Es wird Winter
Im Lause Akazienstraße 13 sind die Mieter sehr unzu-
frieden mit der Zentralheizung. Krummschulz, der Laus-
wirt, läßt sich von jeder Partei monatlich 20 Mark — aber
bitte, das ganze Jahr hindurch, auch im Sommer! — als
Beitrag für die Leizungskosten zahlen, aber die Leute müssen,
wenn sie auch nicht gerade zu Tode frieren, so doch meist
erbärmliches Anbehagen spüren und bibbern. Was muß
also der Kerl an der Leizung verdienen! And er soll doch
daran nichts verdienen; der von den Mietern erhobene
Zuschlag soll doch glatt für die .Heizung aufgehn.
Nein, da muß Wandel geschaffen werden. Zinnwald im
erste» Stock links nimmt die Sache in die Land — in die
Schreibhand nämlich, mit der er ein kerniges Rundschreiben
verfaßt. Er beweist darin, daß der Lauswirt Krummschulz
einen mehr als genügenden Gesamtbetrag für die im schlimm-
sten Falle nötige Koksmenge erhält, erörtert die Gefahr
gesundheitlicher Schädigungen durch kalte Wohnräume und
schließt mit dem Satz: „Die Unterzeichneten Mieter pro-
testieren hiermit energisch gegen solche systematische Spar-
methode."
Dieses Rundschreiben läßt Zinnwald von seiner Laus-
gehilfin im Lause herumtrage». Alle Mieter unterschreiben,
nur Schleitzer nicht, obwohl er die Mansardenwohnung mit
den dünnen Wänden und den klapprigen Fenstern hat und
also wohl am meisten frieren muß. „Der Lerr Schleitzer
hat gesagt, er kann das nicht unterschreiben," berichtet die
Lausgehilfin.
„Ra, dann nicht!" denkt Zinnwald. „Wir haben genug
Anterschriften." And er schickt das Rundschreiben an
Krummschulz.
Am Tage danach trifft Zinnwald Schleitzer auf der
Treppe. „Frieren Sie denn nicht in Ihrer Wohnung?" er-
kündigt er sich.
„O, ganz entsetzlich! Zum Verzagen ist das!"
„Ja, warum haben Sie dann nicht unterschrieben?"
Schleitzer lächelt etwas verlegen. „Das konnte ich wirk-
lich nicht, Lerr Zinnwald. Ich bin nämlich Anhänger der
Bewegung zur Reinigung der deutschen Sprache."
„Aber was hat denn das damit zu tun?"
„Ja, Lerr Zinnwald, Sie haben leider geschrieben: Die
Unterzeichneten Mieter protestieren energisch gegen solche
systematische Sparmethode. Sie hätten aber schreiben müssen:
Die Unterzeichneten Mieter erheben hiermit kräftig Ein-
spruch gegen solch einheitlich geordnetes Sparverfahren."
Blaffke wohnt am Ende der Stadt — in einem von den
kleinen Läusche» mit ebenfalls kleinen Gärten. Das ist im
Westen, und wenn Blaffke morgens in die Stadt geht,
dann kommt ihm so oft ein scharfer Ostwind entgegen, vor dem er
sich sehr fürchtet. Denn er kriegt es so leicht auf der Brust, wie er sagt.
„Wissen Sie, was das Beste für Sie wäre?" rät ihm Glauber.
„Sie sollten ein Katzenfell auf der Brust tragen."
„Ja, daran habe ich auch schon gedacht," erklärt Blaffke. „Ich
werde mir eins besorgen, ein recht hübsches — weiß mit schwarzen
Flecken."
Eine Woche später erkundigt sich Glauber, weil gerade wieder
C-klA-Nfy
Das
Haarwuchsmittel
GLASGELD
(Das Münzamt in Washington macht Versuche, Münzen für den Klein
verkehr aus Glas herzustellen. Sie sollen unzerbrechlich und verschieden
gefärbt sein; als ihr besonderer Vorzug wird die leichte Reinigungs-
möglichkeit genannt.)
Warum soll nur bestehen
Das Kleingeld aus Metallen?
Würd’ es aus Glas auch gehen,
So könnte das gefallen.
Ein Vorzug wäre der:
Man könnte es in Mengen,
Weil es viel wen'ger schwer,
In seine Tasche zwängen.
Und fernerhin: Man kann
Den Glasguß prächtig färben.
Man hätte Münzen dann.
Die nicht nur simple Schemen —
Nein, etwa wie Türkis,
Rubin und Saphir schimmern.
Wie köstlich würde dies
Entzücktem Auge flimmern.
Zwar — Glas, wie Glück, bricht leicht,
Doch ist in diesem Falle
Die Festigkeit erreicht
Selbst vor dem stärksten Pralle.
Auch ist es angenehm
Hygienisch für die Taschen :
Es ist dies Geld bequem
Mit Soda rein zu waschen.
Die Reinigung ist wohl
Dem kleinen Geld gedeihlich,
Wenn auch nur im Symbol
Wär’ sie beim Großen freilich
Noch eher schätzenswert,
Weil diesem mehr die Kräfte
Der Lockung zubeschert
Für schmutzige Geschäfte. E. P.
ei» grimmiger Ostwind bläst: „Run, haben Sie das
Katzenfell?"
Blaffke schüttelt verdrossen de» Kopf. „Ree, leider noch
nicht! Das Beest ist zu vorsichtig — — ich hab's noch
immer nicht erwischt."
Der höfliche junge Mann, der auch ein sehr bescheidener
junger Mann zu sein schien, wünschte ein Zimmerthermo-
meter.
Der Optiker — denn diese Leute verkaufen ja auch
Thermometer — legte eine Auswahl vor. „Ach nein, die
nicht!" sagte der junge Mann. „Könnte ich nicht ein Ther-
mometer umgeändert bekommen — derart, daß die Queck-
silbersäule gegen die Gradeinteilung etwas verschoben wird.
Ich möchte nämlich ein Thermometer haben, das etwa 4 oder 5 Grad
weniger anzeigt, als es in Wirklichkeit sind."
„Das ließe sich machen, aber ich würde es nicht gern tun,"
meinte der Optiker. „Ein nicht richtig zeigendes Thermometer kan»
ich natürlich nicht mit Angabe meiner Firma verkaufen. Warum
wollen Sie das denn haben?"
Der junge Mann seufzte. „Ich hoffe, damit meine Zimmerwirtin
veranlaffen zu können, daß sie mein Zimmer etwas besser heizt." — o».
Die Heilkraft der Ameisensäure bei Rheuma, Gicht und Stoffwechselerkrankunsen
Die offizielle Wissenschaft ist augenblicklich
Ivieder darauf znrückgekommen, sich mit den Heil-
wirkungen von Ameisensäure zu beschäftigen.
Ameisenspirittis ist seit je ein altes Hausmittel.
Ameisenspiritus äußerlich eingerieben wirkt aber
nur unvollkommen. Um so wertvoller ist die
von Apotheker Weitz, Berlin-Lichterfelde-Ost 32,
Boothstraße 22, gemachte Erfindung „Salakiba"
(Deutsches Reichspatent Nr. 538836 und ver-
schiedene Auslandspatente), die von Ameisen er-
zeugten Heilstoffe dem menschlichen Organismus
dadurch nutzbar zu machen, daß sie im Körper
selbst erzeugt werden. Prospekte werden auf
Wunsch zngesandt. Bei der Salakiba-Kur ent-
wickelt sich im Körper selbständig in kleinen,
unschädlichen Mengen freie Ameisensäure, die
in die erkrankten Gewebe eindringt, den gesamten
Stoffwechsel anregt, die Bildung von Antitoxinen
und Schutzkörperchen in den Lymphgefäßen fördert.
Dadurch werden die Krankheitsstoffe rmschädlich
gemacht und ausgeschieden. Selbst in veralteten
Fällen von Rheuma, Ischias und anderen Stoff-
wechselfällen hat Salakiba staunenswerte Erfolge
gehabt. Erste medizinische Autoritäten deutscher
Universitäten und Krankenhäuser haben Salakiba
das Zeugnis ausgestellt, daß es selbst in schweren
Füllen von Gelenkrheumatismus „subjektiv und
objektiv mit ausgezeichneten: Erfolge" angewendet
worden ist. Salakiba ist völlig ungiftig und
ohne schädliche Nebenwirkung auf Herz und
Niere. Die Salakiba-Kur hat ferner den Vor-
zug, billig zu sein und kann ohne Berufsstörung
und ohne besondere Diät durchgeführt iverden.
350
Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
Im Lause Akazienstraße 13 sind die Mieter sehr unzu-
frieden mit der Zentralheizung. Krummschulz, der Laus-
wirt, läßt sich von jeder Partei monatlich 20 Mark — aber
bitte, das ganze Jahr hindurch, auch im Sommer! — als
Beitrag für die Leizungskosten zahlen, aber die Leute müssen,
wenn sie auch nicht gerade zu Tode frieren, so doch meist
erbärmliches Anbehagen spüren und bibbern. Was muß
also der Kerl an der Leizung verdienen! And er soll doch
daran nichts verdienen; der von den Mietern erhobene
Zuschlag soll doch glatt für die .Heizung aufgehn.
Nein, da muß Wandel geschaffen werden. Zinnwald im
erste» Stock links nimmt die Sache in die Land — in die
Schreibhand nämlich, mit der er ein kerniges Rundschreiben
verfaßt. Er beweist darin, daß der Lauswirt Krummschulz
einen mehr als genügenden Gesamtbetrag für die im schlimm-
sten Falle nötige Koksmenge erhält, erörtert die Gefahr
gesundheitlicher Schädigungen durch kalte Wohnräume und
schließt mit dem Satz: „Die Unterzeichneten Mieter pro-
testieren hiermit energisch gegen solche systematische Spar-
methode."
Dieses Rundschreiben läßt Zinnwald von seiner Laus-
gehilfin im Lause herumtrage». Alle Mieter unterschreiben,
nur Schleitzer nicht, obwohl er die Mansardenwohnung mit
den dünnen Wänden und den klapprigen Fenstern hat und
also wohl am meisten frieren muß. „Der Lerr Schleitzer
hat gesagt, er kann das nicht unterschreiben," berichtet die
Lausgehilfin.
„Ra, dann nicht!" denkt Zinnwald. „Wir haben genug
Anterschriften." And er schickt das Rundschreiben an
Krummschulz.
Am Tage danach trifft Zinnwald Schleitzer auf der
Treppe. „Frieren Sie denn nicht in Ihrer Wohnung?" er-
kündigt er sich.
„O, ganz entsetzlich! Zum Verzagen ist das!"
„Ja, warum haben Sie dann nicht unterschrieben?"
Schleitzer lächelt etwas verlegen. „Das konnte ich wirk-
lich nicht, Lerr Zinnwald. Ich bin nämlich Anhänger der
Bewegung zur Reinigung der deutschen Sprache."
„Aber was hat denn das damit zu tun?"
„Ja, Lerr Zinnwald, Sie haben leider geschrieben: Die
Unterzeichneten Mieter protestieren energisch gegen solche
systematische Sparmethode. Sie hätten aber schreiben müssen:
Die Unterzeichneten Mieter erheben hiermit kräftig Ein-
spruch gegen solch einheitlich geordnetes Sparverfahren."
Blaffke wohnt am Ende der Stadt — in einem von den
kleinen Läusche» mit ebenfalls kleinen Gärten. Das ist im
Westen, und wenn Blaffke morgens in die Stadt geht,
dann kommt ihm so oft ein scharfer Ostwind entgegen, vor dem er
sich sehr fürchtet. Denn er kriegt es so leicht auf der Brust, wie er sagt.
„Wissen Sie, was das Beste für Sie wäre?" rät ihm Glauber.
„Sie sollten ein Katzenfell auf der Brust tragen."
„Ja, daran habe ich auch schon gedacht," erklärt Blaffke. „Ich
werde mir eins besorgen, ein recht hübsches — weiß mit schwarzen
Flecken."
Eine Woche später erkundigt sich Glauber, weil gerade wieder
C-klA-Nfy
Das
Haarwuchsmittel
GLASGELD
(Das Münzamt in Washington macht Versuche, Münzen für den Klein
verkehr aus Glas herzustellen. Sie sollen unzerbrechlich und verschieden
gefärbt sein; als ihr besonderer Vorzug wird die leichte Reinigungs-
möglichkeit genannt.)
Warum soll nur bestehen
Das Kleingeld aus Metallen?
Würd’ es aus Glas auch gehen,
So könnte das gefallen.
Ein Vorzug wäre der:
Man könnte es in Mengen,
Weil es viel wen'ger schwer,
In seine Tasche zwängen.
Und fernerhin: Man kann
Den Glasguß prächtig färben.
Man hätte Münzen dann.
Die nicht nur simple Schemen —
Nein, etwa wie Türkis,
Rubin und Saphir schimmern.
Wie köstlich würde dies
Entzücktem Auge flimmern.
Zwar — Glas, wie Glück, bricht leicht,
Doch ist in diesem Falle
Die Festigkeit erreicht
Selbst vor dem stärksten Pralle.
Auch ist es angenehm
Hygienisch für die Taschen :
Es ist dies Geld bequem
Mit Soda rein zu waschen.
Die Reinigung ist wohl
Dem kleinen Geld gedeihlich,
Wenn auch nur im Symbol
Wär’ sie beim Großen freilich
Noch eher schätzenswert,
Weil diesem mehr die Kräfte
Der Lockung zubeschert
Für schmutzige Geschäfte. E. P.
ei» grimmiger Ostwind bläst: „Run, haben Sie das
Katzenfell?"
Blaffke schüttelt verdrossen de» Kopf. „Ree, leider noch
nicht! Das Beest ist zu vorsichtig — — ich hab's noch
immer nicht erwischt."
Der höfliche junge Mann, der auch ein sehr bescheidener
junger Mann zu sein schien, wünschte ein Zimmerthermo-
meter.
Der Optiker — denn diese Leute verkaufen ja auch
Thermometer — legte eine Auswahl vor. „Ach nein, die
nicht!" sagte der junge Mann. „Könnte ich nicht ein Ther-
mometer umgeändert bekommen — derart, daß die Queck-
silbersäule gegen die Gradeinteilung etwas verschoben wird.
Ich möchte nämlich ein Thermometer haben, das etwa 4 oder 5 Grad
weniger anzeigt, als es in Wirklichkeit sind."
„Das ließe sich machen, aber ich würde es nicht gern tun,"
meinte der Optiker. „Ein nicht richtig zeigendes Thermometer kan»
ich natürlich nicht mit Angabe meiner Firma verkaufen. Warum
wollen Sie das denn haben?"
Der junge Mann seufzte. „Ich hoffe, damit meine Zimmerwirtin
veranlaffen zu können, daß sie mein Zimmer etwas besser heizt." — o».
Die Heilkraft der Ameisensäure bei Rheuma, Gicht und Stoffwechselerkrankunsen
Die offizielle Wissenschaft ist augenblicklich
Ivieder darauf znrückgekommen, sich mit den Heil-
wirkungen von Ameisensäure zu beschäftigen.
Ameisenspirittis ist seit je ein altes Hausmittel.
Ameisenspiritus äußerlich eingerieben wirkt aber
nur unvollkommen. Um so wertvoller ist die
von Apotheker Weitz, Berlin-Lichterfelde-Ost 32,
Boothstraße 22, gemachte Erfindung „Salakiba"
(Deutsches Reichspatent Nr. 538836 und ver-
schiedene Auslandspatente), die von Ameisen er-
zeugten Heilstoffe dem menschlichen Organismus
dadurch nutzbar zu machen, daß sie im Körper
selbst erzeugt werden. Prospekte werden auf
Wunsch zngesandt. Bei der Salakiba-Kur ent-
wickelt sich im Körper selbständig in kleinen,
unschädlichen Mengen freie Ameisensäure, die
in die erkrankten Gewebe eindringt, den gesamten
Stoffwechsel anregt, die Bildung von Antitoxinen
und Schutzkörperchen in den Lymphgefäßen fördert.
Dadurch werden die Krankheitsstoffe rmschädlich
gemacht und ausgeschieden. Selbst in veralteten
Fällen von Rheuma, Ischias und anderen Stoff-
wechselfällen hat Salakiba staunenswerte Erfolge
gehabt. Erste medizinische Autoritäten deutscher
Universitäten und Krankenhäuser haben Salakiba
das Zeugnis ausgestellt, daß es selbst in schweren
Füllen von Gelenkrheumatismus „subjektiv und
objektiv mit ausgezeichneten: Erfolge" angewendet
worden ist. Salakiba ist völlig ungiftig und
ohne schädliche Nebenwirkung auf Herz und
Niere. Die Salakiba-Kur hat ferner den Vor-
zug, billig zu sein und kann ohne Berufsstörung
und ohne besondere Diät durchgeführt iverden.
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Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Haarwuchsmittel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 187.1937, Nr. 4817, S. 350
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg