„Ich geh' heute abend mit meinem Mann in die Vorstellung. Er muß den Athleten
sehn-dann brummt er 'ne Zeitlang nich', wenn er mir Kohlen 'rauftragen muß."
Stn Zusammentreffen
Aussicht lohnender — was weiß
ich! Nun hätte er die Dame aber
benachrichtigen müssen. Er hätte
ja einen vertrauten Freund ins
Theater schicken können, der dann
der Dame in schonender Form
eine entsprechende Eröffnung ge-
macht hätte. Er hätte auch einen
Dtenstmann schicken können; der
hätte sich einen Abendanzug an-
ziehn, auf den Platz setzen und
dann in der Pause der Dame
einen Brief geben müssen. Na,
oder schließlich hätte er den Platz
auch leer lassen können; dann
hätte die Dame vielleicht gedacht,
der Anwärter auf ihre Land wäre
jäh verblichen oder wahnsinnig
geworden oder verhaftet-"
„Oho!" jappst Stanzer.
„Na, also dann nicht verhaf-
tet, bloß wahnsinnig geworden
oder von einem Schlaganfall da-
hingerafft. Aber so hat jener Lerr
das nicht gemacht. Wahrscheinlich
hat ihm die Ausgabe leid getan;
er hat wenigstens die Lälfte der
Kosten wieder einbringen wollen,
und darum hat er die Karte ver-
kauft, an einen ahnungslosen
Menschen verkauft." Lollprägel
hebt die Stimme; er schreit Stan-
zer an: „Wie kamen Sie dazu,
die Karte an mich zu verkloppen?"
264
Aus Stralsund
„Wat, jar nischt haste jefangen, Pit? Da hats deine Olle
besser raus!"
„Wieso det?" — „Se hat doch dir jefangen!"
Stanzer gibt darauf keine Ant-
wort. Er will tun, als ginge es
um einen Spaß, und versucht,
Lollprägel anzulächeln. „Laben
Sie Umstände mit ihr gehabt?"
Lollprägel schüttelt sich, als
schaudere er in der Erinnerung.
„Es war ein furchtbarer Abend!
Ich ahnungsloser Mensch setze
mich also auf meinen Platz, und
dann wird es auch gleich dunkel,
und die Ouvertüre geht los. Da
merke ich, daß die Dame neben
mir mich immer von der Seite
ansieht. Ich sehe auch hin und
glaube trotz der schwachen Be-
leuchtung zu bemerken, daß sie
mich anlächelt. Ich lächle aber
nicht, und das scheint sie zu ver-
drießen; sie dreht den Kopf weg.
Mir gefällt das nicht — ich meine
nicht das Kopfwegdrehen, son-
dern das Anlächeln, denn ich bin
doch ein verheirateter Mann; ich
kriege eine Ahnung, daß da etwas
nicht in Ordnung sei, und mir
wird schon während des ersten
Aktes ziemlich unbehaglich zu
Mute. Richtig — in der Pause
spricht mich die Dame dann an.
Von Briefen redet sie, die wir
gewechselt hätten, und daß ich ihr
doch die Theaterkarte geschickt
hätte, und so weiter. Ich ent-
gegne natürlich, ich wüßte von
sehn-dann brummt er 'ne Zeitlang nich', wenn er mir Kohlen 'rauftragen muß."
Stn Zusammentreffen
Aussicht lohnender — was weiß
ich! Nun hätte er die Dame aber
benachrichtigen müssen. Er hätte
ja einen vertrauten Freund ins
Theater schicken können, der dann
der Dame in schonender Form
eine entsprechende Eröffnung ge-
macht hätte. Er hätte auch einen
Dtenstmann schicken können; der
hätte sich einen Abendanzug an-
ziehn, auf den Platz setzen und
dann in der Pause der Dame
einen Brief geben müssen. Na,
oder schließlich hätte er den Platz
auch leer lassen können; dann
hätte die Dame vielleicht gedacht,
der Anwärter auf ihre Land wäre
jäh verblichen oder wahnsinnig
geworden oder verhaftet-"
„Oho!" jappst Stanzer.
„Na, also dann nicht verhaf-
tet, bloß wahnsinnig geworden
oder von einem Schlaganfall da-
hingerafft. Aber so hat jener Lerr
das nicht gemacht. Wahrscheinlich
hat ihm die Ausgabe leid getan;
er hat wenigstens die Lälfte der
Kosten wieder einbringen wollen,
und darum hat er die Karte ver-
kauft, an einen ahnungslosen
Menschen verkauft." Lollprägel
hebt die Stimme; er schreit Stan-
zer an: „Wie kamen Sie dazu,
die Karte an mich zu verkloppen?"
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Aus Stralsund
„Wat, jar nischt haste jefangen, Pit? Da hats deine Olle
besser raus!"
„Wieso det?" — „Se hat doch dir jefangen!"
Stanzer gibt darauf keine Ant-
wort. Er will tun, als ginge es
um einen Spaß, und versucht,
Lollprägel anzulächeln. „Laben
Sie Umstände mit ihr gehabt?"
Lollprägel schüttelt sich, als
schaudere er in der Erinnerung.
„Es war ein furchtbarer Abend!
Ich ahnungsloser Mensch setze
mich also auf meinen Platz, und
dann wird es auch gleich dunkel,
und die Ouvertüre geht los. Da
merke ich, daß die Dame neben
mir mich immer von der Seite
ansieht. Ich sehe auch hin und
glaube trotz der schwachen Be-
leuchtung zu bemerken, daß sie
mich anlächelt. Ich lächle aber
nicht, und das scheint sie zu ver-
drießen; sie dreht den Kopf weg.
Mir gefällt das nicht — ich meine
nicht das Kopfwegdrehen, son-
dern das Anlächeln, denn ich bin
doch ein verheirateter Mann; ich
kriege eine Ahnung, daß da etwas
nicht in Ordnung sei, und mir
wird schon während des ersten
Aktes ziemlich unbehaglich zu
Mute. Richtig — in der Pause
spricht mich die Dame dann an.
Von Briefen redet sie, die wir
gewechselt hätten, und daß ich ihr
doch die Theaterkarte geschickt
hätte, und so weiter. Ich ent-
gegne natürlich, ich wüßte von
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich geh' heut abend mit meinem Mann in die Vorstellung" "Aus Stralsund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4812, S. 264
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg