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Seine Sorgen „Angenommen, meine Füße wären so lang
wie die Skier; was hätt ich da für eine Schuhnummer?"

Der fortkurierte Buckel Von Robinson

Es ist schon ein halb Dutzend Jahre her, seit die „Pension Elite"
geschlossen wurde, weil ihre Inhaberin, Fräulein Nogalski, sich den
Mühen des Betriebes nicht mehr gewachsen fühlte und auch genug
erworben hatte. „Pension Elite" — ja, statt Pension könnte man
Fremdenheim sagen, und Elite ist gerade kein schönes Wort, aber
in diesem Fall war die Bezeichnung nicht zu beanstanden. Denn die
„Pension Elite" befand sich in Zoppot und rechnete hauptsächlich auf
ausländische Gäste. Es war ein kleines Laus, aber es blühte, obwohl
es nicht die beliebte „zentrale Lage" hatte, sondern sogar ziemlich
abseits sich versteckte. Sowie dort Zimmer frei wurden, fanden sich
auch stets gleich wieder neue Gäste ein; es waren immer Leute, die
zum Besuch der Spielbank kamen, nicht zur Erholung, und deshalb
durch die ziemlich hohen Rechnungen des Fräulein Nogalski sich
nicht beschwert fühlten. Ja, sie hätten noch viel mehr bezahlt — nur,
um in der „Pension Elite" wohnen zu können.

Damit aber hatte es eine besondere Bewandtnis. Wenn die
„Pension Elite" Gäste gebrauchen konnte, fand sich als ihr Abge-
sandter zu jenen Zügen, mit denen gewöhnlich Fremde kamen, ein
kleiner, noch jüngerer Mann ein, der zu schlichter Zivilkleidung eine
Mütze trug mit einem großen Schild: Pension Elite. And dieser

Mann hatte einen Buckel-nein: einen Puckel, denn so heißt

es in jener Gegend; wer dort Buckel sagen wollte, würde sich als
überheblicher, gezierter Patron verdächtig machen. Aebrigens: Puckel
klingt auch wirklich besser; es hat bei der Bedauerlichkeit des Leidens
etwas versöhnend Gemütliches. Der kleine Mann mit dem Puckel,
der Pucklige war Alfred Nogalski, ein Neffe der Pensionsinhaberin.
Einem Puckel werden geheimnisvolle, glückbringende Kräfte zuge-
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schrieben. Alfred Nogalski brauchte also nur einerseits den Puckel,
andererseits das Schild „Pension Elite" zu zeigen, und schon stürzten
mehr Quartier suchende Leute auf ihn zu, als er mitnehmen konnte;
sie versprachen sich von den Wirkungen des Puckels die größten
Gewinne an der Roulette oder beim Bakkarat. Alfred Nogalski
traf dann eine verständige Wahl nach dem Aussehen der Leute
und vorzüglich der Qualität ihres Gepäcks. Denn auf das Gepäck
kam es viel an; das konnte man als Pfand behalten, wenn einer
— trotz des Puckels! — im Kasino seiner Barmittel verlustig
gegangen war. — —

So war das einmal mit der „Pension Elite". Inzwischen ist das
Laus für Kleinwohnungen umgebaut worden, und der Wechsel des
Lebens hat die Nachbarschaft den früheren Fremdenbetrieb ver-
gessen lassen. Nur ein paar Leute — besonders der Bäcker und
die Milchfrau, die einst die „Pension Elite" beliefert haben —
sprechen noch davon. Sie tun das, weil sie etwas sehr Merkwür-
diges zu erzählen wissen. In einem weiter ostwärts gelegenen
kleineren Badeorte bestehe nämlich ein „Fremdenheim Nogalski",
das von einem Ehepaar betrieben werde. Die Frau heiße Lotte,
und man habe sie gut gekannt — ein nettes, zierliches Mädchen,
das im Meiereipavillon an Milchkurgäste die Milch ausgeschenkt
habe. Der Mann aber heiße Alfred und sei eben jener Neffe der
einstigen Inhaberin der „Pension Elite", der mit seinem Puckel
so viele Gäste angelockt habe. Aber er habe keinen Puckel mehr!
Nein wirklich — er sei jetzt ein ganz gerader, strammer Kerl. Aber
wo sei der Puckel geblieben? Wegkuriert sei er worden, voll-
kommen verschwunden nach gar nicht einmal sehr langer Behand-
lung durch einen Arzt, der zufällig als Gast in die „Pension Elite"
gekommen sei. Die Milchfrau behauptet, sich dieses Lerrn noch er-
innern zu können; er sei aber wohl kein studierter Doktor gewesen,
sondern ein Naturheilkundiger, denn nur ein solcher bringe eine der-
artige Kur zustande. Der Bäcker gibt ihr darin recht, meint aber,
auch unter den Naturheilkundigen müsse das eine Ausnahme gewesen
sein, und zweifellos sei auch der Puckel des Alfred Nogalski ein be-
sonderer, eben der Behandlung zugänglicher Puckel gewesen, wahr-
scheinlich eine Art von weichem Puckel. Er bedauert sehr, nichts
weiter von jenem Leilkünstler zu wissen; der hätte auch ihm vielleicht
die beruflich erworbenen sogenannten Bäckerbeine kurieren können.

Lerrschaften — jetzt wird mancher den Kopf schütteln, und der
und jener wird gar über dem geschüttelten Kopf die Lände zusammen-
schlagen. Welch unsinniges Geschwätz! Einem ausgewachsenen Manne
soll ein Puckel wegkuriert worden sein! Aber natürlich von einem
Leilkünstler; das verlangt ja die Abneigung, die viele unwissende
Leute gegen die wissenschaftlich gebildeten Aerzte haben. Wie kann
nur ein so dummes Gerede zustande kommen? Wahrscheinlich handelt
es sich um einen Namensvetter, einen Nogalski, der ja zufällig auch
Alfred heißen mag; der hat natürlich keinen Puckel, und nun hat die
Sucht nach blöden Erfindungen ihn an die Stelle jenes bedauernswerten

Ei» harter Winter
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Seine Sorgen" "Ein harter Winter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4826, S. 52

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