Knöchel, wohl auch ein derber Stiefelabsatz, gaben
dumpfen Klang. And siehe, es sprudelte nochmals
in Eimer und Becken. Ländliche Gemäße ganz
unterschiedlicher Art gingen von Land zu Mund,
von Mund zu Land, und die mit den wunder-
baren Strömen abebbende Geschäftigkeit ging in
fast kirchweihmäßige Leiterkeit über, aus der
schon ab und zu ein lustiger Juchzer stieg. Bis
die aus dem nächsten Ort herbeigeholte Obrigkeit
kam.
Aber nein, das war beileibe kein Straßenraub;
nur das im Laufe des Jahres überfahrene Feder-
Vieh ward gesühnt, begossen, vergessen gemacht
durch die plötzliche Aeberschwemmung und die eil-
fertige Rettung des ohnehin Verlorenen. Wir
sind allzumal Strandräuber und kommen unver-
mutet zu einem Strandrausch.
Ach, mancher der von der Landstraße Be-
schenkten wich einen Fingerbreit von den schmalen
weißen Gipsstreifen ab, mit denen die Polizei
die Bremsspuren des gestrandeten Frachters nach-
zog. And der Wunsch des Dorfältesten, der als
letzter seinem Loftor zukreuzte, der fromme
Wunsch des Klügsten, daß die Fernverkehrstraße
an der gleichen Klippe bald, recht bald ein Faß
voll saurer Leringe bescheren möge, war unser
aller Wunsch. Eha.
Der hartnäckige Gläubiger
„Ich verlasse Ihr Zimmer nicht, bis Sie mich
bezahlt haben!"
„Wenn nun mein Nachbar für mich bürgen
würde?"
„Denn warte ich in dessen Zimmer!"
„Was kostet denn so ein Bild?"
„Profil 5 Mark, Lalbprofil 10 Mark."
„Lächerlich! Wie können Sie für die Lälste den doppelten Preis verlangen?"
Strandgut der Landstraße
Das neue Kindermädchen
„Ob Sie mir das zarte Kleine anvertrauen
können? Anbesorgt, gnädige Frau, ich war drei
Jahre Packerin in einer Porzellanfabrik!"
In der Morgendämmerung des nebeligen Lerbsttages, da dem übernächtigen
Fahrer des Fernlastzuges wohl auch das Bewußtsein zwielichtig war, geschah
es, daß die scharfe Linlskurve am Dorfeingang ihr Opfer forderte. Der drei-
achsige Wagen samt dem Anhänger schlug um. And während Lenker und Bei-
fahrer verstört aber unverletzt aus dem Führerhnis krochen, wurden dem
Gärtlein jenseits des Straßengrabens wahre Fluten außergewöhnlicher Flüssig-
keiten zuteil. Der Lastzug hatte ein gutes Dutzend Etückfässer Südweins
geladen.
Durch das Gekrach und Poltern gleichermaßen angezogen wie durch das
Anglück, eilten aus den nächstgelegenen Gehöften hilfsbereite Männer, auch
manche erschreckt-neugierige Frau herbei, die, allsobald sie sahen, rocken und
fast im Voraus schmeckten, was da floß, nach Gefäßen liefen, de» versickernden
Segen aufzufangen.
Aus minderwertigem Kastanienholz waren einige der Gebinde; die Dauben
gesprungen und unter den verbogenen Reifen zusammengeiunkcn, nur den Duft
und die Klebrigkeit des schweren Traubensaftes noch kurze Zeit bewahrend.
Da waren aber auch Fässer aus besserem Lolz, wohl sanfter gerollt und weicher
gefalle», denn sie entließen ihren Inhalt in breiten Strahlbändern nicht so
rasch, als daß nicht eine Milchkanne, dort ein Tränkeimcr und eine flache Brat-
pfanne sich schäumend füllen konnten. Notrufe derer, die mit Länden, Schürzen,
Kopftüchern die Wunderquellen zu stopfen versuchten, zauberten Waschzuber,
Schüsseln, Gießkannen herbei; viel mehr Gefäße als benötigt wurden, weil
die verletzten Tonnen allzurasch versiegten. And indes einer sein Mostschläuch-
lein heimlich wie ein Schlängle!» in ein, wer weiß, von wem eingeschlagenes
Spundloch gleiten ließ und hohlwangig daran sog, umkreisten andere mit Augen,
die scharf wie von Seeräubern waren, die scheinbar noch heilen Fässer. Larte
„Fräulein, die Bilanz müssen Sie noch einmal durch-
rechnen. Da fehlen ja 7 Pfennige."
„Ach, Lerr Meier, ziehen Sie mir lieber die 7 Pfennige
vom Gehalt ab!"
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dumpfen Klang. And siehe, es sprudelte nochmals
in Eimer und Becken. Ländliche Gemäße ganz
unterschiedlicher Art gingen von Land zu Mund,
von Mund zu Land, und die mit den wunder-
baren Strömen abebbende Geschäftigkeit ging in
fast kirchweihmäßige Leiterkeit über, aus der
schon ab und zu ein lustiger Juchzer stieg. Bis
die aus dem nächsten Ort herbeigeholte Obrigkeit
kam.
Aber nein, das war beileibe kein Straßenraub;
nur das im Laufe des Jahres überfahrene Feder-
Vieh ward gesühnt, begossen, vergessen gemacht
durch die plötzliche Aeberschwemmung und die eil-
fertige Rettung des ohnehin Verlorenen. Wir
sind allzumal Strandräuber und kommen unver-
mutet zu einem Strandrausch.
Ach, mancher der von der Landstraße Be-
schenkten wich einen Fingerbreit von den schmalen
weißen Gipsstreifen ab, mit denen die Polizei
die Bremsspuren des gestrandeten Frachters nach-
zog. And der Wunsch des Dorfältesten, der als
letzter seinem Loftor zukreuzte, der fromme
Wunsch des Klügsten, daß die Fernverkehrstraße
an der gleichen Klippe bald, recht bald ein Faß
voll saurer Leringe bescheren möge, war unser
aller Wunsch. Eha.
Der hartnäckige Gläubiger
„Ich verlasse Ihr Zimmer nicht, bis Sie mich
bezahlt haben!"
„Wenn nun mein Nachbar für mich bürgen
würde?"
„Denn warte ich in dessen Zimmer!"
„Was kostet denn so ein Bild?"
„Profil 5 Mark, Lalbprofil 10 Mark."
„Lächerlich! Wie können Sie für die Lälste den doppelten Preis verlangen?"
Strandgut der Landstraße
Das neue Kindermädchen
„Ob Sie mir das zarte Kleine anvertrauen
können? Anbesorgt, gnädige Frau, ich war drei
Jahre Packerin in einer Porzellanfabrik!"
In der Morgendämmerung des nebeligen Lerbsttages, da dem übernächtigen
Fahrer des Fernlastzuges wohl auch das Bewußtsein zwielichtig war, geschah
es, daß die scharfe Linlskurve am Dorfeingang ihr Opfer forderte. Der drei-
achsige Wagen samt dem Anhänger schlug um. And während Lenker und Bei-
fahrer verstört aber unverletzt aus dem Führerhnis krochen, wurden dem
Gärtlein jenseits des Straßengrabens wahre Fluten außergewöhnlicher Flüssig-
keiten zuteil. Der Lastzug hatte ein gutes Dutzend Etückfässer Südweins
geladen.
Durch das Gekrach und Poltern gleichermaßen angezogen wie durch das
Anglück, eilten aus den nächstgelegenen Gehöften hilfsbereite Männer, auch
manche erschreckt-neugierige Frau herbei, die, allsobald sie sahen, rocken und
fast im Voraus schmeckten, was da floß, nach Gefäßen liefen, de» versickernden
Segen aufzufangen.
Aus minderwertigem Kastanienholz waren einige der Gebinde; die Dauben
gesprungen und unter den verbogenen Reifen zusammengeiunkcn, nur den Duft
und die Klebrigkeit des schweren Traubensaftes noch kurze Zeit bewahrend.
Da waren aber auch Fässer aus besserem Lolz, wohl sanfter gerollt und weicher
gefalle», denn sie entließen ihren Inhalt in breiten Strahlbändern nicht so
rasch, als daß nicht eine Milchkanne, dort ein Tränkeimcr und eine flache Brat-
pfanne sich schäumend füllen konnten. Notrufe derer, die mit Länden, Schürzen,
Kopftüchern die Wunderquellen zu stopfen versuchten, zauberten Waschzuber,
Schüsseln, Gießkannen herbei; viel mehr Gefäße als benötigt wurden, weil
die verletzten Tonnen allzurasch versiegten. And indes einer sein Mostschläuch-
lein heimlich wie ein Schlängle!» in ein, wer weiß, von wem eingeschlagenes
Spundloch gleiten ließ und hohlwangig daran sog, umkreisten andere mit Augen,
die scharf wie von Seeräubern waren, die scheinbar noch heilen Fässer. Larte
„Fräulein, die Bilanz müssen Sie noch einmal durch-
rechnen. Da fehlen ja 7 Pfennige."
„Ach, Lerr Meier, ziehen Sie mir lieber die 7 Pfennige
vom Gehalt ab!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was kostet denn so ein Bild?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4836, S. 212
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg