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„Mir, bitte, Kaffee ohne Sahne!"

„Sahne ist alle. Darf's mal Kaffee ohne Milch sein?"

Wir wollen keine Mannequins V»n P.ter Fleck--,

„Also, mein lieber Glempinger junior, wir wollen hier in Ober-
schrotbach keine Mannequins. Wir brauchen diese Mädchen aus der
Fremde nicht. Wenn unsere Frauen eine Modenschau sehen, dann
wollen sie bloß alle neue Kleider, und wir müssen bezahlen. Unter
dem alten Glempinger wäre das nicht vorgekommen, daß uns in
Oberschrotbach eine Modenschau gedroht hätte." So sprach sich der
Bezirksamtmann im Lotel „Krone von Portugal" über die Moden-
schau aus, die das Kaufhaus Glempinger an den sieben Plakatsäulen
der Stadt Oberschrotbach angekündigt hatte.

Der junge Glempinger saß kleinlaut am
Tisch der wackeren Bürger, von deren Wohl-
wollen sein Kaufhaus lebte.

„Man muß doch auch einmal etwas Moder-
nes in unsere Stadt bringen," meinte er. Aber
die Tischrunde ließ ihn nicht zu Wort kommen.

Bloß die Frau Wirtin von der „Krone von
Portugal" kam einmal auf einen Sprung vor-
bei und sagte: „Die Frauen freuen sich alle
auf die Modenschau. Lassen Sie nur das Lerz
nicht sinken, Lerr Glempinger. Wir Frauen
von Oberschrotbach gehen für Ihre Moden-
schau durchs Feuer."

Das ist ja ganz schön, dachte sich der junge
Lerr Glempinger, aber wenn mich die Lerren
beim Kegeln nicht mehr anschauen, das ist eben
doch traurig.

„Mir wärs schon lieb, wenn Sie bis nach
der Modenschau nicht mehr zum Kaffee zu
uns kämen, damit Sie meiner Tochter nicht
solche teuren Flausen beibringen," sagte der
Lerr Doktor.

O du meine Güte, dachte der junge Glem-
pinger, und ich habe immer darauf gehofft,
daß ich einmal als Freier ins Laus vom
Doktor kommen darf. Wenn ich nur nie diese
Modenschau in die Wege geleitet hätte.

308

Er ging früh nach Lause. Aber noch lange, nachdem er fort-
gegangen war, grollten die Oberschrotbacher über ihren jungen
Kaufmann. „Der könnte ja alle paar Jahre eine Modenschau
herziehen, und wir müßten alle paar Jahre unseren Frauen ein
neues Kleid kaufen." Das war die Meinung des Tierarztes.

„And niemand mehr könnte sich einen Pfennig zurücklegen,
bei einer solchen Verschwendung," sagte der Vorstand der Spar-
kassenfiliale.

„Ja, das wären bittere Zukunstsausstchten," war die allge-
meine Meinung.

Der junge Glempinger selbst war so verzagt, daß er an
dem großen Tag der Modenschau entgegen seiner ursprünglichen
Absicht nicht einmal an den Bahnhof ging, um die Mannequins
abzuholen. Die Oberschrotbacher sollten sehen, daß er sich wenig-
stens nicht mit ihnen zeigte.

Er war mitten in einer schwierigen Kalkulation, als er auf
dem Marktplatz vor seinem Kaufhaus fröhlichen Stimmenwirr-
warr hörte. Wie er aus dem Fenster schaute, sah er den ganzen
Stammtisch von der „Krone von Portugal" mit einer Schar
lachender Mädchen. Nur der Lerr Doktor fehlte.

Aber schon schnaufte der Wagen des Doktors um die Ecke.
Das ganze Auto war voller Koffer. Es hielt vor dem Kaufhaus.
Das sind ja am Ende meine Mannequins, dachte der junge
Glempinger und sprang vors Laus hinaus.

„Wir waren gerade zufällig unterwegs, als sich die jungen
Damen nach dem Kaufhaus erkundigten, und damit die jungen
Deinen sehen, daß wir Oberschrotbacher Kavaliere sind, haben
wir sie herbegleitet und liefern sie jetzt recht ungern hier ab,"
so sagten die Stammtischbrüder.

Eine junge Person mit einem süßen Gesicht sagte zum jungen
Glempinger: „Ich bin Fräulein Else, und wir freuen uns alle, daß
hier bei Ihnen ein so nettes Publikum ist."

„Das verdanken wir einem Wunder. Vor ein paar Tagen
waren die Lerren noch alle gegen die Modenschau," sagte der Lerr
Glempinger.

„O, was muß ich hören?" fragte Fräulein Else.

„Na ja, man hat ja nicht gedacht, daß so nette Damen nach
Oberschrotbach kommen würden," meinte der Lerr Doktor.

„Zur Strafe kauft sich jetzt jeder von Ihnen eine Karte für heute

lFortsetzung auf Seire 311)

„Lallo, Käptn, bei den Azoren müßt ihr höllisch aus-
passen, allerhand Sturm da, ich Habs kaum geschafft!"
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Titel/Objekt
"Mir, bitte, Kaffee ohne Sahne!" "Hallo, Käptn, bei den Azoren müßt ihr höllisch aufpassen, ..."
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Siebert-Leman, Walter
Mauder, Josef
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1936
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Gartenrestaurant
Seeschifffahrt

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4842, S. 308

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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