Anders gemeint
„Ich bringe den Teppich für Ihre Frau!"
„Gehen Sie zu ihr ins Zimmer! Bitte
aber erst klopfen!" — „Geklopft ist er schon!"
Hartnäckig
„Ihre Frau Gemahlin nimmt jetzt Ge-
sangsstunden?" — „Ja, die will absolut
mit dem Kehlkopf durch die Wand."
Vorbildliche Sachbehandlung
Zur Lochzeit seiner Schwester wollte
Lerr Stromer von Lamburg bis »ach All-
bayern kommen, ja, er hat sogar ver-
sprochen, den feinsten Lachs zu schicken.
Ein paar Tage vor dem Fest kommt
auch wirklich ein Kistchen an, das in einen
benachbarten Eiskeller gebracht und täglich
zweimal mit frischem Waffer begossen wird.
Am Morgen der Lochzeit kommt auch der
Bruder der Braut persönlich an und fragt
sogleich nach dem vorausgeschickten Kistchen.
Er erfährt auch sofort die Unterbringung
der Sendung im Eiskeller sowie die aus das
Kistchen verwandte Sorgfalt und Behand-
lungsweise. „Ach, du lieber Limmel," ruft
da der Gast in seinem Schmerz, „in der
Kiste ist ja mein Frackanzug I Den Lachs
Hab ich jetzt mitgebracht."
„Nichts zu entschuldigen, unsereiner begleitet
ja auch mal ganz gern 'n hübsches Fräulein!"
Tante Fricdel
tunlichst zu Überdrücken, bestellte Leini rasch eine Runde für alle. Mög-
licherweise fand Johnny inzwischen den abgerissenen Faden wieder.
Nachdem wir getrunken hatten, schien Iann die mitfühlenden
Worte unseres lieben Johnny beantworten zu wollen.
„Jaja," sagte er mit weinerlicher Stimme, „da pflegt man sie
nun viele Wochen hindurch, nimmt alles hin, lebt schließlich wie ein
richtiger Mönch. Dann kommt der letzte Tag, schließlich die letzte
Stunde. Man geht mit zur Bahn — redet ihr gut zu-und
dann — dann--"
Die Rührung wollte Iann schier übermannen. Er leerte sein
Glas und starrte dann trostlos vor sich nieder. Karlchen schluchzte
unterdrückt in sich hinein, Johnny und Leini wischten sich die
Augen. Stürmann, der Wirt, brummte immer nur: „Dunner-
littjen, dunnerlittjen!" Es herrschte eine große Traurigkeit in
unserer Runde.
„Nimms nicht so schwer, alter Schwede!" brummte Leini
und legte Iann die Land auf den Arm. „Tu uns den Gefallen,
alter Freund!"
Iann nickte schweigend vor sich hin. Als er seinen xten Grog
zur Lälfte gelenzt hatte, sah er uns der Reihe nach mit weh-
leidigem Blick an. Dann meinte er betrübt:
„And wenn man bedenkt, daß sie doch vier Wochen lang mir
das Leben schwer gemacht hatte — nein, es ist nicht zu fassen,
nicht zu fassen! And ich rede ihr am Zuge noch zu, doch noch
zu bleiben. Liebe Tante Friede!, sagte ich, mußt du wirklich
schon abreisen? Wirklich, ihr monkeys, das Hab ich ihr gesagt,
mit genau denselben Worten!"
Johnny war aufgestanden und hatte sich neben Ianns Stuhl
gestellt.
„Freunde," wandte er sich dann an uns, „Freunde, wir alle
wissen, mit welcher innigen Zuneigung Iann an seiner lieben
Tante hängt. Wir wissen, welch schwere Stunde er heute durch-
machen mußte. And es ehrt ihn ganz besonders, daß er die Tante
noch zu bleiben bat. Er-"
„Jawohl!" rief Jann laut dazwischen, den Zorn, Trauer und
Grogs in Fahrt zu bringen schienen. „Jawohl — bleibe doch
noch, liebste Tante, Hab ich gesagt! Du würdest mir wirklich einen
großen Gefallen tun, wenn du noch vier Wochen bleiben möchtest!
Mit denselben Worten Hab ich es ihr gesagt, verdammt noch
mal zu! And dann hat sie mich angelächelt, so — wißt ihr — wie
nur Tante Friede! es kann. And dann — dann — ist sie — —"
Johnny nickte, als Iann erschüttert schwieg. „Wissen wir, wis-
sen wir, Iann," sagte er mit geradezu liebevoller Stimme. Das
39!
Der Augenarzt gesteht seine Liebe
„Ich bringe den Teppich für Ihre Frau!"
„Gehen Sie zu ihr ins Zimmer! Bitte
aber erst klopfen!" — „Geklopft ist er schon!"
Hartnäckig
„Ihre Frau Gemahlin nimmt jetzt Ge-
sangsstunden?" — „Ja, die will absolut
mit dem Kehlkopf durch die Wand."
Vorbildliche Sachbehandlung
Zur Lochzeit seiner Schwester wollte
Lerr Stromer von Lamburg bis »ach All-
bayern kommen, ja, er hat sogar ver-
sprochen, den feinsten Lachs zu schicken.
Ein paar Tage vor dem Fest kommt
auch wirklich ein Kistchen an, das in einen
benachbarten Eiskeller gebracht und täglich
zweimal mit frischem Waffer begossen wird.
Am Morgen der Lochzeit kommt auch der
Bruder der Braut persönlich an und fragt
sogleich nach dem vorausgeschickten Kistchen.
Er erfährt auch sofort die Unterbringung
der Sendung im Eiskeller sowie die aus das
Kistchen verwandte Sorgfalt und Behand-
lungsweise. „Ach, du lieber Limmel," ruft
da der Gast in seinem Schmerz, „in der
Kiste ist ja mein Frackanzug I Den Lachs
Hab ich jetzt mitgebracht."
„Nichts zu entschuldigen, unsereiner begleitet
ja auch mal ganz gern 'n hübsches Fräulein!"
Tante Fricdel
tunlichst zu Überdrücken, bestellte Leini rasch eine Runde für alle. Mög-
licherweise fand Johnny inzwischen den abgerissenen Faden wieder.
Nachdem wir getrunken hatten, schien Iann die mitfühlenden
Worte unseres lieben Johnny beantworten zu wollen.
„Jaja," sagte er mit weinerlicher Stimme, „da pflegt man sie
nun viele Wochen hindurch, nimmt alles hin, lebt schließlich wie ein
richtiger Mönch. Dann kommt der letzte Tag, schließlich die letzte
Stunde. Man geht mit zur Bahn — redet ihr gut zu-und
dann — dann--"
Die Rührung wollte Iann schier übermannen. Er leerte sein
Glas und starrte dann trostlos vor sich nieder. Karlchen schluchzte
unterdrückt in sich hinein, Johnny und Leini wischten sich die
Augen. Stürmann, der Wirt, brummte immer nur: „Dunner-
littjen, dunnerlittjen!" Es herrschte eine große Traurigkeit in
unserer Runde.
„Nimms nicht so schwer, alter Schwede!" brummte Leini
und legte Iann die Land auf den Arm. „Tu uns den Gefallen,
alter Freund!"
Iann nickte schweigend vor sich hin. Als er seinen xten Grog
zur Lälfte gelenzt hatte, sah er uns der Reihe nach mit weh-
leidigem Blick an. Dann meinte er betrübt:
„And wenn man bedenkt, daß sie doch vier Wochen lang mir
das Leben schwer gemacht hatte — nein, es ist nicht zu fassen,
nicht zu fassen! And ich rede ihr am Zuge noch zu, doch noch
zu bleiben. Liebe Tante Friede!, sagte ich, mußt du wirklich
schon abreisen? Wirklich, ihr monkeys, das Hab ich ihr gesagt,
mit genau denselben Worten!"
Johnny war aufgestanden und hatte sich neben Ianns Stuhl
gestellt.
„Freunde," wandte er sich dann an uns, „Freunde, wir alle
wissen, mit welcher innigen Zuneigung Iann an seiner lieben
Tante hängt. Wir wissen, welch schwere Stunde er heute durch-
machen mußte. And es ehrt ihn ganz besonders, daß er die Tante
noch zu bleiben bat. Er-"
„Jawohl!" rief Jann laut dazwischen, den Zorn, Trauer und
Grogs in Fahrt zu bringen schienen. „Jawohl — bleibe doch
noch, liebste Tante, Hab ich gesagt! Du würdest mir wirklich einen
großen Gefallen tun, wenn du noch vier Wochen bleiben möchtest!
Mit denselben Worten Hab ich es ihr gesagt, verdammt noch
mal zu! And dann hat sie mich angelächelt, so — wißt ihr — wie
nur Tante Friede! es kann. And dann — dann — ist sie — —"
Johnny nickte, als Iann erschüttert schwieg. „Wissen wir, wis-
sen wir, Iann," sagte er mit geradezu liebevoller Stimme. Das
39!
Der Augenarzt gesteht seine Liebe
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nichts zu entschuldigen, ..." "Der Augenarzt gesteht seine Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 188.1938, Nr. 4847, S. 391
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg