Fliegende Blätter (188.1938 (Nr. 4823-4848) = 94. Jahrg.)

Pier hätte ich ei» Buch für Sie: „Erste ibiife bei Anfällen/

Kinkerlitzchen

Bei einem Pferderennen in Sydney brach
plötzlich ein heftiger Gewitterregen los, und
dabei wurde aus einem Rappen, der als un-
bekannter Außenseiter gemeldet war, ein
Fuchs, in dem man einen erstklassigen Renner
erkannte. Betrüger hatten ihn gefärbt, um
allein auf ihn zu wetten und dann den ganzen
Totalisakorbetrag einzustreichen.

Nun aber verloren auch die Schwindler
die Farbe.

Bei Christie in London wurden aus der
Sammlung des verstorbenen Kunstliebhabers
Frederick Philipps 43 Gemälde George
Morlands versteigert, Darstellungen ländlichen
Lebens des 18. Jahrhunderts. Einzelne der
Bilder brachten bis zu 40000 Mark. George
Morland ist 1830 im Schuldgefängnis ge-
storben.

And jetzt stellt sich heraus, daß gerade ihm
die Welt viel schuldig geblieben ist.

In Grenoble nahm die Polizei zwei
I5jährige Jungen als Arheber eines Lotterie-
schwindels fest. Sie hatten sich von einem
Drucker 500 Lose für eine „Lotterie zugunsten
kinderreicher Familien" Herstellen lassen und
sie in den nächsten Dörfern verkauft. Ihre
Eltern, wohlhabende Leute, hatten keine
Ahnung davon.

Die Käufer der Lose warteten vergeblich
auf die Ziehung. Die Bengels aber über-
trasen ihre Lose: sie waren mehr als ungezogen.

Für die Zielbeobachtung benutzen die Ar-
tillerietruppen auch den Schall. Nun hat der
380

Verkehrssorgen in London

(Die Londoner U-Bahngesellschaft hat an der
Station Piccadilly-Circus die 18 Pfeiler der Station
numerieren lassen, um Verabredungen zu
erleichtern)

Früher schrieb der Mr. John:
„Treffen Sie mich, süße Mabel,

In der Untergrundstation,

Denn ich hab für Sie ein Faible.

Wollen Sie mir einen Cock-
tail mit Ihrem Anblick würzen,
Sind Sie, bitte, five o’clock
An dem Pfeiler Nr. 14!“

Eine Zierde des Geschlechts,
Pünktlich stand er an dem Pfosten,
Abgezählt von links nach rechts —
Mr. John war auf dem Posten!

Und es wartet platterdings
Ebenfalls an einer Säule,
Abgezählt von rechts nach links,
Mabel eine ganze Weile.

Beide gingen dann davon,

Und nicht grad durchpulst von Wonnen.
Mabel tat es leid und John,

Daß sich gar nichts angesponnen.

Darum ließ man nun geschickt
Jene Pfeiler numerieren.

Alles trifft sich hochbeglückt,

Und es kann nichts mehr passieren.

Und wenn Mabel oder John
Jemals wieder U-Bahn-Gast wird,
Sorgt die brave Direktion,

Daß der „Anschluß“ nicht verpaßt wird.

ft. W.

Ingenieur Maxime Baze dem französischen
Kriegsministerium eine Art „Geräuschtarnung"
vorgeschlagen: durch in leerem Gelände auf-
gestellte Lautsprecher soll Geschützdonner vor-
getäuscht und so das feindliche Feuer dorthin
gelenkt und zwecklos gemacht werden.

Dann würde also auf Lautsprecher ge-
schossen werden. Das hat sich schon mancher
gewünscht.

Stanley C. Giddings, ein heute 37jähriger
Zollbeamter in London, trat 1918, kurz nach
Vollendung seines 17. Lebensjahres, als Frei-
williger in das Leer ein. Zehn Minuten nach
seiner Ankunft an der Front wurde er schwer
verwundet und zurücktransportiert; später
mußte ihm ein Bein abgenommen werden.
Er hat berechnet, daß der Staat für die zehn
Minuten Kriegsdienst ihm im ganzen, 70 Le-
bensjahre angenommen, etwa 60000 Mark
Invalidenhilfe werde zahlen müssen, und nennt
sich deshalb den teuersten Soldaten Englands,
wenn nicht der Welt.

Giddings irrt. Die teuersten Soldaten
sind Generale, die nichts taugen.

Bei der mit dem Autorennen von Tripo-
lis verbundenen Lotterie fiel der Hauptgewinn
von 4,4 Millionen Lire auf das Los Nr. D
10665. Drei Taxischofföre in Addis-Abeba
glaubten, das Los zu besitzen, und jubelten
zwei Tage lang, bis sie entdeckten, daß ihr
Loos die Nummer D 10663 hatte.

Die enttäuschten Männer sind zu bedauern.
Aber wie konnte» sie die 3 mit der 5 ver-
wechseln? Sie müssen doch gerade als Taxi-
schofföre vom Fahrpreisanzeiger her an ge-
naues Lesen von Zahlen gewöhnt sein.