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o

Wirkung der Kultur

Ein Eskimo, der still und friedlich in
seiner Schneehütte an der Lutchinson-Bay
auf dem 70. Breitengrad gelebt hatte, wurde
von Walfischfängern mit nach Vancouver
und dort mit in ein Kino genommen. Un-
vermittelt sah er sich der Kultur gegenüber:
er sah in der Wochenschau ein amerikani-
sches Autorennen mit Todesstürzen, eine
Jazzkapelle mit einem stepptanzenden Ne-
ger, Miß Georgia Lind aus Pittsburg,
die mit einem Känguruh an der Leine
spazieren geht, eine Attacke der New Yorker
Polizei auf Sitzstreikende, Mr.Lenry Lali-
burn aus Oklahoma, wie er auf dem Gipfel

einer Platane den Rekord im Baumsitzen hält, die Ausgabe von
Suppe an Arbeitslose in Lollywood und eine Gesellschaft von
jungen Millionären aus derselben Stadt, die mit schönen Film-
stars in einem gläsernen Anterwasser-Lokal soupieren.

Und im Lauptfilm sah der Eskimo
platinblonde Bamps in mehr als ris-
kanten Badetrtkots, Eifersuchtsszenen,

Kliffe in Großaufnahme, Kaskade» von
Glyzerintränen, einen Mord an einem
Ehemann, den die Ehefrau anstiftete,
eine Kindsentführung, ein Maschinen-
pistolen-Duell zwischen zwei Gangster-
banden, ein amerikanisches Zuchthaus,
in welchem die Mörder Fußball spiel-
ten, und schließlich einen Mann, der
unschuldig auf den elektrischen Stuhl
gebracht werden sollte.

Plötzlich brüllte der Eskimo wild
auf, schlug rasend um sich, lobte und
schrie auf eskimoischer wolle die ganze
Welt in Stücke hauen! Man mußte
ihn fesseln und in eine Nervenklinik
bringen.

Bereits anderntags aber teilte die
Lokalpresse mit, daß der untersuchende
Arzt erklärt habe, der Eskimo sei gar
nicht krank; er sei im Gegenteil ein recht
aufgeweckter, ja intelligenter Mensch,

er sei im Kino angesichts der Löhe
unserer Kultur nur von einem vorüber-
gehenden jähen Schwindel befallen
worden . . .

Womit sich der an sich belanglose
Vorfall ja hinlänglich erklärt... A. u.

338

Mft I R E I G E N

Wieder wiegen sich im weichen Wind
Maibeglänzt die grünerblühten Bäume:
Eine wonnevolle Weile sind,

Herz, verwirklicht deiner Sehnsucht Träume.

Laß dich aus, erlöst, und schwing dich mit
ln dem Reigen dieser holden Stunden,
Faß die leichte Hand, die schon entglitt.
Kaum daß du den sanften Druck empfunden.

„Nanu 1 Da muß meine Ahr wieder mal nachgehen 1 Mein erster
Durst meldet sich doch immer pünktlich um Viertel nach zwölf."

Der Gobelin

Grieswurm handelt mit Teppichen und
Gobelins. Polder, der auf dem Lande
wohnt, hat ihm schon manchmal was ab-
gekauft. Jetzt möchte er für das Lerren-
zimmer einen Gobelin mit einem Iagd-
stück haben. Wenn Grieswurm gerade so
etwas habe, möchte er's zur Ansicht schicken;
er wolle nicht eigens deshalb in die Stadt
kommen.

Grieswurm freut sich: ja, er hat solch
einen Gobelin; eine köstliche Rokoko-Iagd-
szene ist darauf. Das Ding wird einge-
packt und an Polder geschickt.

Ein paar Tage später ist der Gobelin
wieder da. Polder bedauert; er habe sich anders besonnen, und der
Preis sei wohl auch etwas zu hoch.

Grieswurm schreibt zurück, er bedauere auch, denn leider habe
er feststellen müssen, daß der Gobelin inzwischen einen Fleck bekom-

men habe. Er sei überzeugt, daß Pol-
der unter diesen Amständen sich doch
zur Abnahme entschließen werde.

Aber Polder denkt nicht daran.
Das falle ihm gar nicht ein, schreibt
er; der Fleck sei ja schon auf dem
Gobelin gewesen — — dafür habe er
Zeugen.

Grieswurm ärgert sich. „So ein
Gauner!" schimpft er, als er seinem
Freunde Strunk das erzählt. „And was
für Subjekte müssen das sein, die sich
da als Zeugen anbieten. Es ist näm-
lich gar kein Fleck auf dem Gobelin;
tadellos ist er abgegangen, und tadel-
los Hab' ich ihn zurückgekriegt."

„Gar kein Fleck?"wundert sichStrunk.
„Aber Mensch — wenn der Mann den
Gobelin nun doch hätte abnehmen
wollen?"

„Ist doch ganz einfach: dann hält'
ich 'nen kleinen Fleck 'raufgemacht, der
leicht wieder 'rausgehl." —»n.

Kleiner Siebenschläfer

„Schämst du dich nicht, so lange zu
schlafen, Länschen?"

„Ach, Mama, ich hatte im Traum
meine Mütze verloren, und die habe
ich so lange gesucht!"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nanu! Da muß meine Uhr wieder mal nachgehen! ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann <Motiv>
Taschenuhr
Durst
Flasche

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4844, S. 338

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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