„In meiner Jugend hat man nichts von solchen Sachen gewußt. Da war man mit seinen
natürlichen Farben zufrieden." — „Oder auch unzufrieden-nicht wahr, Tante?"
ich dir nichts zu zahlen und habe um
viertausend mehr. Du siehst, ich habe
manchmal auch ganz ausgezeichnete Ideen,
sind du wirst zugeben, daß sie nicht schlech-
ter sind als die deinen. —"
Auch
Von Vitaminen ist heutzutage viel die
Rede. Auch Zirbel ist von ihrer Wichtig-
keit überzeugt. Er erzählt Specht: „Ein
Freund von mir hat jetzt ein Präparat
mit Vitamin fl genommen. Fabelhafte
Wirkung! Denken Sie doch: Mein Freund,
der seit Jahren vollkommen grau war,
hat danach wieder sein schönes braunes
Laar bekommen. Wie ein Jüngling sieht
er aus!"
„Donnerwetter!" sagt Specht und fährt
sich über den Schädel, der auch vollkom-
men grau ist. „Wenn ich meine grauen
Laare loswerden könnte, das würde mir
beruflich sehr nützlich sein. Wie sagten Sie?
Vitamin fl — nicht wahr?"
„Jawohl! Werden Sie es auch nehmen?"
Specht lächelt skeptisch. „Nee, aber ich
werde es auch vorschühen. Ich werde auch
ei» Laarfärbemittel gebrauchen."
Die Geschichte mit de» Truthähnen
stillvergnügt zu, wie ein Ford nach dem andern die Stadt verließ,
um zur Farm Nabbs hinauszurumpeln. Das waren zweifellos samt
und sonders Kauflustige, die die Farm möglichst rasch in eine Gold-
grübe verwandeln wollten. And er
rieb sich vergnügt die Lände. —
Als es Januar wurde und Mac
Nabb noch immer nichts von sich
hören ließ, wurde Capstan unge-
duldig. Wollte Mac Nabb vielleicht
gar mit dem Geld durch die Lap-
pe» gehe»? Er konnte sich nicht
länger beherrschen und marschierte
zur Farm hinaus. Als er sah, daß
Mac Nabb da war, stieß er einen
erleichterten Seufzer aus.
„Last du die Farm verkauft?"
fragte er.
„Schon vor drei Tagen."
„And warum hast du mir meine
Provision nicht in die Stadt ge-
schickt?"
„Weil du keine bekommst, mein
Liebling!"
Capstan zitterte vor Wut. Er
holte de» Vertrag hervor und hielt
ihn Mac Nabb unter die Nase.
„Lier steht schwarz aufweiß,daß
ich fünftausend Dollars zu kriegen
habe!"
Mac Nabb nickte.
„Ja. Anter der Voraussetzung,
daß ich die Farm für zwanzigtau-
send Dollars verkauft hätte. Dann
hätte ich dir fünftausend Dollars
zahle» müssen, und mir wäre» fünf-
zehntausend geblieben. Ich war
aber so gescheit, sie um neunzehn-
tausend zu verkaufen, also brauche
84
„Äerr Kandidat," fragte in der Prüfung der Professor, „was
bedeutet denn eigentlich ambulante Behandlung? Sie scheinen sich
darüber durchaus nicht klar zu sein." Der Kandidat schweigt.
„Ambulante Behandlung heißt Behandlung im Umhergehen — von
ambulare. Ist Ihnen das jetzt klar?"
„Jawohl. Ambulante Behand-
lung ist, wenn der Arzt beim Spa-
zierengehen konsultiert wird."
Eisenlack hatte sich eine Sommer-
frische nach dem Prospekt heraus-
gesucht. Das Laus mit den Tan-
ne» am Berghang dahinter sah auf
der Photographie so gut aus. Eisen-
lack studierte noch den Grundriß
und belegte dann schriftlich Zim-
mer 37 im dritten Stock. Wer un-
term Dach wohnt, dem trampeln
die Mitmenschen nicht auf dem
Kopf herum. And Fahrstuhl war
ja im Lause. Laut Prospekt.
Als Eisenlack ankam, sah er sich
vergebens nach dem Fahrstuhl um.
„Lören Sie mal," keuchte er, von
dem Weg vom Bahnhof außer
Atem, „Sie glauben doch nicht, daß
ich die drei Treppen zu Fuß kraxle?"
„Ja, das wird wohl nicht anders
gehen, mein Lerr."
„Was heißt hier: nicht anders
gehen? Sie haben doch in Ihrem
Prospekt stehen, daß Fahrstuhl im
Lause ist!"
„Ja," lächelte der Ober, „das
stimmt. Aber der Fahrstuhl ist für
l4 Tage von dem Lerrn mit dem
Gipsverband am Fuß zum Spa-
zierenfahren belegt."
„Dieser gähnende Abgrund!" — „Du brauchst dich nicht getroffen
zu fühlen, Julius-der gähnt auch, wenn du nicht da bist."
natürlichen Farben zufrieden." — „Oder auch unzufrieden-nicht wahr, Tante?"
ich dir nichts zu zahlen und habe um
viertausend mehr. Du siehst, ich habe
manchmal auch ganz ausgezeichnete Ideen,
sind du wirst zugeben, daß sie nicht schlech-
ter sind als die deinen. —"
Auch
Von Vitaminen ist heutzutage viel die
Rede. Auch Zirbel ist von ihrer Wichtig-
keit überzeugt. Er erzählt Specht: „Ein
Freund von mir hat jetzt ein Präparat
mit Vitamin fl genommen. Fabelhafte
Wirkung! Denken Sie doch: Mein Freund,
der seit Jahren vollkommen grau war,
hat danach wieder sein schönes braunes
Laar bekommen. Wie ein Jüngling sieht
er aus!"
„Donnerwetter!" sagt Specht und fährt
sich über den Schädel, der auch vollkom-
men grau ist. „Wenn ich meine grauen
Laare loswerden könnte, das würde mir
beruflich sehr nützlich sein. Wie sagten Sie?
Vitamin fl — nicht wahr?"
„Jawohl! Werden Sie es auch nehmen?"
Specht lächelt skeptisch. „Nee, aber ich
werde es auch vorschühen. Ich werde auch
ei» Laarfärbemittel gebrauchen."
Die Geschichte mit de» Truthähnen
stillvergnügt zu, wie ein Ford nach dem andern die Stadt verließ,
um zur Farm Nabbs hinauszurumpeln. Das waren zweifellos samt
und sonders Kauflustige, die die Farm möglichst rasch in eine Gold-
grübe verwandeln wollten. And er
rieb sich vergnügt die Lände. —
Als es Januar wurde und Mac
Nabb noch immer nichts von sich
hören ließ, wurde Capstan unge-
duldig. Wollte Mac Nabb vielleicht
gar mit dem Geld durch die Lap-
pe» gehe»? Er konnte sich nicht
länger beherrschen und marschierte
zur Farm hinaus. Als er sah, daß
Mac Nabb da war, stieß er einen
erleichterten Seufzer aus.
„Last du die Farm verkauft?"
fragte er.
„Schon vor drei Tagen."
„And warum hast du mir meine
Provision nicht in die Stadt ge-
schickt?"
„Weil du keine bekommst, mein
Liebling!"
Capstan zitterte vor Wut. Er
holte de» Vertrag hervor und hielt
ihn Mac Nabb unter die Nase.
„Lier steht schwarz aufweiß,daß
ich fünftausend Dollars zu kriegen
habe!"
Mac Nabb nickte.
„Ja. Anter der Voraussetzung,
daß ich die Farm für zwanzigtau-
send Dollars verkauft hätte. Dann
hätte ich dir fünftausend Dollars
zahle» müssen, und mir wäre» fünf-
zehntausend geblieben. Ich war
aber so gescheit, sie um neunzehn-
tausend zu verkaufen, also brauche
84
„Äerr Kandidat," fragte in der Prüfung der Professor, „was
bedeutet denn eigentlich ambulante Behandlung? Sie scheinen sich
darüber durchaus nicht klar zu sein." Der Kandidat schweigt.
„Ambulante Behandlung heißt Behandlung im Umhergehen — von
ambulare. Ist Ihnen das jetzt klar?"
„Jawohl. Ambulante Behand-
lung ist, wenn der Arzt beim Spa-
zierengehen konsultiert wird."
Eisenlack hatte sich eine Sommer-
frische nach dem Prospekt heraus-
gesucht. Das Laus mit den Tan-
ne» am Berghang dahinter sah auf
der Photographie so gut aus. Eisen-
lack studierte noch den Grundriß
und belegte dann schriftlich Zim-
mer 37 im dritten Stock. Wer un-
term Dach wohnt, dem trampeln
die Mitmenschen nicht auf dem
Kopf herum. And Fahrstuhl war
ja im Lause. Laut Prospekt.
Als Eisenlack ankam, sah er sich
vergebens nach dem Fahrstuhl um.
„Lören Sie mal," keuchte er, von
dem Weg vom Bahnhof außer
Atem, „Sie glauben doch nicht, daß
ich die drei Treppen zu Fuß kraxle?"
„Ja, das wird wohl nicht anders
gehen, mein Lerr."
„Was heißt hier: nicht anders
gehen? Sie haben doch in Ihrem
Prospekt stehen, daß Fahrstuhl im
Lause ist!"
„Ja," lächelte der Ober, „das
stimmt. Aber der Fahrstuhl ist für
l4 Tage von dem Lerrn mit dem
Gipsverband am Fuß zum Spa-
zierenfahren belegt."
„Dieser gähnende Abgrund!" — „Du brauchst dich nicht getroffen
zu fühlen, Julius-der gähnt auch, wenn du nicht da bist."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"in meiner Jugend hat man nichts von solchen Sachen gewußt" "Dieser gähnende Abgrund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4801, S. 84
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg