O,
möge ihr Leben ein Rosenpfad, mögen ihre Tage eine Blumen-
kette sein!"-

Ist nun der Leser wirklich befriedigt? .Hoffentlich nicht, denn
wenn er es wäre, gehörte er in ein Irrenhaus. Nein, der vernünftige

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