Die Iubiläums-Uniform
Zeichnung von M. Claus
Der freien Reichsstadt Knippelsbühl
Der Schneidermeister Meckerling
Der Schneidermeister war gewitzt.
Verpflichtet seit fast dreißig Jahren
Ward heimlich auf das Amt befohlen.
„Hochedle Herren! Jeden Abend
Als Stadtsergeant war Jochen Knühl,
„Sind auch die Kosten nicht gering,
Der Stadtsergeant beim Biere sitzt,
Die Sicherheit der Stadt zu wahren.
Er baue, aber ganz verstohlen,
Vereint, denn das ist mehr erlabend,
Beschlossen wurde im Senat:
Die neue Uniform! Es darf
Mit seinem Freund, dem Türmer Krumm.
Zum Jubeltag sei eine neue
Dem Jubilar nicht Kenntnis kommen.
Ich komm' dazu, werd' Schnaps spendieren,
Und prächt'ge Uniform parat.
Er überlege also scharf:
Und fällt er dann besoffen um.
Daß sie den Stadtsergeanten freue!
Wie wird dem Manne Maß genommen?"
Kann ich die Maße mir notieren."
Vortrefflich fand das der Senat.
Drei Gulden Knippelsbühler Währung
An Kosten für die Äneipentat
Bekam der Schneider zur Bescherung.
Spendabel hat er sie verwandt.
Bis schließlich beide umgesunken,
Der Türmer und der Stadtsergeant;
Der Schneider auch hat stramm getrunken.
2n starkem Nebel nahm er Maß,
Worauf er dann beinah' zwei Wochen
In der verschlossnen Kammer saß,
Damit sich nichts herumgesprochen.
Am Abend vor dem Jubeltag
War dann die Uniform auch fertig.
Doch ach — beinah traf ihn der Schlag:
Jetzt erst ward Unheils er gewärtig.
Beim Bürgermeister wankt er an
Und winselt: „Schwer hat's mich getroffen!
Ich nahm das Maß vom falschen Mann,
Weil ich auch selber sehr besoffen.
Dem Türmer paßt das Waffenkleid,
Ihn machten dünn die vielen Stiegen;
Der Stadtsergeant ist viel zu breit,
Gr kann die Uniform nicht kriegen."
Gleich tritt zusammen der Senat.
Der Fall macht wirklich schwere Sorgen.
Senator Dachs weiß endlich Rat:
„Das Jubiläum ist schon morgen.
Entschließen müssen wir uns flink.
Weil wir bezahlt das Pokulieren.
Ist schuldlos Meister Meckerling:
Drum schlag' ich vor, wir dekretieren:
Weil Jochen Knühl, der StaLtsergeant,
Uns treu gedient seit dreißig Jahren —
Versetzung soll in höher» Stand
Buchstäblich er darum erfahren.
Als Türmer wirke er fortan;
Der Türmer tritt an seine Stelle
Als Stadtsergeant, und dazu kann
Benutzen er die neue Pelle!"
So warü's gemacht und durchgeführt.
Für Knühl und Krumm warüas zwar schmerzlich,
Doch wußten sie, was sich gebührt,
Und sie bedankten sich noch herzlich.
Die schwache Hoffnung blieb zurück:
Falls Knühl erheblich abgenommen,
Durchs Turmbesteigen nicht mehr dick —
Dann könnt' es wieder anders kommen.
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Zeichnung von M. Claus
Der freien Reichsstadt Knippelsbühl
Der Schneidermeister Meckerling
Der Schneidermeister war gewitzt.
Verpflichtet seit fast dreißig Jahren
Ward heimlich auf das Amt befohlen.
„Hochedle Herren! Jeden Abend
Als Stadtsergeant war Jochen Knühl,
„Sind auch die Kosten nicht gering,
Der Stadtsergeant beim Biere sitzt,
Die Sicherheit der Stadt zu wahren.
Er baue, aber ganz verstohlen,
Vereint, denn das ist mehr erlabend,
Beschlossen wurde im Senat:
Die neue Uniform! Es darf
Mit seinem Freund, dem Türmer Krumm.
Zum Jubeltag sei eine neue
Dem Jubilar nicht Kenntnis kommen.
Ich komm' dazu, werd' Schnaps spendieren,
Und prächt'ge Uniform parat.
Er überlege also scharf:
Und fällt er dann besoffen um.
Daß sie den Stadtsergeanten freue!
Wie wird dem Manne Maß genommen?"
Kann ich die Maße mir notieren."
Vortrefflich fand das der Senat.
Drei Gulden Knippelsbühler Währung
An Kosten für die Äneipentat
Bekam der Schneider zur Bescherung.
Spendabel hat er sie verwandt.
Bis schließlich beide umgesunken,
Der Türmer und der Stadtsergeant;
Der Schneider auch hat stramm getrunken.
2n starkem Nebel nahm er Maß,
Worauf er dann beinah' zwei Wochen
In der verschlossnen Kammer saß,
Damit sich nichts herumgesprochen.
Am Abend vor dem Jubeltag
War dann die Uniform auch fertig.
Doch ach — beinah traf ihn der Schlag:
Jetzt erst ward Unheils er gewärtig.
Beim Bürgermeister wankt er an
Und winselt: „Schwer hat's mich getroffen!
Ich nahm das Maß vom falschen Mann,
Weil ich auch selber sehr besoffen.
Dem Türmer paßt das Waffenkleid,
Ihn machten dünn die vielen Stiegen;
Der Stadtsergeant ist viel zu breit,
Gr kann die Uniform nicht kriegen."
Gleich tritt zusammen der Senat.
Der Fall macht wirklich schwere Sorgen.
Senator Dachs weiß endlich Rat:
„Das Jubiläum ist schon morgen.
Entschließen müssen wir uns flink.
Weil wir bezahlt das Pokulieren.
Ist schuldlos Meister Meckerling:
Drum schlag' ich vor, wir dekretieren:
Weil Jochen Knühl, der StaLtsergeant,
Uns treu gedient seit dreißig Jahren —
Versetzung soll in höher» Stand
Buchstäblich er darum erfahren.
Als Türmer wirke er fortan;
Der Türmer tritt an seine Stelle
Als Stadtsergeant, und dazu kann
Benutzen er die neue Pelle!"
So warü's gemacht und durchgeführt.
Für Knühl und Krumm warüas zwar schmerzlich,
Doch wußten sie, was sich gebührt,
Und sie bedankten sich noch herzlich.
Die schwache Hoffnung blieb zurück:
Falls Knühl erheblich abgenommen,
Durchs Turmbesteigen nicht mehr dick —
Dann könnt' es wieder anders kommen.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Jubiläums-Uniform"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4840, S. 275
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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