Zeichnungen von E. Croissant
Der Zusammenhang
Sie sind auf der Lochzeitsreise. „Last du dich gleich in mich
verliebt, Kurtchen?" fragt die junge Frau.
„Gleich eigentlich nicht," gesteht Kurtchen. „Erst als ich
merkte, was für ein gutes Lerz du doch hast."
„Ach — wann war denn das?"
„An jenem Vereinsabend, als ich mich bei meiner Ansprache
so blödsinnig verhaspelte und die ganze Gesellschaft dann so
furchtbar brüllte -da warst du die einzige, die mich nicht
ausgelacht hat. Ja, ganz unglücklich sahst du aus, und du hast
sogar Tränen in den Augen gehabt."
Die junge Frau schaudert in der Erinnerung. „Ja, das war
ein schrecklicher Abend! Ich bin gleich nachher noch zum Zahn-
arzt gelaufen."
Doktor Zittwersam hat eine große Praxis in der Stadt;
daneben betreibt er auf dem Lande ein Sanatorium, in dem
es ganz verflucht streng zugeht. Da dürfen die Patienten kein
Schlückchen Kaffee trinken, keinen Tropfen Alkohol genießen,
kein Blättchen Tabak rauchen; sie werden mit Salat gefüttert,
kriegen mächtige Duschen, werden in Lehm gepackt-und
was Doktor Zittwersam sonst noch an wohltätigen Foltern sich
ausgedacht hat. Zwei Assistenten hat er da, die scharf auf-
passen. Denn er selbst muß immer wieder in die Stadt fahren,
wo dann schon viele Leute auf seinen bewährten Rat warten.
So auch Generaldirektor Kolbe. Zu ihm, wie zu vielen
seiner Patienten, sagt Doktor Zittwersam: „Sie sollten mal
auf vier Wochen in mein Sanatorium kommen; da wäre Ihnen
mit einem Schlage geholfen."
Aber der Generaldirektor Kolbe hat schon davon gehört,
und deshalb meint er: „Da werde ich mich schwer hüten. Das
muß dort ja eine greuliche Schinderei sein."
„Ah, Sie sind der Schäfer des Gutes? Wie interessant! Schäfer „O,darangewöhnenSiesichgleich,"versichertDoktorZittwer.
verstehen sich doch auch auf die Behandlung von Krankheiten. sam. „Sie sollen mal sehn, wie Ihnen das bekommt. Für den einen
„Iawoll — von de Schap! Wat fehlt Sei denn, Fräulein?" Monat Enthaltsamkeit können Sie nachher wieder schlemmen.
Da können Sie essen und trinken, was Sie wollen, und nach Be-
klnter die Räuber geraten! lieben rauchen; da brauchen Sie sich gar keinen Zwang aufzu-
Prells schüttelte verwundert den Kopf. „Lunderter? Ich habe dir erlegen. Da können Sie wieder elf Monate lang sündigen."
doch zwanzig Scheine gegeben." „So-elf Monate lang! Na, und dann?"
„Ja. Zwanzig Lunderter!" „O, dann kommen Sie eben wieder in mein Sanatorium."
„Du irrst, Lippe! Das wären ja dann zweitausend — »„•
Mark gewesen. Aber ich zahlte dir doch nur tausend
Mark für den Wagen."
Lippe zersprang vor Zorn:
„Ich werde dich anzeigen! Ins Zuchthaus bringe
ich dich!" Prells lächelte freundlich:
„Ins Zuchthaus kommt keiner ohne Beweise. Sonst
säßen manche Leute ihr ganzes Leben darin. Du besitzt
jetzt zwanzig falsche Lunderter, Lippe. Wo hast du sie
her? Von mir bestimmt nicht. Denn von mir bekamst
du laut eigenhändiger Quittung zwanzig Fünszigmark-
scheine. Ich sagte es ja, gelegentlich kann man auch
mit dir ein gutes Geschäft machen!"
„Leider! Leider!"
Lippe, in ohnmächtiger Wut, seufzte tief.
Aber diesmal war ihm sehr so.
Freundlicher Helfer
Kliebusch erkundigt sich beim Krämer Buller: „Sie
haben doch immer leere Weinfässer. Könnten Sie mir
nicht eins für meinen Garten «blassen?"
„Das wäre schade drum! Die sind noch zu gut.
Kaufen Sie sich doch ein volles und trinken Sie's leer."
„Anmöglich-ich trinke keinen Wein." „Da habe ich ein neues Demonstrationsobjekt, meine Lerren. Mein ausgezeich-
„Na — das würde ich schließlich für Sie besorgen." neter alter Schädel ist mir bei dem Amzuge des Instituts abhanden gekommen."
Ständige Kundschaft
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Der Zusammenhang
Sie sind auf der Lochzeitsreise. „Last du dich gleich in mich
verliebt, Kurtchen?" fragt die junge Frau.
„Gleich eigentlich nicht," gesteht Kurtchen. „Erst als ich
merkte, was für ein gutes Lerz du doch hast."
„Ach — wann war denn das?"
„An jenem Vereinsabend, als ich mich bei meiner Ansprache
so blödsinnig verhaspelte und die ganze Gesellschaft dann so
furchtbar brüllte -da warst du die einzige, die mich nicht
ausgelacht hat. Ja, ganz unglücklich sahst du aus, und du hast
sogar Tränen in den Augen gehabt."
Die junge Frau schaudert in der Erinnerung. „Ja, das war
ein schrecklicher Abend! Ich bin gleich nachher noch zum Zahn-
arzt gelaufen."
Doktor Zittwersam hat eine große Praxis in der Stadt;
daneben betreibt er auf dem Lande ein Sanatorium, in dem
es ganz verflucht streng zugeht. Da dürfen die Patienten kein
Schlückchen Kaffee trinken, keinen Tropfen Alkohol genießen,
kein Blättchen Tabak rauchen; sie werden mit Salat gefüttert,
kriegen mächtige Duschen, werden in Lehm gepackt-und
was Doktor Zittwersam sonst noch an wohltätigen Foltern sich
ausgedacht hat. Zwei Assistenten hat er da, die scharf auf-
passen. Denn er selbst muß immer wieder in die Stadt fahren,
wo dann schon viele Leute auf seinen bewährten Rat warten.
So auch Generaldirektor Kolbe. Zu ihm, wie zu vielen
seiner Patienten, sagt Doktor Zittwersam: „Sie sollten mal
auf vier Wochen in mein Sanatorium kommen; da wäre Ihnen
mit einem Schlage geholfen."
Aber der Generaldirektor Kolbe hat schon davon gehört,
und deshalb meint er: „Da werde ich mich schwer hüten. Das
muß dort ja eine greuliche Schinderei sein."
„Ah, Sie sind der Schäfer des Gutes? Wie interessant! Schäfer „O,darangewöhnenSiesichgleich,"versichertDoktorZittwer.
verstehen sich doch auch auf die Behandlung von Krankheiten. sam. „Sie sollen mal sehn, wie Ihnen das bekommt. Für den einen
„Iawoll — von de Schap! Wat fehlt Sei denn, Fräulein?" Monat Enthaltsamkeit können Sie nachher wieder schlemmen.
Da können Sie essen und trinken, was Sie wollen, und nach Be-
klnter die Räuber geraten! lieben rauchen; da brauchen Sie sich gar keinen Zwang aufzu-
Prells schüttelte verwundert den Kopf. „Lunderter? Ich habe dir erlegen. Da können Sie wieder elf Monate lang sündigen."
doch zwanzig Scheine gegeben." „So-elf Monate lang! Na, und dann?"
„Ja. Zwanzig Lunderter!" „O, dann kommen Sie eben wieder in mein Sanatorium."
„Du irrst, Lippe! Das wären ja dann zweitausend — »„•
Mark gewesen. Aber ich zahlte dir doch nur tausend
Mark für den Wagen."
Lippe zersprang vor Zorn:
„Ich werde dich anzeigen! Ins Zuchthaus bringe
ich dich!" Prells lächelte freundlich:
„Ins Zuchthaus kommt keiner ohne Beweise. Sonst
säßen manche Leute ihr ganzes Leben darin. Du besitzt
jetzt zwanzig falsche Lunderter, Lippe. Wo hast du sie
her? Von mir bestimmt nicht. Denn von mir bekamst
du laut eigenhändiger Quittung zwanzig Fünszigmark-
scheine. Ich sagte es ja, gelegentlich kann man auch
mit dir ein gutes Geschäft machen!"
„Leider! Leider!"
Lippe, in ohnmächtiger Wut, seufzte tief.
Aber diesmal war ihm sehr so.
Freundlicher Helfer
Kliebusch erkundigt sich beim Krämer Buller: „Sie
haben doch immer leere Weinfässer. Könnten Sie mir
nicht eins für meinen Garten «blassen?"
„Das wäre schade drum! Die sind noch zu gut.
Kaufen Sie sich doch ein volles und trinken Sie's leer."
„Anmöglich-ich trinke keinen Wein." „Da habe ich ein neues Demonstrationsobjekt, meine Lerren. Mein ausgezeich-
„Na — das würde ich schließlich für Sie besorgen." neter alter Schädel ist mir bei dem Amzuge des Instituts abhanden gekommen."
Ständige Kundschaft
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ah, Sie sind der Schäfer des Gutes?" "Da habe ich ein neues Demonstrationsobjekt, meine Herren."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4832, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg