Der Gelegenheitskauf
und schritt voran. So entging ihm das zitternde Auf-
atmen seiner Begleiterin.
Die Verhandlungen im Empfangsraum verliefen sehr
glatt. Da kein Lut zu neunzehn Schillingen in der ge-
wünschten Art vorhanden war, durfte sich die Dame
einen in der Preislage zu zweiundzwanzigeinhalb aus-
suchen. „Wir sind ja nicht kleinlich," sagte der Sub-
direktor, der jetzt die Angelegenheit übernommen hatte,
und rieb sich vergnügt die Lände. „Loffentlich haben
wir Sie nun wieder versöhnt?"
„O, voll und ganz!" und mit einem huldvollen Lächeln
reichte sie dem Subdirektor und der Aufsicht die Land.
„Ich werde gern meinen ganzen Bedarf bei Ihnen decken."
„Sie haben diesen Fall sehr geschickt behandelt," sagte
der Subdirettor, als die Dame gegangen war. Er wußte
ja nicht, daß sie ohne Lut in das Warenhaus gekommen
war. „Ich werde Sie doch schon in diesem Quartal als
Rayonchef für das Ahrenlager Vorschlägen."
„Vielen Dank," sagte der Lerr von der Aussicht und
machte die Verbeugung, die sonst nur Mitgliedern regie-
render Läufer zustand. Auch er hatte keine Ahnung, daß
die Dame vor zwanzig Minuten noch keinen Lut besaß,
und schob die glatte Erledigung der Affäre auf seine
Tüchtigkeit.
Schade, daß die Mieter des Laufes Renfordstreet 68
nichts von dieser Episode wußten; denn sie hätten die
schlechte Meinung, die man dort von der Dame hatte,
daß sie nämlich reiche Freunde besäße, die ihr die Kleider-
sorgen abnähmen, beseitigt. Gottlob, mit diesen Sorgen
wurde sie selbst fertig!
Und wenn man eine Moral an diese Geschichte hängen
will, so kann es nur die sein: Der Subdirektor freute
sich, daß er eine so tüchtige Kraft unter seinen Leuten
hatte, der Lerr von der Aufsicht war zufrieden, weil
er mit einem Aufwand von zweiundzwanzigeinhalb
Schillingen einen Schaden von achtundzwanzig Schil-
lingen abgewendet hatte. Und die Dame besaß kostenlos
einen neuen Lut.
Sind wir nicht berechtigt, von einem wirklichen
Lappy-end unserer Geschichte zu sprechen?
Gegenstandslos
„Die Engländer haben, wie es scheint, wirklich vor,
die Nordseefischerei zwischen dem 53. Grad und dem
56. Grad 30 Minuten zu verbieten! Als ob man in
30 Minuten überhaupt etwas Nennenswertes fangen könnte,"
sagt der Privatier Forstgruber, ein passionierter Isarangler.
„Was bläst denn der Mann, Albert?" — „Trompete."
Anollfuß will heiraten. Er ist nicht mehr der Jüngste, und deshalb
verzichtet er darauf, ein zartes Mädchen heimzuführen. Er hat zwei
reifere Damen in Aussicht: die eine ist Witwe, die andere hat die ge-
richtliche Trennung ihrer Ehe durchgesetzt. Die Wahl ist schwer.
Knollfutz meint zu seinem Freunde Rummel: „Geschiedensein hat
immer so 'n kleinen häßlichen Beigeschmack. Ich denke, ich werde mich
lieber um die Witwe bemühen."
Aber Rummel rät dringend ab. „Nimm die Geschiedene, Mensch! Die
kann dir wenigstens nicht immer ihren ersten Mann als Beispiel hinstellen."
231
Ein wahrhaft stubenreiner Hund
-^.ante Tilde hat sich zu Besuch angemeldet. Am ein Ahr will
Tante Tilde eintreffen. Am zwölf Uhr deckte die junge Lausfrau den
Tisch. Achtzehn silberne Brotkörbchen stellte sie darauf.
Der Ehemann wunderte sich:
„Wozu brauchen wir achtzehn Brotkörbe?"
Die junge Frau seufzte:
„Was soll ich machen? Tante Tilde hat uns doch zur Lochzeit einen
Brotkorb geschenkt, und ich weiß nicht mehr, welcher es von den acht-
zehn war, die wir bekommen haben."
und schritt voran. So entging ihm das zitternde Auf-
atmen seiner Begleiterin.
Die Verhandlungen im Empfangsraum verliefen sehr
glatt. Da kein Lut zu neunzehn Schillingen in der ge-
wünschten Art vorhanden war, durfte sich die Dame
einen in der Preislage zu zweiundzwanzigeinhalb aus-
suchen. „Wir sind ja nicht kleinlich," sagte der Sub-
direktor, der jetzt die Angelegenheit übernommen hatte,
und rieb sich vergnügt die Lände. „Loffentlich haben
wir Sie nun wieder versöhnt?"
„O, voll und ganz!" und mit einem huldvollen Lächeln
reichte sie dem Subdirektor und der Aufsicht die Land.
„Ich werde gern meinen ganzen Bedarf bei Ihnen decken."
„Sie haben diesen Fall sehr geschickt behandelt," sagte
der Subdirettor, als die Dame gegangen war. Er wußte
ja nicht, daß sie ohne Lut in das Warenhaus gekommen
war. „Ich werde Sie doch schon in diesem Quartal als
Rayonchef für das Ahrenlager Vorschlägen."
„Vielen Dank," sagte der Lerr von der Aussicht und
machte die Verbeugung, die sonst nur Mitgliedern regie-
render Läufer zustand. Auch er hatte keine Ahnung, daß
die Dame vor zwanzig Minuten noch keinen Lut besaß,
und schob die glatte Erledigung der Affäre auf seine
Tüchtigkeit.
Schade, daß die Mieter des Laufes Renfordstreet 68
nichts von dieser Episode wußten; denn sie hätten die
schlechte Meinung, die man dort von der Dame hatte,
daß sie nämlich reiche Freunde besäße, die ihr die Kleider-
sorgen abnähmen, beseitigt. Gottlob, mit diesen Sorgen
wurde sie selbst fertig!
Und wenn man eine Moral an diese Geschichte hängen
will, so kann es nur die sein: Der Subdirektor freute
sich, daß er eine so tüchtige Kraft unter seinen Leuten
hatte, der Lerr von der Aufsicht war zufrieden, weil
er mit einem Aufwand von zweiundzwanzigeinhalb
Schillingen einen Schaden von achtundzwanzig Schil-
lingen abgewendet hatte. Und die Dame besaß kostenlos
einen neuen Lut.
Sind wir nicht berechtigt, von einem wirklichen
Lappy-end unserer Geschichte zu sprechen?
Gegenstandslos
„Die Engländer haben, wie es scheint, wirklich vor,
die Nordseefischerei zwischen dem 53. Grad und dem
56. Grad 30 Minuten zu verbieten! Als ob man in
30 Minuten überhaupt etwas Nennenswertes fangen könnte,"
sagt der Privatier Forstgruber, ein passionierter Isarangler.
„Was bläst denn der Mann, Albert?" — „Trompete."
Anollfuß will heiraten. Er ist nicht mehr der Jüngste, und deshalb
verzichtet er darauf, ein zartes Mädchen heimzuführen. Er hat zwei
reifere Damen in Aussicht: die eine ist Witwe, die andere hat die ge-
richtliche Trennung ihrer Ehe durchgesetzt. Die Wahl ist schwer.
Knollfutz meint zu seinem Freunde Rummel: „Geschiedensein hat
immer so 'n kleinen häßlichen Beigeschmack. Ich denke, ich werde mich
lieber um die Witwe bemühen."
Aber Rummel rät dringend ab. „Nimm die Geschiedene, Mensch! Die
kann dir wenigstens nicht immer ihren ersten Mann als Beispiel hinstellen."
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Ein wahrhaft stubenreiner Hund
-^.ante Tilde hat sich zu Besuch angemeldet. Am ein Ahr will
Tante Tilde eintreffen. Am zwölf Uhr deckte die junge Lausfrau den
Tisch. Achtzehn silberne Brotkörbchen stellte sie darauf.
Der Ehemann wunderte sich:
„Wozu brauchen wir achtzehn Brotkörbe?"
Die junge Frau seufzte:
„Was soll ich machen? Tante Tilde hat uns doch zur Lochzeit einen
Brotkorb geschenkt, und ich weiß nicht mehr, welcher es von den acht-
zehn war, die wir bekommen haben."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein wahrhaft stubenreiner Hund" "Was bläst denn der Mann, Albert?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4837, S. 231
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg