Zeichnung von G. Traub
Vor dem Maskenball „Als Märchenprinz müßtest du aber eigentlich mit Gefolge austreten."
„Keine Sorge, Papa, das wird sich am Abend reichlich einfinden."
Faschingskrapfen Von 3° Sann« 9?»Ster
Der Konditor Schleckermaul empfahl seine stadtberühmten
Faschingskrapfen. Sie waren weich wie Butter, locker wie Watte,
innen saftig, außen knusprig und wurden in zehn Sorten geliefert:
acht Sorten gefüllt mit Marillen, Ananas, Erdbeer, Pfirsich, Orangen-
jam, Mandeln, Johannisbeeren oder Riebiseln, eine Sorte ungefüllt
und eine Sorte hohl.
Daneben aber führte Konditor Schleckermaul auch Iuxkrapfen.
And sie waren nicht weniger be-
rühmt als die anderen. Was gab
er da nicht alles hinein! Larte Erbsen,
Senf, Pfeffer und Salz, Zwiebeln,
Essiggurken, Rollmöpse, Narren-
kappen, Konfetti, Kaugummi, Wasser-
leitungswasser, Lebertran oder auch,
aber das geschah nur auf besondere
Bestellung, kleine Kakteen.
Die Auswahl war also groß, und
es kamen viele, die da kauften.
Eines Tages erschien der ehren-
werte, keinem Scherz zugängliche,
stets in Schwarz gekleidete und zu-
geknöpfte Oberrechnungsrat und
Bücherrevisor Zöllner beim Konditor
Schleckermaul.
„Zch gebe zum Fasching eine
bessere Gesellschaft," sagte er würde-
voll und tat, als ob er sich dabei
etwas vergäbe, daß er den Konditor
einer persönlichen Anrede würdigte.
„Es verkehren nur wirklich vornehme Familien bei mir — Sie wissen
ja wohl, mit wem Sie die Ehre haben — ich benötige zum Dessert
Faschingskrapfen in Ihrer besten Qualität) nur Ananas, wenn ich
bitten darf — senden Sie mir zwölf Stück pünktlich abends acht Ahr
frei Laus. Keine Minute später, keine Minute früher, verstanden?"
„An welche Adresse?" fragte der Konditor.
Der Gestrenge sah verwundert auf.
„Sie kennen mich nicht?"
„Ich hatte noch nicht das Vergnügen," sagte der Konditor.
Der Zugeknöpfte nickte:
„Aeber den Konditor führt der
Weg zur Liederlichkeit — ich habe
selbstverständlich sonst für den An-
sinn kostspieliger Leckereien kein Geld
übrig — aber zum Fasching haut
man einmal über den Strang —
senden Sie also die zwölf Faschings-
krapfen, nur mit Ananas, wenn
ich bitten darf — an Oberrechnungs-
rat und Bücherrevisor Zöllner, Park-
straße zwölf."
Eine Stunde später erschien bei
demselben Konditor Schleckermaul
der lustige, immer vergnügte, jeder-
zeit zu einem Scherz aufgelegte
junge Lehrer Fritz Einmaleins und
sagte:
„Lieber Lerr Konditor, Sie
machen doch so wunderbare Iux-
krapfen.Zum Fasching kommen einige
(Fortsetzung Seite 103)
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Vor dem Maskenball „Als Märchenprinz müßtest du aber eigentlich mit Gefolge austreten."
„Keine Sorge, Papa, das wird sich am Abend reichlich einfinden."
Faschingskrapfen Von 3° Sann« 9?»Ster
Der Konditor Schleckermaul empfahl seine stadtberühmten
Faschingskrapfen. Sie waren weich wie Butter, locker wie Watte,
innen saftig, außen knusprig und wurden in zehn Sorten geliefert:
acht Sorten gefüllt mit Marillen, Ananas, Erdbeer, Pfirsich, Orangen-
jam, Mandeln, Johannisbeeren oder Riebiseln, eine Sorte ungefüllt
und eine Sorte hohl.
Daneben aber führte Konditor Schleckermaul auch Iuxkrapfen.
And sie waren nicht weniger be-
rühmt als die anderen. Was gab
er da nicht alles hinein! Larte Erbsen,
Senf, Pfeffer und Salz, Zwiebeln,
Essiggurken, Rollmöpse, Narren-
kappen, Konfetti, Kaugummi, Wasser-
leitungswasser, Lebertran oder auch,
aber das geschah nur auf besondere
Bestellung, kleine Kakteen.
Die Auswahl war also groß, und
es kamen viele, die da kauften.
Eines Tages erschien der ehren-
werte, keinem Scherz zugängliche,
stets in Schwarz gekleidete und zu-
geknöpfte Oberrechnungsrat und
Bücherrevisor Zöllner beim Konditor
Schleckermaul.
„Zch gebe zum Fasching eine
bessere Gesellschaft," sagte er würde-
voll und tat, als ob er sich dabei
etwas vergäbe, daß er den Konditor
einer persönlichen Anrede würdigte.
„Es verkehren nur wirklich vornehme Familien bei mir — Sie wissen
ja wohl, mit wem Sie die Ehre haben — ich benötige zum Dessert
Faschingskrapfen in Ihrer besten Qualität) nur Ananas, wenn ich
bitten darf — senden Sie mir zwölf Stück pünktlich abends acht Ahr
frei Laus. Keine Minute später, keine Minute früher, verstanden?"
„An welche Adresse?" fragte der Konditor.
Der Gestrenge sah verwundert auf.
„Sie kennen mich nicht?"
„Ich hatte noch nicht das Vergnügen," sagte der Konditor.
Der Zugeknöpfte nickte:
„Aeber den Konditor führt der
Weg zur Liederlichkeit — ich habe
selbstverständlich sonst für den An-
sinn kostspieliger Leckereien kein Geld
übrig — aber zum Fasching haut
man einmal über den Strang —
senden Sie also die zwölf Faschings-
krapfen, nur mit Ananas, wenn
ich bitten darf — an Oberrechnungs-
rat und Bücherrevisor Zöllner, Park-
straße zwölf."
Eine Stunde später erschien bei
demselben Konditor Schleckermaul
der lustige, immer vergnügte, jeder-
zeit zu einem Scherz aufgelegte
junge Lehrer Fritz Einmaleins und
sagte:
„Lieber Lerr Konditor, Sie
machen doch so wunderbare Iux-
krapfen.Zum Fasching kommen einige
(Fortsetzung Seite 103)
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vor dem Maskenball" "Schottischer Wintersport"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4829, S. 101
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Rechteinhaber
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