Zeichnung von Martha Äoct
93anbiten D°» I. s. Rss-er
Die Frau eilte aufgeregt in die Polizeistube.
„Ich muß eine Anzeige machen!" rief sie.
„In welcher Sache?"
„Bei mir ist ein Mann in der Wohnung!"
„Ein Einbrecher?"
„Nein. Ein Mieter!"
„And?"
Die Frau stieß aufgeregt hervor: „Das ist
ein Verbrecher! Ein ganz gewaltiger Ver-
brecher! Mindestens ein Mörder! Ich weiß es!
Ich habe es init eigenen Ohren gehört! Kom-
men Sie sofort mit und verhaften Sie ihn!"
Der Beamte versuchte, die Aufgeregte zu
beruhigen.
„Seit wann wohnt den» der Lerr bei Ihnen?"
„Seit gestern."
„Laben Sie einen Streit mit ihm gehabt?"
„Nicht im mindesten!" rief die Vermieterin
und schüttelte heftig den Kopf, „das ist es ja
eben! Er ist überaus liebenswürdig und freund-
lich. Er hat seine Miete auf zwei Monate vor-
ausbezahlt. Sein Zimmer will er sich selbst
machen. Er war mit allem zufrieden, ihm gefiel
alles, sogar das Bild meines seligen Mannes
an der Wand. Das schien mir gleich verdächtig.
Dann aber —"
„Dann?" forschte der Beamte.
„Leute früh begann es schon. Da kam zu-
nächst der Briefträger mit einem kleinen Paket.
Ich bin gewiß nicht neugierig, aber als ich die
Küchentür ein wenig offen ließ, um zu hören,
was er von dem neuen Mieter wollte, hörte
ich, wie er ihn fragte, ob er Lerr Peter Punsch
sei. And mein Mieter sagte Ja!"
„Was ist da weiter dabei?"
„Er heißt aber nicht Peter Punsch," trumpfte
die Frau auf, „er hat sich als Lerbert Lippe vor-
gestellt und auch so bei derPolizei angemeldet!"
Jetzt horchte auch der Kommissar auf.
„Das ist immerhin schon höchst verdächtig,"
sagte er.
„Das ist aber noch gar nichts!" rief die
Frau, „gewiß mag er Gründe haben, sich ver-
schiedener Namen zu bedienen und sich vor der
Polizei verborgen zu halten. Aber was dann
geschah! Ein Mann läutete an der Tür und
verlangte Lerrn Lans Mittelmeier zu sprechen.
Schon will ich ihm sagen, daß ein Lerr dieses
Namens bei mir nicht wohnt, da steht auch
schon mein Mieter in der Tür, schiebt mich zur
Seite und sagt zu dem Fremden: „Ich habe
schon auf Sie gewartet, Franz." Sie verschwan-
den in seinem Zimmer — ich bin gewiß nicht
neugierig, aber was ich durch das Schlüsselloch
sah, und was ich an der Tür hörte — sie schienen
sich über ihre Beute aus einem Raub an einer
kleinen Bank zu streiten, immer heftiger wurden
ihre Stimmen, und dann fiel das Wort Mord."
„Laben Sie bestimmt das Wort Mord gehört?"
„Ich kann es beschwören."
„In welchem Zusammenhang?"
Die Frau holte tief Atem.
„Der unheimliche Besucher sagte: Zu dem
Mord im Spessart wäre es nie gekommen,
wenn ich dir dabei nicht geholfen hätte!"-
Als der Kommissar mit zwei Beamten die
Wohnung betrat, war der Besucher immer
noch da. Man hörte seine heftige Stimme durch
die Wände.
„Dann werde ich die Sache anzeigen!" schrie er.
„Deine Ganovenehre scheint dir viel wert
zu sein!"
„Mit dir kann man nicht arbeiten! Last du
vergessen, wie wir die lote Witwe im Rinnstein
liegen gelassen haben? Nur weil wir damals
nicht einig werden konnten. And bei
dem Aeberfall auf den Nordexpreß
wärst du nie weitergekommen, wenn
ich dir nicht die nötigen Tips gegeben
hätte!"
Der Andere antwortete:
„Das bestreite ich ja garnicht."
„Aber wenn es dann ans Teilen
geht, wie jetzt, wo ich auch etwas
von der Ermordung der Tänzerin
Evelyn haben will, da sagst du, du
hättest alles allein gemacht. Durch
mich bist du überhaupt erst in das
Milieu gekommen!"
Der Andere schwieg und schien
über etwas nachzudenken.
„Also gut," hörte man dann seine
Stimme, „ich will dir noch fünfhun-
dert Mark zahlen, aber dann ist
ein für allemal Schluß."
„Fünfhundert?" höhnte der Be-
sucher, „wo die Sache mindestens
zweitausend gebracht hat? Was hast
du allein aus den Perlen der Ba-
ronin erlöst? Aeber viertausend! And
was habe ich davon gehabt? Drei-
hundert lumpige Eier!"
„Ich habe auch das Zeug verkauft!"
ereiferte sich der Mieter.-
Der Pantoffelheld
„Er darf rauchen, ich aber nicht!"
Die Gardinenpredigt
Als der Kommissar mit den beiden
Beamten ins Zimmer trat, den ent-
sicherten Browning in der Land, mußte
er ihn bald lachend wieder sinken lassen.
Denn er erkannte in dem neuen Mieter
den bekannten Kriminalautor Lerbert
Lippe, der unter dem Namen Peter
Punsch und Lans Mittelmeier die be-
kannten Kriminalreißer „Die Perlen
der Baronin", „Der Mord im Spessart"
und „Die tote Witwe im Keller" ge-
schrieben hatte.
„And wer ist dieser Lerr?" fragte der
Kommissar.
Lerbert Lippe lächelte.
„Mein alter Mitarbeiter, dem ich man-
che gute Idee verdanke. Leider werden
wir uns immer über die Teilung der
Tantiemen nicht einig."
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93anbiten D°» I. s. Rss-er
Die Frau eilte aufgeregt in die Polizeistube.
„Ich muß eine Anzeige machen!" rief sie.
„In welcher Sache?"
„Bei mir ist ein Mann in der Wohnung!"
„Ein Einbrecher?"
„Nein. Ein Mieter!"
„And?"
Die Frau stieß aufgeregt hervor: „Das ist
ein Verbrecher! Ein ganz gewaltiger Ver-
brecher! Mindestens ein Mörder! Ich weiß es!
Ich habe es init eigenen Ohren gehört! Kom-
men Sie sofort mit und verhaften Sie ihn!"
Der Beamte versuchte, die Aufgeregte zu
beruhigen.
„Seit wann wohnt den» der Lerr bei Ihnen?"
„Seit gestern."
„Laben Sie einen Streit mit ihm gehabt?"
„Nicht im mindesten!" rief die Vermieterin
und schüttelte heftig den Kopf, „das ist es ja
eben! Er ist überaus liebenswürdig und freund-
lich. Er hat seine Miete auf zwei Monate vor-
ausbezahlt. Sein Zimmer will er sich selbst
machen. Er war mit allem zufrieden, ihm gefiel
alles, sogar das Bild meines seligen Mannes
an der Wand. Das schien mir gleich verdächtig.
Dann aber —"
„Dann?" forschte der Beamte.
„Leute früh begann es schon. Da kam zu-
nächst der Briefträger mit einem kleinen Paket.
Ich bin gewiß nicht neugierig, aber als ich die
Küchentür ein wenig offen ließ, um zu hören,
was er von dem neuen Mieter wollte, hörte
ich, wie er ihn fragte, ob er Lerr Peter Punsch
sei. And mein Mieter sagte Ja!"
„Was ist da weiter dabei?"
„Er heißt aber nicht Peter Punsch," trumpfte
die Frau auf, „er hat sich als Lerbert Lippe vor-
gestellt und auch so bei derPolizei angemeldet!"
Jetzt horchte auch der Kommissar auf.
„Das ist immerhin schon höchst verdächtig,"
sagte er.
„Das ist aber noch gar nichts!" rief die
Frau, „gewiß mag er Gründe haben, sich ver-
schiedener Namen zu bedienen und sich vor der
Polizei verborgen zu halten. Aber was dann
geschah! Ein Mann läutete an der Tür und
verlangte Lerrn Lans Mittelmeier zu sprechen.
Schon will ich ihm sagen, daß ein Lerr dieses
Namens bei mir nicht wohnt, da steht auch
schon mein Mieter in der Tür, schiebt mich zur
Seite und sagt zu dem Fremden: „Ich habe
schon auf Sie gewartet, Franz." Sie verschwan-
den in seinem Zimmer — ich bin gewiß nicht
neugierig, aber was ich durch das Schlüsselloch
sah, und was ich an der Tür hörte — sie schienen
sich über ihre Beute aus einem Raub an einer
kleinen Bank zu streiten, immer heftiger wurden
ihre Stimmen, und dann fiel das Wort Mord."
„Laben Sie bestimmt das Wort Mord gehört?"
„Ich kann es beschwören."
„In welchem Zusammenhang?"
Die Frau holte tief Atem.
„Der unheimliche Besucher sagte: Zu dem
Mord im Spessart wäre es nie gekommen,
wenn ich dir dabei nicht geholfen hätte!"-
Als der Kommissar mit zwei Beamten die
Wohnung betrat, war der Besucher immer
noch da. Man hörte seine heftige Stimme durch
die Wände.
„Dann werde ich die Sache anzeigen!" schrie er.
„Deine Ganovenehre scheint dir viel wert
zu sein!"
„Mit dir kann man nicht arbeiten! Last du
vergessen, wie wir die lote Witwe im Rinnstein
liegen gelassen haben? Nur weil wir damals
nicht einig werden konnten. And bei
dem Aeberfall auf den Nordexpreß
wärst du nie weitergekommen, wenn
ich dir nicht die nötigen Tips gegeben
hätte!"
Der Andere antwortete:
„Das bestreite ich ja garnicht."
„Aber wenn es dann ans Teilen
geht, wie jetzt, wo ich auch etwas
von der Ermordung der Tänzerin
Evelyn haben will, da sagst du, du
hättest alles allein gemacht. Durch
mich bist du überhaupt erst in das
Milieu gekommen!"
Der Andere schwieg und schien
über etwas nachzudenken.
„Also gut," hörte man dann seine
Stimme, „ich will dir noch fünfhun-
dert Mark zahlen, aber dann ist
ein für allemal Schluß."
„Fünfhundert?" höhnte der Be-
sucher, „wo die Sache mindestens
zweitausend gebracht hat? Was hast
du allein aus den Perlen der Ba-
ronin erlöst? Aeber viertausend! And
was habe ich davon gehabt? Drei-
hundert lumpige Eier!"
„Ich habe auch das Zeug verkauft!"
ereiferte sich der Mieter.-
Der Pantoffelheld
„Er darf rauchen, ich aber nicht!"
Die Gardinenpredigt
Als der Kommissar mit den beiden
Beamten ins Zimmer trat, den ent-
sicherten Browning in der Land, mußte
er ihn bald lachend wieder sinken lassen.
Denn er erkannte in dem neuen Mieter
den bekannten Kriminalautor Lerbert
Lippe, der unter dem Namen Peter
Punsch und Lans Mittelmeier die be-
kannten Kriminalreißer „Die Perlen
der Baronin", „Der Mord im Spessart"
und „Die tote Witwe im Keller" ge-
schrieben hatte.
„And wer ist dieser Lerr?" fragte der
Kommissar.
Lerbert Lippe lächelte.
„Mein alter Mitarbeiter, dem ich man-
che gute Idee verdanke. Leider werden
wir uns immer über die Teilung der
Tantiemen nicht einig."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Pantoffelheld" "Die Gardinenpredigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Martha Hock
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4817, S. 343
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg