Faschtngskrapfen
Schulfreunde und Kollegen zu mir; backen Sie
mir doch ein Dutzend von den Scherzartikeln,
vergessen Sie, bitte, die Rollmöpse und den
Senf nicht —"
„Vielleicht auch kleine Kakteen?" fragte
der Konditor.
„Aber selbstverständlich," nickte der Ver-
gnügte, „wir sind lustige junge Leute, die einen
derben Spaß verstehen. Meine Adresse lautet:
Fritz Einmaleins, Gartenstraße 12."
Am Faschingsdienstag lieferte in nettem
weißen Dreß und mit netter weißer Kappe
der Konditorlehrling in allen Läufern der
Stadt die bestellten Faschingskrapfen ab. Er
brachte auch das Dutzend dem Bücherrevisor
und ein Dutzend dem allzeit vergnügten Lehrer.
Am Abend aber, als er mir dem Konditor
abrechnete, stellte sich ein gräßlicher Irrtum
heraus.
„Was?? Dem Oberrechnungsrat hast
du —"
„Ich dachte —"
„Ihm hast du die Iuxkrapfen gebracht?"
Der Lehrbub schluchzte:
„Und dem Lehrer die Ananaskrapfen!"
Konditor Schleckermaul fiel vor Schreck in
die Mehlkiste.
„Zwei Kundschaften verloren!" jammerte
er, „meinen guten Ruf verloren! Mein Geld
verloren! Denn keiner wird zahlen! Was soll
man denn nur machen? Das kann ja gut wer-
den! Das ist ja garnicht auszudenken, was
daraus wird!"
Es war auch nicht auszudenken, was da-
raus wurde. Denn am nächsten Morgen
brachte die Post zwei Briefe, und als der
Konditor die Absender erkannte, wurde er
bleich wie die Käsekuchen der Konkurrenz.
Das Tempo
„Jetzt können Sie 's doch zugeben: an dem ganzen Malheur
war wieder mal die Schnelligkeit schuld."
„Tja, mag sein, Lerr Doktor, daß die Bowle etwas zu schnell getrunken wurde."
„Sehr verehrter Lerr Schleckermaul!" schrieb der junge Lehrer
Fritz Einmaleins, „Sie haben mir gestern durch Ihre Krapfenlieferung
einen großen Dienst erwiesen! Woher wußten Sie, daß unser Direktor
und der Lerr Schulrat mit seiner Gemahlin überraschend bei uns er-
scheinen würden? Ehe ich es verhindern konnte, hatten sie jeder einen
Ihrer Iuxkrapfen genommen und bissen hinein. Schon sah ich den Senf
über die weiße Weste des Schulrates spritzen und die Kakteenstacheln
in der weichen Lippe seiner Gemahlin! Ich erstarrte zur Salzsäule und
sah das Anheil über mich Hereinbrechen! Muß ich Ihnen erst schildern,
mit welchem Gepolter mir ein Stein vom Lerzen fiel, als die Stimme
meines Direktors ertönte: „Lm! Prächtig! Ananas!" und auch die
Frau Schulrätin begeistert nach dem zweiten Faschingskrapfen griff?
Seien Sie meiner ewigen Dankbarkeit versichert! Ihr Lehrer Fritz
Einmaleins."
And der bärbeißige, gestrenge Bücherrevisor schrieb:
„Sie lieferten mir gestern Iuxkrapfen! Diese eigenmächtige Aende-
rung meines genau gegeben Auftrages rettete die trostlose Langeweile
des Abends. Schon gähnten die Gäste vor leeren Tellern und leeren
Gläsern, es war ein peinliches Schweigen, da brachte Ihr Junge die
Krapfen, und mißmutig ging die Schüssel unter meinen verstimmten Gästen
reihum. Da biß der Erste in die Zwiebel, da lief dem Zweiten das Wasser
in den Vollbart, der Dritte nagte an einem Rollmops — ich selbst konnte
vor Lachen nicht sprechen, zumal mir die Kaktee am Gaumen saß! Sie
haben den Abend gerettet! Ich danke Ihnen! And da ich ein gerechter
Mann bin und jedem Dienst sei» Lohn werden muß, bestelle ich hiermit
für jeden Sonntag von Ihnen eine schöne Torte. Nochmals Dankeschön —
Ihr ergebener Zöllner, Oberrechnungsrat und Bücherrevisor."
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Schulfreunde und Kollegen zu mir; backen Sie
mir doch ein Dutzend von den Scherzartikeln,
vergessen Sie, bitte, die Rollmöpse und den
Senf nicht —"
„Vielleicht auch kleine Kakteen?" fragte
der Konditor.
„Aber selbstverständlich," nickte der Ver-
gnügte, „wir sind lustige junge Leute, die einen
derben Spaß verstehen. Meine Adresse lautet:
Fritz Einmaleins, Gartenstraße 12."
Am Faschingsdienstag lieferte in nettem
weißen Dreß und mit netter weißer Kappe
der Konditorlehrling in allen Läufern der
Stadt die bestellten Faschingskrapfen ab. Er
brachte auch das Dutzend dem Bücherrevisor
und ein Dutzend dem allzeit vergnügten Lehrer.
Am Abend aber, als er mir dem Konditor
abrechnete, stellte sich ein gräßlicher Irrtum
heraus.
„Was?? Dem Oberrechnungsrat hast
du —"
„Ich dachte —"
„Ihm hast du die Iuxkrapfen gebracht?"
Der Lehrbub schluchzte:
„Und dem Lehrer die Ananaskrapfen!"
Konditor Schleckermaul fiel vor Schreck in
die Mehlkiste.
„Zwei Kundschaften verloren!" jammerte
er, „meinen guten Ruf verloren! Mein Geld
verloren! Denn keiner wird zahlen! Was soll
man denn nur machen? Das kann ja gut wer-
den! Das ist ja garnicht auszudenken, was
daraus wird!"
Es war auch nicht auszudenken, was da-
raus wurde. Denn am nächsten Morgen
brachte die Post zwei Briefe, und als der
Konditor die Absender erkannte, wurde er
bleich wie die Käsekuchen der Konkurrenz.
Das Tempo
„Jetzt können Sie 's doch zugeben: an dem ganzen Malheur
war wieder mal die Schnelligkeit schuld."
„Tja, mag sein, Lerr Doktor, daß die Bowle etwas zu schnell getrunken wurde."
„Sehr verehrter Lerr Schleckermaul!" schrieb der junge Lehrer
Fritz Einmaleins, „Sie haben mir gestern durch Ihre Krapfenlieferung
einen großen Dienst erwiesen! Woher wußten Sie, daß unser Direktor
und der Lerr Schulrat mit seiner Gemahlin überraschend bei uns er-
scheinen würden? Ehe ich es verhindern konnte, hatten sie jeder einen
Ihrer Iuxkrapfen genommen und bissen hinein. Schon sah ich den Senf
über die weiße Weste des Schulrates spritzen und die Kakteenstacheln
in der weichen Lippe seiner Gemahlin! Ich erstarrte zur Salzsäule und
sah das Anheil über mich Hereinbrechen! Muß ich Ihnen erst schildern,
mit welchem Gepolter mir ein Stein vom Lerzen fiel, als die Stimme
meines Direktors ertönte: „Lm! Prächtig! Ananas!" und auch die
Frau Schulrätin begeistert nach dem zweiten Faschingskrapfen griff?
Seien Sie meiner ewigen Dankbarkeit versichert! Ihr Lehrer Fritz
Einmaleins."
And der bärbeißige, gestrenge Bücherrevisor schrieb:
„Sie lieferten mir gestern Iuxkrapfen! Diese eigenmächtige Aende-
rung meines genau gegeben Auftrages rettete die trostlose Langeweile
des Abends. Schon gähnten die Gäste vor leeren Tellern und leeren
Gläsern, es war ein peinliches Schweigen, da brachte Ihr Junge die
Krapfen, und mißmutig ging die Schüssel unter meinen verstimmten Gästen
reihum. Da biß der Erste in die Zwiebel, da lief dem Zweiten das Wasser
in den Vollbart, der Dritte nagte an einem Rollmops — ich selbst konnte
vor Lachen nicht sprechen, zumal mir die Kaktee am Gaumen saß! Sie
haben den Abend gerettet! Ich danke Ihnen! And da ich ein gerechter
Mann bin und jedem Dienst sei» Lohn werden muß, bestelle ich hiermit
für jeden Sonntag von Ihnen eine schöne Torte. Nochmals Dankeschön —
Ihr ergebener Zöllner, Oberrechnungsrat und Bücherrevisor."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Tempo" "Mit Ihnen fliege ich aber nicht!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4829, S. 103
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg