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Von Ernst Leyva

„Ihre Nachspeisen taugen nicht viel, Pinnekuhl! Und gerade
darauf legen unsre Mittagsgäste besonderen Wert."

„Pah, wenn Sie vorzügliche Lauptgerichte lieferten, würden sich
die Leute nicht so viel aus der Nachspeise machen."

Ablehnend

„Ach, Fräulein Doris, Sie sind mein einziger Gedanke!"

„Ich hab's mir schon gedacht, daß Sie nicht viele Gedanken haben."

Drohung

Lieber Rohrdommels wohnt eine Klavierspielerin. Rohrdommels
Ki ider schreien den ganzen Tag.

Meint die Klavierlehrerin: „Wenn die Kinder wieder so schreien,
schicken Sie sie doch zu mir herauf; ich werde ihnen etwas Vorspielen."

„Ach," sagt da Frau Rohrdommel, „das hilft nichts. Ich Hab ihnen
schon öfter damit gedroht."

Gefühlsangelegenheit

Dr. Maikohl, der junge Kunsthistoriker, hat ein Zimmer bei Frau
Kniebus gemietet. Es ist nicht billig, dafür ist es aber auch sehr gut ein-
gerichtet. Da ist nichts von dem gewöhnlichen Kitsch solcher Quartiere.

Nur der Schreibtischstuhl, der Stuhl vor dem prächtigen Diplomaten-
schreibtisch — wie mag er in dieses Zimmer geraten sein? Er gehört
nicht hinein; er paßt in eine gute Stube mit Makartbuketts einer längst
überwundenen Epoche und mit Plüschsesseln, an deren Lehnen Troddeln
bammeln.

Dr. Maikohl sagt also zu semer Wirtin: „Es geht wirklich nicht mit
dem Schreibtischstuhl, Frau Kniebus! Er peinigt mein ästhetisches Gefühl."

Frau Kniebus errötet. „O, ich werde ein weiches Kissen darauf
legen, Lerr Doktor."

180

Der Leuchtkaktus Leopold

Albert Puth, mein Freund, sammelt Kakteen. Das wäre natürlich
an sich nichts ungewöhnliches, denn es gibt Leute, die Losenknöpfe,
Streichholzschachteln oder Bieruntersätze sammeln. Man kann, mit Maß
und Ziel, ja schließlich alles tun.

Albert hat neunhunderteinundachtzig verschiedene Kakteen. Wenn
er noch neunzehn Stück hätte, dann wäre er der glücklichste Mensch auf
Erden. Ich weiß nicht, wieviel Kakteenarten es auf der Erde gibt; doch
habe ich letzthin ein neues Buch verstecken müssen, damit es Albert nicht
in die Lände bekommt. Darin war ein Kaktus abgebildet, der eine Löhe
von achtzehn Metern hatte, und ich bin überzeugt, daß Albert nicht
geruht hätte, bis er sein gewesen wäre.

Albert kreuzt nun seine Kakteen, um neue Arten zu finden. Eines
Tages wird er einen Kaktus erziehen, der der Kaktus aller Kaktusse,
besser gesagt, aller Kakteen sein wird.

Alles das könnte noch sein. Aber seit einiger Zeit ist Albert Puth
ein wenig melancholisch geworden. Er sitzt zu Lause und starrt mit
trüber Miene auf einen winzigen Kaktus, sozusagen ein Kaktuslein. Er
kann es nicht fassen. Er hat eine neue Art gezüchtet, einen Kaktus, der
das Llngeheuerlichste ist, was die Kakteenzucht seit langem hervorge-
bracht hat.

Dieser winzige Kaktus heißt Leopold und leuchtet. Leider befindet
sich Leopold schon in Agonie, er stirbt, er läßt gewissermaßen die Stacheln
hängen. (Albert hat die Temperatur gemessen, die ist ein wenig niedrig.)

Außerdem behauptet Albert, ich hätte dem kleinen Kaktus ein Leid
zugefügt. Er ist mir böse. Die Sache war so.

Eines Abends kam Albert atemlos in meine Wohnung. Er habe
einen neuen Kaktus gezüchtet, ich müsse ihn unbedingt sehen.

„Ich habe ihn Leopold getauft, ach, er ist herrlich!" sagte er.

„Warum Leopold?" fragte ich.

Albert Puth lächelte.

„Er ist mir wie ein Sohn, weißt du," meinte er, „wenn ich ihn so
ansehe, dann meine ich, er sei ein Stück von mir!"

Er starrte selig vor sich hin. Ich kannte ihn und ging mit ihm. Zu
Lause zeigte er mir seinen kleinen Leopold. Für mich unterschied er sich
absolut nicht von jedem anderen Kaktus, es war eine runde, stachelige
kleine Kugel.

„Lerrlich," sagte ich. «Fortsetzung Seite >83)

„Eine saubere Person, das Fräuln Mali! Zehn Zier-
schürzen hat's zum Waschen geschickt — und ein Lemdl"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ihre Nachspeisen taugen nicht viel, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Koch <Motiv>
Lästern

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4834, S. 180

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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